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Startup-Phänomen Yo: Wie eine App ohne Funktion 1 Million Dollar einsammeln konnte

Wie konnte das bloß passieren? Mit Yo macht derzeit eine App Schlagzeilen, die eigentlich nichts kann. Und: Sie macht auch noch Geld. Die Geschichte eines ziemlich gelungenen April-Scherzes.

Von Florian Blaschke
5 Min. Lesezeit
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Eine App, die eigentlich nichts kann: Yo. (Bild: iTunes/Shapeit)

Wie zweimal eine Million einen Hype auslösen

Eine App, die eigentlich nichts kann: Yo. (Bild: iTunes/Shapeit)

Eine App, die eigentlich nichts kann: Yo. (Bild: iTunes/Shapeit)

Or Arbel und Moshe Hogeg müssen unglaublich glückliche Menschen sein. Ihre erste Million haben sie nicht nur einmal, nein, sie haben sie gleich zweimal gemacht. Zuerst eine Million Nutzer für ihre App „Yo“, dann eine Million Dollar von risikofreudigen Investoren. Oder war es andersrum? Arbel und Hogeg dürfte das egal sein.

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Dass zweimal eine Million einen solchen Hype auslösen, wie er derzeit um „Yo“ tobt, liegt allerdings nicht an den blanken Zahlen. Eine Million Dollar, das ist auch im Silicon Valley nicht wenig Geld – und eine Million, das sind auch für eine App nicht wenig Nutzer. Doch außergewöhnlich ist beides noch nicht wirklich. Außergewöhnlich ist, dass bis heute noch niemand verstanden hat, wie das eigentlich passieren konnte. Denn „Yo“, die App, die Arbel entwickelt hat und die Hogeg zu finanzieren versucht, kann fast nichts.

Es ist ein bisschen peinlich, mit einer solchen App an den Markt zu gehen

Wohlwollend könnte man sagen, Yo sei ein Soziales Netzwerk. Nutzer können sich einen Account anlegen und Freunden dann eine Nachricht schicken. Und „eine Nachricht“ ist bei Yo wörtlich gemeint, denn diese beinhaltet eben nur das Wörtchen Yo. Sonst nichts. Keine Likes, keine Kommentare, keine Emoticons. Nur eine Push-Mitteilung erhalten Nutzer, die ein Yo bekommen. Puristische Kommunikation, die auf den ersten Blick wie Nonsens wirkt. Und die dennoch erfolgreich ist.

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Dass damit nicht mal Arbel und Hogeg gerechnet haben, zeigt, dass sie die App zunächst anonym in den App-Stores eingereicht haben – und das auch noch am 1. April. Ein bisschen peinlich sei es ihnen schon gewesen, mit solch einer „beknackten“ Idee wirklich an den Markt zu gehen. Verständlich irgendwie.

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„This is the stupidest, most addictive app I’ve ever seen in my life“

NEXT Berlin)

Dabei ist dieses Projekt nicht das erste, an dem Arbel und Hogeg gemeinsam arbeiten. Schon in Israel hatte Arbel für den Unternehmer und Investor Hogeg programmiert, der unter anderem das Foto- und Video-Startup Mogli gegründet hat. Doch während hinter diesem Tage und Wochen harter Arbeit stecken, soll Arbel Yo in nur acht Stunden entwickelt haben. Acht Stunden für zwei mal eine Million. Man kann seine Zeit schlechter investieren.

Noch wichtiger als diese acht Stunden aber war vielleicht der Besuch von Robert Scoble bei Hogeg. Selbst der springt inzwischen für die minimalistische App in die Bresche. Die Kritiker sollten doch etwas offener für solche Ideen sein, meint er.

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Angebote von mehr als 2,5 Millionen US-Dollar für Yo

Kurze Zeit nach den Posts kamen die ersten Investoren-Mails bei Hogeg und Arbel an. Das Problem: Sie wollten wissen, welche Vision die beiden verrückten Israelis hatten. Hogeg musste ihnen sagen: Es gibt keine. Es gibt auch kein Team. Doch die Zahlen, die Interaktion der User, alles sprach für die App. Und die Frage, die sich auf die beiden Gründer von Yo immer wieder stellten, war: Würden wir in eine solche App investieren? Und ihre Antwort war: „Hell, yes!

Die Geldgeber im Silicon Valley sehen das offensichtlich genau so. 500.000 Nutzer, die in den ersten drei Monaten vier Millionen Yos verschickt haben, waren ein erstes Ausrufezeichen. Die erste Million Nutzer vor einigen Tagen dürfte sie bestätigt haben – sogar mehr als 2,5 Millionen US-Dollar sollen Hogeg und Arbel für Yo angeboten worden sein. Doch spätestens jetzt kommt das große Fragezeichen: Wie monetarisiert man ein Projekt wie Yo? Eine App, bei der es die User wohl kaum hinnehmen würden, wenn sie mit Funktionen aufgebohrt, mit Werbung gespickt oder für Geld, und seien es nur 50 Cent, angeboten werden würde?

Immerhin: Ideen, wie sich mit Yo Geld verdienen ließe, hat Arbel. Die Kaffehauskette Starbucks etwa hätte er gerne als Partner. Dort könnten Kunden, die bisher mit Namen ausgerufen werden, wenn ihr Kaffee fertig ist, ein „Yo“ auf das Smartphone geschickt bekommen. Fraglich, ob all das wirklich ernst gemeint ist. Fraglich auch, ob Starbucks wirklich Geld für ein Feature auf den Tisch legen würde, das eines der Markenzeichen des Unternehmens torpediert – selbst wenn das viele Kunden ganz offensichtlich nervt. Und noch einen weiteren Plan haben Arbel und Hogeg: Sie wollen die API für Entwickler öffnen, damit sie Yo-Benachrichtigungen in ihre Apps integrieren können. Wie das aussehen soll? Warum Entwickler das machen sollten? Das wissen Arbel und Hogeg vermutlich auch noch nicht.

