
Mit dieser Art von Anwendung ist Oracle bisher assoziiert. (Foto: Oracle)
Wie die Financial Times (FT) berichtet, gibt es neben Microsoft einen weiteren, als sehr ernsthaft einzustufenden Interessenten an den Aktivitäten Tiktoks in den USA, Kanada, Australien und Neuseeland. Es handelt sich um den B2B-Riesen Oracle, der vornehmlich für seine Datenbank-Software bekannt ist. Wie die Quelle der FT berichtet, sollen Oracle und Microsoft jene Unternehmen sein, deren Gespräche weit fortgeschritten sind und denen ein Abschluss nun am ehesten zuzutrauen sei.
Kauf soll gemeinsam mit bestehenden Anteilseignern erfolgen
Dabei sieht Oracles Akquisitionskonzept offenbar eine konzertierte Aktion mit einigen US-amerikanischen Risikokapitalgebern, darunter Sequoia Capital und General Atlantic, vor. Allesamt sollen bereits zum jetzigen Zeitpunkt Anteile an Tiktok halten. Es erscheint plausibel, dass diese Anteilseigner um einen Weg ringen, Tiktok vor der Zerschlagung ihres US-Geschäfts zu bewahren.
Dabei ist Oracle finanziell durchaus potent. Mit einer Marktbewertung von rund 166 Milliarden US-Dollar und einer mit rund 43 Milliarden Dollar gefüllten Barkasse hätte Oracle ähnlich gute Voraussetzungen wie Microsoft, den Deal zu stemmen.
Sinnhaftigkeit der Akquisition schwer vermittelbar
Dennoch erscheint es skurril, dass ein Unternehmen wie Oracle Interesse an einer Plattform entwickelt, die sich hauptsächlich an Kinder und Jugendliche richtet und deren Sinn allein in Zerstreuung besteht. Während Microsoft wenigstens bereits zum jetzigen Zeitpunkt ein nennenswertes Privatkundengeschäft betreibt, ist Oracles Interesse kaum betriebswirtschaftlich sinnvoll zu erklären.
Oracle bewegt sich bislang ausschließlich im B2B-Segment und versucht dabei mit eher mäßigem Erfolg, seine Cloud-Dienste in Konkurrenz zu Microsoft Azure, Amazons Web Services und der Google Cloud nach vorne zu bringen. Wie Tiktok dabei helfen könnte, entzieht sich selbst großer Fantasie.
In amerikanischen Medien wird daher spekuliert, ob das Interesse Oracles eher politisch begründet sein könnte. Oracle-Chef Larry Ellison hat sich bereits mehrfach als Unterstützer des US-Präsidenten Donald Trump erwiesen. Zuletzt hatte er sogar eine Spendenaktion zur Finanzierung des Wiederwahlkampfs geleitet. So könnte sich Ellison quasi aus „Patriotismus“ zu dem Schritt der Übernahme Tiktoks entschieden haben.
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