Startup-Check: 6 Startups, die man 2023 auf dem Schirm haben sollte

Vom Ring zum Bezahlen bis zum Startup, das per Drohne die Wälder aufforsten will: In jedem t3n Magazin stellen wir sechs spannende Jungunternehmen aus dem deutschsprachigen Raum vor. Diesmal mit dabei: Workgenius aus Hamburg, Skyseed aus Berlin und Pagopace aus Köln. Ob Schmuckstücke als Zahlungsmittel oder Drohnen, die bei der Wiederaufforstung helfen: Die Geschäftsfelder, in denen in Deutschland gegründet wird, sind vielfältig. [tableofcontents] Pagopace: Ring statt Kreditkarte Spätestens seit der Coronapandemie ist das Bezahlen per Smartphone oder Smartwatch für viele normal. Pagopace ergänzt die Welt des kontaktlosen Bezahlens jetzt um ein weiteres Wearable: einen Ring aus Keramik. Der kostet 89 Euro, kommt dank NFC-Technologie ohne Akku oder Handy-Verbindung aus, ist wasserdicht und soll überall dort funktionieren, wo man auch mit Kreditkarte bezahlen kann. Seit dem Marktstart im Herbst 2021 hat das eigenfinanzierte Startup aus Köln nach eigenen Angaben eine fünfstellige Anzahl an Pagos verkauft. Neben einem Onlineshop gibt es seit Juli einen Flagship-Store in Köln. Unser Urteil: Der Pago-Ring ist ein spannendes Gadget und soll Kundenbewertungen zufolge gut funktionieren. Wer ihn nutzen will, braucht dafür aber entweder eine Comdirect-Kreditkarte oder Vimpay. Der Haken an Vimpay: Der Service kostet, wenn man mehr als das Basis-Angebot nutzen möchte. Für das „Ultra“-Paket werden bei einer Laufzeit von zwölf Monaten acht Euro pro Monat fällig, das „Comfort“-Angebot ohne Vertragslaufzeit gibt es für drei Euro pro Monat. Workgenius: Recruiting-KI Das Hamburger Startup Workgenius nutzt für seine Plattform künstliche Intelligenz (KI), um Freelancer:innen und Unternehmen zusammenzubringen. Abgedeckt wird dabei eine große Bandbreite an Berufsfeldern, von Grafiker:innen über Finanzexpert:innen, Entwickler:innen und HR-Spezialist:innen bis zu Marketing-Professionals. Die Vermittlung erfolgt laut dem Unternehmen ausschließlich basierend auf den Skills der Freelancer:innen, wodurch Kompetenzen und Erfahrungen im Vordergrund stehen sollen. Demografische Angaben wie Nachname, Geschlecht oder Alter werden von der KI-Anwendung ausgeblendet. Unser Urteil: Die Idee ist gut, die Umsetzung der Plattform jedoch laut einiger Nutzer:innen ausbaufähig. Einige Fachkräfte bemängeln Preisdumping sowie eine Vielzahl nicht relevanter Aufträge. Zudem ist die Frage, inwieweit eine künstliche Intelligenz wirklich komplett unbiased sein kann – denn jede KI-Anwendung wird in der Regel anfangs von Menschen trainiert. Skyseed: Drohnen, die Bäume säen [caption id="attachment_1497498" align="alignnone" width="620"] (Abbildung: Skyseed)[/caption] „Papa, der Wald ist so still“ – diese Aussage seines Sohnes hat den Skyseed-Mitgründer Dominik Wind zum Nachdenken gebracht. Ihm sei bewusst geworden, wie stark der Wald bereits unter den steigenden Temperaturen und den langen Trockenphasen leidet. Sein Berliner Startup Skyseed will jetzt mit Schwerlastdrohnen, die pelletierte Samen abwerfen, brachliegende Waldflächen aus der Luft schnell wiederaufforsten. Derzeit sind zwei Drohnen im Wert von jeweils 25.000 Euro im Einsatz, eine dritte wird entwickelt. Die Zielgruppe für den Aufforstungsdienst sind alle Waldbesitzende, von Privatpersonen bis hin zu Waldgenossenschaften und Forstbetriebsgemeinschaften. Nach eigenen Angaben sind in der Beta-Phase rund 20 Hektar Land besät worden. Seit der Gründung 2021 hat Skyseed insgesamt rund 2,6 Millionen Euro an Angel- und Seed-Kapital eingesammelt. Unser Urteil: Die Idee, Wälder mit Saatgut aus der Luft wieder aufzuforsten, ist gut, insbesondere für große oder schwer zugängliche Schadflächen sowie Monokulturwälder. Bislang sind es in erster Linie bürokratische Hürden, die Skyseed im Weg stehen. Doch es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis