Warum der Jahreswechsel für spanische Hochgeschwindigkeitszüge zum Problem wurde

Nichts geht mehr. Beim spanischen Bahnbetreiber Renfe kam es beim Jahreswechsel zu einem Totalausfall der Hochgeschwindigkeitszüge Talgo Avril. (Symbolfoto: Colinmthompson/Shutterstock)
Hierzulande ist man es ja von der Deutschen Bahn gewöhnt, dass die Schienenverkehrsbetreiber regelmäßig von Phänomenen wie leichtem Schneefall im Dezember überrascht werden und dadurch das komplette Transportsystem für mehrere Tage komplett zusammenbricht.
In den letzten Tagen mussten auch die Spanier erfahren, was es heißt, wenn mehr als zwei Dutzend Zugverbindungen ausfallen und tausende Passagiere nicht ans Ziel kommen, weil ein bestimmter Zugtyp nicht mit einem vorhersehbaren Ereignis klargekommen ist: dem Jahreswechsel.
Kommunikationsfehler zwischen Betriebssystem und Batterie verursacht Bahnchaos
Wie die spanische Tageszeitung El País berichtet, fielen bei der staatlichen Bahngesellschaft Renfe am Neujahrsmorgen um 7:00 Uhr alle Züge des Typs Talgo Avril aus. Verantwortlich dafür war offenbar ein Kommunikationsfehler zwischen den Zugbetriebssystemen und den Batterieladegeräten, ausgelöst vom Jahreswechsel auf 2025.
Insgesamt fielen ganze 28 Zugverbindungen aus. Rund 24.000 Passagiere konnten ihre Reise auf den Strecken von Madrid nach Galicien, Asturien, Barcelona, Valencia und Murcia nicht antreten. Obwohl Renfe durch kostenlosen Schienenersatzverkehr und mehr Zügen auf alternativen Strecken zu intervenieren versuchte, war das Chaos kaum noch aufzuhalten. Es kam zu erheblichen Verzögerungen.
Der Batteriehersteller Ingeteam und die Ingenieure des Bahnbetreibers arbeiteten mit Hochdruck an einer Lösung des Problems und konnten die Störung schließlich beheben. Der fahrplanmäßige Betrieb wurde allerdings erst am 2. Januar wieder vollständig aufgenommen.
Vom Prestige-Objekt zum Millionengrab: Pannenserie beim Talgo Avril
Der Talgo-Avril ist ein Hochgeschwindigkeitszug, der Geschwindigkeiten von 330 bis 380 Kilometer pro Stunde erreicht. Damit übertrumpft er den ICE um 30 bis 80 Kilometer pro Stunde– sofern er denn fährt. Denn der Talgo Avril ist mittlerweile berüchtigt für seine hohe Ausfallquote.
Schon im Mai 2023, nur zweieinhalb Monate nach Inbetriebnahme der Talgo-Avril-Züge wurden bei Renfe 479 Störfälle verzeichnet. Im Schnitt bedeutet das sechs Vorfälle pro Tag. Dadurch haben die eigentlich als Prestige-Projekt geplanten Züge Renfe schon horrende Verluste eingebracht.
Allein über eine Million Euro Schaden entstand bisher durch vom Talgo Avril verursachten Stornierungen.