Anzeige
Anzeige
Ratgeber

Softwareentwicklung ist wie Boxen – welche Fragen ein CEO der IT-Abteilung stellen muss

Auf den ersten Blick haben ein Boxer und die IT-Abteilung eines Unternehmens nichts gemeinsam. Unser Gastautor erklärt, wie CEO ihr IT-Team besser verstehen können – indem sie auf den Boxsport blicken.

Von Dr. Christian Maaß
5 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige

Häufig tun sich Entscheidungsträger schwer, den Status quo ihrer IT einzuschätzen. (Foto: Joyseulay / shutterstock)

Dass wir unsere Unternehmen digitalisieren müssen, ist hinreichend bekannt. Wie genau das passieren soll, ist hingegen eine ganz andere Frage. Oft scheitert es bereits daran, dass sich betriebswirtschaftliche Entscheidungsträger damit schwertun, den Status quo ihrer IT richtig einzuschätzen.

Anzeige
Anzeige

Natürlich muss nicht jeder CEO ein begnadeter Techniker sein. Er sollte aber die richtigen Fragen stellen können, um die digitalen PS auf die Straße zu bekommen.

Dabei kann eine einfache Metapher aus dem Boxsport helfen, den Dialog zwischen der betriebswirtschaftlichen und technischen Welt zu optimieren. Eine gute Softwareentwicklung kann man nämlich durchaus mit einem guten Boxer vergleichen. Dessen Fähigkeiten lassen sich anhand der folgenden Kriterien beurteilen:

Anzeige
Anzeige
  1. Ein guter Boxer erzielt Wirkungstreffer, im Idealfall einen KO. Mike Tyson ist ein Paradebeispiel für einen solchen Boxertyp, der im Laufe seiner Karriere selten mehr als zwei bis drei Runden im Ring stand.
  2. Ein guter Boxer ist technisch versiert. Ein Beispiel für diesen Boxertyp ist Henry Maske. Er war weniger für seine physische Stärke oder Wirkung bekannt als für seinen technischen Boxstil, der sich in den meisten Fällen über zwölf Runden zog.
  3. Ein guter Boxer ist offen für das Feedback seines Trainers und kann es im Ring umsetzen. Auf Basis dieser Fähigkeit konnte sich zum Beispiel der britische Boxer David Haye in seinem WM-Schwergewichtskampf gegen den körperlich überlegenen Boxer Nikolai Walujew durchsetzen, indem er die Anweisung seines Trainers befolgte, lieber vor dem Gegner wegzulaufen, als auf einen offenen Schlagabtausch einzugehen.

Wirkungstreffer: Beeinflusst die IT die wichtigsten Geschäftsmetriken positiv?

Software ist schon lange keine Dienstleistungsabteilung mehr, die das Geschäft unterstützt und bei der es primär um die Kostenoptimierung geht.

Spätestens seit dem Mantra „Software is eating the World“ von Marc Andreessen wissen wir, dass in vielen Wirtschaftszweigen bereits heute Software das Geschäft ist beziehungsweise sein sollte. In diesem Fall muss der IT-Bereich folglich die Unternehmensziele und die daraus abgeleiteten Geschäftskennzahlen positiv beeinflussen. Im Idealfall erfolgt so ein Wirkungsnachweis auf Grundlage eines eindeutigen Stimmzettels.

Anzeige
Anzeige

Im Gegensatz zur Boxwelt sind diese Stimmzettel in der Softwareentwicklung zum Glück sehr präzise, da Kundenexperimente zum Alltag gehören (sollten), um den Mehrwert neuer Lösungen aufzuzeigen.

Am bekanntesten sind sicherlich A-B-Tests, bei denen den Kunden zwei Varianten einer Website beziehungsweise Funktion angezeigt werden. Der Gewinner ist die Variante, die statistisch signifikant besser als die konkurrierende Variante abschneidet, indem sie zum Beispiel ganz klar zu mehr Transaktionen führt.

Anzeige
Anzeige

Jedes Unternehmen im digitalen Umfeld muss darüber Auskunft geben können, wie viele solcher Tests es durchführt, welche Metriken beeinflusst wurden/werden und bei wie vielen solcher Tests es wirklich zu einem Wirkungstreffer gekommen ist.

Grundsätzlich gilt: Ein guter Tech-Bereich beeinflusst die wichtigen Geschäftskennzahlen positiv und kann aufzeigen, dass diese Entwicklung nicht vom Zufall getrieben ist! Diskutiert deshalb in eurem Team die Frage, anhand welcher Kennzahlen ihr die Wirksamkeit der Softwareentwicklung beurteilt.

Technische und methodische Versiertheit: Wie oft veröffentlichen die Teams neuen Code?

