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Kolumne

Snap Maps: Wie Snapchat sich Instagram vom Leib halten will

Mit der Funktion „Snap Maps“ könnte sich die Art und Weise der Interaktion mit Snapchat verändern. Ob Snap Instagram so endlich los wird, analysiert Martin Weigert in seiner Kolumne „Weigerts World“.

Von Martin Weigert
3 Min.
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(Screenshot: Youtube)

Für die Snapchat-Mutter Snap waren die letzten Monate nicht leicht, und daran ist vor allem Instagram Schuld. Das zu Facebook gehörende Social Network zieht alle Register, um den Konkurrenten auszustechen. Instagram Stories haben mittlerweile deutlich mehr Nutzer als Snapchat Stories. Fast jede Funktion, die Snapchat entwickelt, wird von der Facebook-Tochter abgekupfert – mit dem Resultat, dass diese weiterhin massiv wächst. 700 Millionen Menschen verwenden Instagram jeden Monat. Snapchats Anwenderwachstum dagegen verlangsamt sich seit einiger Zeit. Zuletzt ließen sich 166 Millionen User täglich in der App blicken (die Anzahl der monatlich aktiven User liegt logischerweise über diesem Wert, ist aber nicht bekannt). Entsprechend uninspiriert verhält sich der Aktienkurs. Doch der fulminante Börsengang vor drei Monaten, bei dem Snap mit 28 Milliarden US-Dollar bewertet wurde, erhöht den Druck auf Snapchat-CEO Evan Spiegel und sein Team.

Location Sharing als Heilsbringer

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Ob und wie Snapchat sich aus dem Wahrnehmungs- und Optimismus-Tief befreien wird, gehört für mich zu den spannendsten Fragen des Tech-Jahrs 2017. Jetzt gibt es eine erste Antwort: Das Unternehmen aus Venice Beach nahe Los Angeles hofft, mit einer in der Vergangenheit von zahlreichen Akteuren erfolglos in Angriff genommenen Idee ein neues Momentum generieren zu können: das Teilen des eigenen Standorts mit Freunden, um spontane Treffen zu ermöglichen oder besondere Events in der Nähe zu entdecken.

Snapchat hat laut TechCrunch das französische Startup Zenly für 250 bis 350 Millionen US-Dollar gekauft und dessen Eigenentwicklung einer „Social Map“ gestern unter dem Namen „Snap Map“ als Teil der Snapchat-App lanciert (ich sehe die Funktion bislang nicht, womöglich dauert der Rollout etwas länger oder ist initial nur für einige Länder aktiviert). Snap Map zeigt auf einer bunten, zoombaren Weltkarte an, wo sich die per Bitmoji dargestellten Kontakte gerade aufhalten, und visualisiert besondere Hotspots mittels einer Heatmap. Nutzer müssen die Kenntlichmachung ihrer Position auf der Karte ihrer Snapchat-Freunde aktiv einschalten, was aus Gesichtspunkten des Schutzes der Privatsphäre begrüßenswert ist.

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Alte Idee, aber bessere Voraussetzungen

Den eigenen Standort per Smartphone zu veröffentlichen, um physische Treffen zu ermöglichen, ist kein neuer Ansatz. In den letzten zehn Jahren haben sich diverse Anbieter daran versucht, darunter Foursquare/Swarm, Loopt und auch Facebook – allerdings erfolglos. Entweder war die technische Umsetzung des stetigen Location-Trackings noch nicht ausgereift, oder es mangelte an der kritischen Masse. Speziell im Falle von Facebook gestaltete es sich auch als schwierig, Nutzer im großen Stil zur Bekanntgabe ihres Standorts zu bewegen.

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Und schließlich wirkt auch die poppige optische Aufmachung sehr kompatibel mit Snapchats Markenidentität und Positionierung.

Snapchats neuer Versuch hat bessere Voraussetzungen: Die technische Umsetzung des Verfahrens ist heute kein Problem mehr. Auch besitzt Snapchat in seinen jüngeren Kernzielgruppen und -märkten eine kritische Masse. Vorteilhaft ist außerdem, dass die Kontaktnetzwerke verhältnismäßig vieler Snapchat-Nutzer in der Kernzielgruppe ihre tatsächlichen physischen Bekanntschaften abbilden, nicht (primär) irgendwelche Fremden. Und schließlich wirkt auch die poppige optische Aufmachung sehr kompatibel mit Snapchats Markenidentität und Positionierung.

Wäre das was für Instagram?

Beim Snapchat-Watchblog Snapchat Daily vermutet man, dass Snap Map die Art und Weise der Interaktion mit Snapchat von Grund auf verändern wird. Wenn das tatsächlich eintritt, dann ist davon auszugehen, dass das Unternehmen nachlegen und die Location-Komponente noch stärker betonen wird. Gerade im Bereich der Event-Discovery (via Heatmap) existiert viel Potenzial, auch in Sachen Monetarisierung. Vorstellbar wäre obendrein, dass Snapchat sich subtil im Dating-Bereich zu etablieren versucht. Eine Option, um den eigenen Standort auch Usern anzuzeigen, mit denen man nicht vernetzt ist, soll es bei Snap Map ebenfalls geben.

Wird Instagram die Funktion nachbauen? Ausschließen kann man es natürlich nicht. Allerdings ist die Facebook-Tochter nach meiner Einschätzung etwas weniger um das private Kontaktnetzwerk herum konzipiert als Snapchat. Je höher der existierende Vernetzungsgrad von sich im „analogen Leben“ nicht oder nur sehr flüchtig persönlich bekannten Nutzern auf einer Plattform ist, desto mehr Hürden und privatsphäre-relevante Fragezeichen existieren bei der Zusammenführung der virtuellen und physischen Welt. Zumindest dann, wenn diese nur ein beiläufiges Anwendungsszenario und nicht den primären Use Case darstellen.

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Ich spekuliere, dass Snapchat derzeit einen besonderen Fokus auf die Entwicklung von Funktionen legt, die für weniger kompatibel mit dem Instagram-Modell gehalten werden. Insofern kann man Snap Maps auch als Versuch verstehen, Instagram das Abkupfern zu erschweren. Warten wir ab, ob die Rechnung aufgeht.

Weitere Kolumnen der Serie Weigerts World findet ihr hier. Ihr könnt die vom Autor täglich kuratierten News zur Netzwirtschaft abonnieren oder seinen wöchentlichen E-Mail-Newsletter mit englischsprachigen Leseempfehlungen beziehen.

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