320 Millionen Menschen verwenden mittlerweile Spotify. Damit ist der schwedische Anbieter der mir Abstand größte Musik-Streaming-Dienst der Welt. Schon alleine durch die große Reichweite haben Spotifys Empfehlungsalgorithmen einen nicht unerheblichen Anteil daran, welche Lieder bekannt werden und welche nicht. Jetzt will Spotify Musikern die Möglichkeit geben, diese Algorithmen zu beeinflussen – gegen Bezahlung, versteht sich.
Allerdings sollen Musiker oder Labels nicht direkt ihre Songs in den für jede Nutzerin und jeden Nutzer automatisch generierten Empfehlungslisten platzieren können. Jedoch sollen sie die Möglichkeit bekommen, einzelne Songs als besonders wichtig zu markieren. Dieser Hinweis soll dann zusammen mit vielen anderen Faktoren die Entscheidung des Algorithmus beeinflussen.
Im Gegenzug will Spotify einen Anteil der Tantiemen haben, wie das Unternehmen in einem Blogbeitrag erläutert. Das Geld muss zwar nicht vorab bezahlt werden, wenn der Eingriff in den Algorithmus aber zu höheren Abspielraten führt, zahlt Spotify dem jeweiligen Musiker weniger Geld dafür aus. Wie viel Geld Spotify am Ende einbehalten will, erklärt das Unternehmen nicht. Zum Start soll das Ganze ausschließlich in Spotifys Radio- und Autoplay-Format getestet werden.
Spotify: Musiker kritisieren „Pay to play“
In der Vergangenheit wurde Spotify immer wieder von Musikern dafür kritisiert, dass sich der Dienst der Pay-to-play-Methoden bediene. Größere Labels hätten dadurch bessere Chancen, viele Menschen zu erreichen. 2019 führte der Streaming-Dienst beispielsweise ein Werbeformat ein, durch das Labels neue Alben großflächig bewerben konnten. Die Anzeigen wurden gezielt an Menschen ausgespielt, die von Spotify als Fans der betreffenden Band identifiziert wurden. Laut dem Rolling Stone zahlen Labels dafür 0,55 US-Dollar pro Klick.
Vor allem unabhängige Musiker fühlen sich von dem Spotify-System benachteiligt. Unter dem Namen Justice for Spotify haben die kürzlich eine Petition gestartet, die von mittlerweile mehr als 16.000 Musikern unterzeichnet wurde. Die Unterzeichner fordern unter anderem, dass Spotify alle Wege offenlegt, durch die das Unternehmen abseits von Abonnements und klassischer Werbung Geld verdient.
„Spotify sollte nicht in dem Geschäft sein, Künstlern Zugang zu ihrer eigenen Fangemeinde zu verkaufen“, heißt es in Forderungen. Außerdem wollen die Unterzeichner, dass Spotify mindestens 0,01 Dollar für ein abgespieltes Lied an die Urheber bezahlt. Derzeit bewegt sich die durchschnittliche Bezahlung für einen Stream bei nur etwa 0,0038 Dollar.
Während die Coronakrise vielen Musikern die Möglichkeit genommen hat, mit Auftritten Geld zu verdienen, erregte Spotify-Gründer Daniel Ek Ende Juli die Gemüter. In einem Interview kritisierte Ek Musiker, die sich am Spotify-Prinzip stören und erklärte: „Man kann nicht alle drei bis vier Jahre einmal Musik aufnehmen und denken, das reicht.“ Damit löste der Multimilliardär einen Shitstorm in den sozialen Medien aus.
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Ich weiß nicht ob ich da richtig informiert bin, aber Spotify zahlt bereits recht unterdurchschnittlich im Vergleich zu anderen Streaming Anbietern. Die Musiker sollten aktiv ihren Fans andere Streaming Dienste empfehlen.
Ähnlich hatten zwei Essens-Lieferdienste es geschafft mich zu überzeugen, nicht mehr über das Liefernetzwerk, sondern bei Ihnen direkt zu bestellen.
Ich persönlich höre viel Musik von Künstlern, die weniger bekannt sind. Einige von diesen produzieren leider seit einigen Jahren schon keine neuen Songs mehr, weil es wohl vorher schon „nicht gereicht“ hat. Danke Daniel Ek, für deine „Weitsicht“ :-(
Mein favorisierter Streaming Dienst ist zwar leider auch nicht der bestzahlende, aber immerhin über Durchschnitt. Und meine liebsten noch aktiven Musiker will ich jetzt ein bisschen mit dem Kauf von Merch-Produkten unterstützen.
Dank der Abrechnungs-Art der meisten Streamingdienste werden die Songs immer kürzer. Bei recht eintönigen Titeln mag das egal sein, aber Titel mit viel Variation und „Epicness“ wird es damit kaum mehr geben.
Zudem habe ich mal irgendwo gelesen, dass das Abrechnungssystem der meisten Streaminganbieter sehr unfair ist. Ich hab es nicht mehr genau im Kopf, aber ich weiß noch, dass nicht absolut pro gestreamten Song ausgezahlt wird, sondern in irgendeinem prozentualen Verhältnis. Somit fließt trotz kurzzeitiger vermehrter Streams eines weniger bekannten Künstlers, trotzdem nicht mehr Geld an diese.
Dass Spotify nun aber auch noch so eine Aktion fährt: Unglaublich. Wie wollen die weniger bekannten Künstler das ganze denn schaffen?
So sehr ich Musikstreaming generell lieb gewonnen habe, aber für meine Favoriten-Musiker tut es mir leid. Es muss sich unbedingt was in diesem Sektor tun. Und leider ist es meistens nur der Branchenführer, der wirklich etwas bewegen und verändern kann. Der aber, knüppelt nun nur noch mehr auf die Schwächeren seiner „Lieferanten“ ein.