Ein Boxer kann einen physisch überlegenen Gegner bezwingen. Henry Maske ging in den meisten Fällen ganz bewusst über die volle Distanz, da er kein KO-Boxer war.

Anzeige
Anzeige

Was die zwölf Runden im Boxsport sind, das sind regelmäßige und häufige Releases in der Softwareentwicklung. Das sagt viel darüber aus, wie es etwa um die Softwarearchitektur oder Arbeitsweise des Unternehmens im Allgemeinen bestellt ist. Gute Teams sind dazu in der Lage, solche Releases mehrmals am Tag durchzuführen. Bei Unternehmen mit technischen Schulden ist es hingegen nicht ungewöhnlich, dass sich dieser Prozess mitunter über Tage, Wochen oder gar Monate hinzieht.

Die einfache Frage danach, warum der Status quo nun so aussieht, wie er nun einmal aussieht, führt dann schnell zu Themen wie der Qualität oder Testbarkeit des Codes oder der Arbeitsweise und Erfahrung des Teams.

Die Neugier und Offenheit, sich mit solchen Themen auseinanderzusetzen, ist viel wichtiger als die Fähigkeit, alle diese Dinge im Alltag selbst bis ins letzte Detail angehen zu können. Viele Digitalisierungsvorhaben scheitern nämlich genau deshalb, weil viele Entscheidungsträger diese technische Neugier nicht hinreichend an den Tag legen.

Anzeige
Anzeige

CEO sollen daher mit ihrem IT-Bereich darüber sprechen, wie oft im Unternehmen neue Releases veröffentlicht werden.

Feedback: Wie schnell kann das Datenteam Fragen der Fachabteilung beantworten?

Ein Boxtrainer sieht den Kampf analytischer als der Boxer in der Hitze des Gefechts. Diese Fähigkeit ist wichtig, um den Boxer in der Ringpause wieder aufzurichten oder korrigieren zu können. Der unmittelbare Austausch zwischen Trainer und Sportler erscheint uns als normal.

Im Gegensatz dazu haben sich viele von uns im Alltag daran gewöhnt, dass Analysen zu bestimmten Geschäftsvorfällen durchaus länger dauern können, was allerdings erstaunt: Ähnlich wie bei einem Boxkampf müssen wir auch als Unternehmen dazu in der Lage sein, möglichst schnell auf veränderte Gegebenheiten oder Kundenfeedback reagieren zu können.

Anzeige
Anzeige

Gute Tech-Bereiche sind dazu in der Lage, die erforderlichen Daten zur Beantwortung fachlicher Fragen aus dem Effeff bereitzustellen. Dabei geht es nicht nur um Daten zur Umsatzentwicklung.

Es sollte heutzutage ohne größeren Aufwand möglich sein, Kundenkohorten zu analysieren oder die Kundenakquisitionskosten segmentspezifisch dem Customer-Lifetime-Value einer Kundenbeziehung gegenüberstellen zu können.

Wenn solche Auswertungen viel Zeit in Anspruch nehmen, sagt dies mindestens zwei Dinge aus: Zum einen besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass womöglich noch gar keine richtige Datenorganisation existiert, zum anderen sollte man sich in diesem Fall aber auch die Frage stellen, warum man als Unternehmen im Jahr 2022 noch nicht so weit ist und ob man die Bedeutung von Daten für ein erfolgreiches Digitalgeschäft hinreichend verstanden hat.

Anzeige
Anzeige

Als grobe Faustregel können wir somit festhalten: Je länger die Antwort des Datenteams bei grundlegenden Fragen auf sich warten lässt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass man in puncto Datenkompetenzen noch nicht da ist, wo man sein sollte.

Fazit

Drei Fragen zu stellen, kann ohne tiefgreifende technische Kompetenzen aufzeigen, wie es um die eigene IT und deren Arbeitsweise bestellt ist. Dabei geht es weniger darum, ein Urteil im Sinne eines „gut“ oder „schlecht“ zu fällen. Die hier skizzierten Fragen sollten vielmehr dazu beitragen, den Dialog zwischen betriebswirtschaftlich und technisch versierten Abteilungen zu verbessern.

Je größer beziehungsweise geringer das gemeinsame Verständnis zwischen diesen Bereichen ausfällt, desto effektiver und effizienter lässt sich ein Digitalgeschäft aufbauen oder gegen die Wand fahren – im Idealfall sollten CEO sich auf den Aufbau konzentrieren.

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Schreib den ersten Kommentar!
Bitte beachte unsere Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Melde dich mit deinem t3n Account an oder fülle die unteren Felder aus.

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Anzeige
Anzeige