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Ein Yo kann „Wie geht’s Dir?“ heißen oder „Ich liebe Dich!“

„Seit ich ‚Yo‘ heruntergeladen habe, haben sich alle meine Beziehungen verbessert und der Großteil meiner Haare ist nachgewachsen!“

Was die beiden Männer hinter Yo aber wissen: „Gimmicks don’t survive.“ Am Markt überleben nur Apps, die einen Mehrwert bieten, wie auch immer der aussieht. Zwar ist ein Yo, das ein Nutzer über die App verschickt, überaus flexibel einsetzbar. Es kann „Wie geht’s Dir?“ heißen oder „Ich liebe Dich!“, es kann signalisieren, dass man aus dem Urlaub zurück ist oder schlicht, dass man Langeweile hat. Die Bedeutung ergibt sich aus dem Kontext – und daraus, wer wem das Yo schickt. All das klingt gar nicht mal unnütz. Vielleicht auch deshalb suchen die beiden jetzt Mitarbeiter, ganz konkret einen Android- und einen Backend-Entwickler. Und das ist auch dringend nötig, schließlich wurde erst vor kurzem eine signifikante Sicherheitslücke in der App bekannt, erste Nutzer wurden schon gerickrollt – ihr Yo wurde von Hackern durch Rick Astleys „Never Gonna Give You Up“ ersetzt. Bei allem Humor: Mit kaum etwas verspielt man sich schneller das Vertrauen.

Dazu kommt: Nutzerdaten aus Israel zeigen, dass die allerersten Nutzer die App entweder wieder gelöscht haben – oder nur noch wenige Yos am Tag um die Welt schicken. Und Arbel und Hogeg wissen das. Sie wissen aber auch: In Apples App-Store hat Yo mehr als 160 Bewertungen, im Schnitt bekommt die App über vier Sterne, bei der aktuellen Version sind es fünf. Wie zuverlässig diese Bewertungen allerdings etwas über die tatsächliche Qualität der App aussagen, ist fraglich. Vor allem, wenn man sich einige der Kommentare näher anschaut. „‚Yo‘ ist ein Lebensstil“, schreibt ein Nutzer. „Seit ich ‚Yo‘ heruntergeladen habe, haben sich alle meine Beziehungen verbessert und der Großteil meiner Haare ist nachgewachsen!“

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19 Kommentare
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Christian

Soviel Geld für so einen Mist… Vielleicht sollten sich die Investoren, die anscheinend nicht mehr wissen wohin mit ihrem Geld, mal mit ernsthaften Themen beschäftigen. Ich kriege immer mehr einen Hals, wenn ich sowas lese.

Antworten
Bluebird101

Schon beeindruckend, wie eine derartige App innerhalb kürzester Zeit so viele Nutzer erreichen kann. Ich vermute allerdings, dass auch das nur ein kurzweiliger Hype ist. Auf Dauer kann mit einem „Yo“ dann vermutlich doch zu wenig aussagen.

Zumal die App ja auch nicht besonders sicher zu sein scheint, schließlich wurde sie erst vor Kurzem gehackt (http://www.heise.de/mac-and-i/meldung/Yo-App-schon-gehackt-2236433.html). Man kann ja gespannt sein, wie sich das Projekt weiterentwickelt.

Antworten
Gigart

Gratulation zum Erfolg.

Antworten
cephei

Yo, das Geld würde ich auch nehmen!

Antworten
qwertzman

Yo ist Kunst
und jetzt mal naaaaachdenken :)

Antworten
Simon

Ich finde so was genial. Ob man nun 1 Millionen mit „Yo“ verdient, oder mehrere Milliarden mit „gefällt mir“, wo ist das Problem? Entscheiden nicht die Käufer? Ich hätte mir die App nie gekauft, aber genial finde ich die Idee trotzdem. Da oben der Christian scheint im Leben nur „ernsthafte“ Dinge zu tun, sonst würde er nicht so ernsthaft motzen :)

Antworten
Manuel

Im Prinzip ist das doch nichts anderes als facebooks „poke“ Funktion von damals. Also nicht wirklich neu. Interessant finde ich das dennoch. Es ist einfach nur ein „soziales Ping“.
Dadurch dass es selber keinen Kontext hat, ist der Empfänger nicht in Zugzwang, weil keine Erwartung dran geknüpft ist.

Dann folgende Situation: Man hat jemanden etwas länger nicht mehr gesprochen. Was sagt man da? „Sorry, hatte keine Zeit.“ oder „Ich hab das und das erlebt…“. Also einen ganzen Roman? Das wird dem Nutzer hiermit einfach abgenommen, weil es nicht möglich ist.

(Natürlich kann man hier „alten Freunden“ kein Yo schicken, weil man nach dem Usernamen fragen muss, und diesen nicht über seine Kontakte abgleichen kann.)

Antworten
riegeo

Für einen Investor geht es hierbei wohl mehr um den Werbeeffekt als um die App selbst.

Antworten
PeterY

Bis jetzt konnte ich den Namen des Investors allerdings in keinem Bericht finden. Könnte sich also auch um einen Marketing-Gag der beiden „Entwickler“ handeln…

Antworten
kujulian

Ich versteh den ganzen Artikel nicht ganz. Die Investoren kriegen durch Hype und Glück viel Kohle und Angebote, wissen aber dass es ein one-trick-pony wird und früher oder später den Bach runtergeht… Warum haben sie die App dann nicht einfach an die Interessenten mit 2,5Mio Dollar verkauft?

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