diese aus dem Weg geräumt werden, denn die Nutzung von Saatdrohnen zur Wiederbewaldung steht sogar im Koalitionsvertrag. Heyvie: Neuro-App gegen Kopfschmerz „In neun Minuten pro Tag weniger Schmerzen und Stress“, das verspricht die App Heyvie des Karlsruher Startups Haive. Das Konzept: Mittels bestimmter „Neuroübungen“ sollen Patient:innen Schmerzen und Stress selbst reduzieren können. Das Angebot richtet sich derzeit in erster Linie an Menschen mit Migräne. Die Dreimonatsprogramme „Migräne assisted“ und „Rückenschmerzen assisted“ kosten jeweils rund 250 Euro. Bislang konnte das 2021 gegründete Startup insgesamt rund 500.000 Euro von zwei Venture-Capital-Investor:innen und vier Business-Angels einsammeln. Unser Urteil: Neurozentrisches Training ist ein Ansatz zur Leistungsoptimierung und Schmerzlinderung sowie -prävention, der beim Gehirn ansetzt. Die Idee dahinter: Sowohl Bewegung als auch Schmerzen entstehen im Kopf, daher soll das Gehirn auch in moderne Präventions- und Rehabilitationsprotokolle miteinbezogen werden. Ob das neurozentrische Training jedoch mehr als einen Placeboeffekt leisten kann, ist fraglich. Bislang gibt es keine belastbaren Belege dafür. Du willst gründen, weißt aber nicht, wie? In unserem Guide erhältst du eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für deine erfolgreiche Gründung! [ctabutton url="http://t3n.de/guides/startup-guide/"]Jetzt lesen![/ctabutton] Vidby: Videoübersetzung in Echtzeit Zunächst haben Alexander Konovalov und Eugen von Rubinberg einen Messengerdienst mit Übersetzungsfunktion namens Drotr gegründet, 2021 folgte das Startup Vidby: Die KI-gestützte Software soll Videos in Echtzeit übersetzen. Nach eigenen Angaben erreicht Vidby derzeit eine Übersetzungsgenauigkeit von etwa 99 Prozent in über 70 Sprachen. Die Zielgruppe für das Abo-Modell – das Starterpaket gibt es ab 750 US-Dollar – sind neben Unternehmen, Universitäten und staatlichen Organisationen auch Influencer:innen. Zunächst hat sich das Schweizer Unternehmen nach eigener Aussage selbst finanziert, dann Angel-Investor:innen gefunden und inzwischen einen Teil seiner Aktien tokenisiert. Unser Urteil: Einer der ersten Textbausteine auf der Vidby-Website scheint direkt keine gute Werbung für das Tool zu sein: „Video ist schnell und gut übersetzt für internationale Teams, Märkte und Wissen“, heißt es da. Diverse Konzerne scheinen allerdings Potenzial zu sehen: Unter den Kund:innen sind laut Website Unternehmen wie Webex und Siemens. Pink Elements: Web3-Plattform für Umweltdaten [caption id="attachment_1497530" align="alignnone" width="266"] (Abbildung: Pink Elements)[/caption] Bislang waren die Informationen über Wasser- und Luftqualität beschränkt. Das wollte der Seriengründer Michael Hank ändern und gründete 2021 Pink Elements. Das Startup will das führende Web3-basierte Netzwerk für den Austausch von Umweltdaten werden und so zu mehr Transparenz und einer Demokratisierung von Umweltdaten beitragen. Jede:r Nutzer:in kann dabei selbst Informationen via App hochladen, kommentieren oder bewerten. Um eine Basis zu schaffen, will Pink Elements selbst möglichst viele bereits frei zugängliche Daten integrieren. Finanziert wird das Projekt durch eine eigene Ethereum-basierte Kryptowährung namens Pink Token, deren Anzahl auf maximal eine Milliarde festgelegt ist. Verkaufsstart ist im Herbst 2022. Unser Urteil: Mithilfe von Blockchain-Technologie soll eine Plattform mit transparenten und verlässlichen, weil nachprüfbaren Daten entstehen. Machine Learning soll es zudem ermöglichen, Zusammenhänge schnell zu erkennen und Rückschlüsse aus Datenentwicklungen in der Vergangenheit zu ziehen. Damit werden umfassende Prognosemodelle und intelligente Vorhersagen möglich. Dabei gilt allerdings: Die Güte der Vorhersagen wird nur so gut sein, wie die Güte und Vollständigkeit der eingetragenen Daten, die als Basis dienen.