Um 1600 hatte der Wissenschaftler Johannes Kepler erste theoretische Überlegungen zum Sonnensegeln angestellt – in einem Brief an Galileo Galilei. Die Idee: Wie beim Segeln auf der Erde sollen Segel an Raumschiffen im All vorangetrieben werden. Als Antriebskraft wirken statt dem Wind Sonnenlichtstrahlen. Mithilfe von sehr dünnen, dafür aber riesigen Sonnensegeln könnten Raumschiffe oder Sonden theoretisch ein Fünftel der Lichtgeschwindigkeit erreichen. Einige Missionen nutzten die Antriebsart schon erfolgreich aus. Jetzt folgt ein französisches Startup.
Gama will günstigere Allausflüge ermöglichen
Das 2020 von Louis de Gouyon Matignon, Thibaud Elziere und Andrew Nutter gegründete Raumfahrtunternehmen Gama arbeitet derzeit an der Entwicklung eines günstigen Sonnensegels. Der Unterschied zu ähnlichen Unternehmungen, etwa der Nasa oder der Breakthrough Initiatives des russischen Milliardärs Juri Milner, soll sein, dass sich das Gama-Segel durch Drehungen des Satelliten einfacher entfaltet. Dadurch könnte das Segel größere Ausmaße annehmen und günstiger ins Weltall transportiert werden. Außerdem soll der Start einer entsprechenden Mission in Rekordzeit über die Bühne gehen, wie Mitgründer Nutter gegenüber Techcrunch sagte.
Geplant ist, dass das 73,3 Quadratmeter große Sonnensegel an Bord eines Cubesat-Satelliten im Oktober 2022 von einer Falcon-9-Rakete von SpaceX in einen Orbit von 550 Kilometern transportiert wird. Bei dieser ersten Mission soll aber lediglich das Entfalten des Sonnensegels demonstriert werden. Erst ab einer Höhe von 800 Kilometern würden die Anziehungskräfte der Erde von dem Strahlungsdruck des Sonnenlichtes merklich übertroffen, so Nutter.
Sonnensegel bringt Sonde 2025 zur Venus
Entsprechend weiter weg von der Erde soll dann eine zweite Mission gehen, die für das Jahr 2024 geplant ist. Mit einem größeren Sonnensegel und einem Navigationssystem an Bord soll dann die Steuerung einer Sonde getestet werden. 2025 will Gama eine Mission zur Venus auf die Beine stellen – „zu erheblich geringeren Kosten“ als bisherige Missionen, wie Nutter gegenüber tech.eu betonte. Finanziell unterstützt wird Gama dabei von der französischen Investmentbank BPI, der Raumfahrtbehörde CNES und weiteren Investor:innen, darunter etwa Apples Nicolas Pinto und Marie Outtier von Twitter. In einer entsprechenden Finanzierungsrunde kamen zwei Millionen Euro zusammen.