Es sah fast aus, als hätte die Sonne ein Loch: In der vergangenen ersten Dezemberwoche hat sich ein großer schwarzer Fleck auf dem gelben Zwergstern ausgebreitet. Es war zwar kein echtes Loch auf der Sonnenoberfläche, blieb aber trotzdem nicht ohne Folgen für die Erde.
Ein „Loch“ auf der Sonne: Das steckt dahinter
Wie der Astronom Tony Phillips auf der Monitoring-Website spaceweather.com schreibt, zeigen die Aufnahmen des Nasa-Satelliten Solar Dynamics Observatory ein sogenanntes koronales Loch, das an seiner breitesten Stelle gut 800.000 Kilometer misst. Zum Vergleich: Die Erde hat einen Durchmesser von etwa 12.742 Kilometern – sie würde an der breitesten Stelle also rund 60 Mal in das koronale Loch passen.
Auch wenn der Name es vielleicht vermuten ließe: Mit einem physischen Loch in der Sonne hat so ein koronales Loch wenig zu tun. Vielmehr handelt es sich, so Phillips, um einen „Bereich in der Sonnenatmosphäre, in dem sich die Magnetfelder geöffnet haben“.
Die Öffnung der Magnetfelder bietet dem glühend heißen Sonnenwind, einem Strom geladener Teilchen, der die Sonne permanent umgibt, eine Art Schlupfloch.
Weil der Sonnenwind durch das koronale Loch entweichen kann, ist die Sonnenatmosphäre an dieser Stelle etwas kühler und weniger dicht als in anderen Regionen. In bestimmten Lichtverhältnissen, in extrem ultraviolettem Licht und im weichen Röntgenbereich, so die US-amerikanische Wetter- und Ozeanografiebehörde (NOAA), sehen koronale Löcher deswegen wie dunkle Flecken aus. Im fürs menschliche Auge sichtbaren Lichtspektrum sind sie dagegen nicht zu sehen.
Entwischte Sonnenwinde sorgen für Lichtspektakel
Mittlerweile hat sich das Anfang Dezember entdeckte koronale Loch ohnehin so weit von der Erde weggedreht, dass es auf den Aufnahmen des Solar Dynamics Observatory nicht mehr auftaucht. Bis es sich tatsächlich schließt, können laut der National Oceanic and Atmospheric Administration aber mehr als 27 Tage vergehen – so lange hatten sich in der Vergangenheit beobachtete koronale Löcher gehalten.
Und was wurde aus den Sonnenwinden, die vom 2. bis 4. Dezember Richtung Erde entwichen sind? Kombiniert mit anderen Strömungen dürften sie laut Tony Phillips schwache geomagnetische Stürme gebildet haben. Die machen sich einerseits in entsprechenden Messstationen bemerkbar und werden andererseits am Himmel als Polarlichter sichtbar.