Anzeige
Anzeige
MIT Technology Review News
Verpasse keine News mehr!

Statt Kügelchen aus Plastik: Biopolymere für Kosmetika und Nahrungsmittel

Sogenannte Microbeads stecken in Beauty-Produkten und Reinigungsmitteln. Sie verursachen Mikroplastik, das letztlich in der Umwelt landet. MIT-Forscher:innen setzen auf eine biologische Alternative.

Von MIT Technology Review Online
3 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige
In der sauren Umgebung des Magens lösen sich die Polymere, aus denen die Partikel bestehen, auf und setzen die gekapselten Vitamine und Mineralstoffe frei. (Linzixuan (Rhoda) Zhang, David Mankus, Dhruv Varshney, Ruiqing Xaio, Shahad Alsaiari, Abigail Lytton-Jean, Robert Langer, Ana Jaklenec)

Winzige Kügelchen, die Reinigungsmitteln und Kosmetika zugesetzt werden, sind eine nicht versiegen wollende Quelle für langlebiges Mikroplastik, das unsere Umwelt bedroht – und uns selbst. Forscher des MIT haben jedoch einen Weg gefunden, das Problem an der Quelle zu bekämpfen: Sie ersetzen die sogenannten Microbeads aus Kunststoff durch Polymere, die sich in harmlose Zucker und Aminosäuren auflösen können. Partikel davon könnten auch zur Verkapselung von Nährstoffen wie Vitamin A verwendet werden, um Lebensmittel anzureichern, was rund zwei Milliarden Menschen auf der Welt helfen könnte, die noch immer an Nährstoffmangel leiden.

Anzeige
Anzeige

Um das Material zu entwickeln, wendeten sich die Doktorandin Linzixuan (Rhoda) Zhang und ihre Kollegen den Poly-Beta-Amino-Estern zu. Das ist eine Klasse von Polymeren, die zuvor im Labor von Institutsprofessor Robert Langer entwickelt wurden und sich als vielversprechend für medizinische Anwendungen erwiesen hatten.

Finetuning an Alternativ-Kunststoff

Indem sie die Zusammensetzung der Bestandteile dieser Materialien verändern, konnten die Forscher:innen Eigenschaften wie Hydrophobie (die Fähigkeit, Wasser abzustoßen), eine höhere mechanische Festigkeit oder die pH-Empfindlichkeit optimieren. Eine Eigenschaft, auf die das Team mit Blick auf die Verwendung des Polymers als Nährstoffzusatz für Lebensmittel abzielte, war die Fähigkeit, sich ohne problematische Rückstände aufzulösen, wenn es sauren Umgebungen wie dem Magen ausgesetzt wird.

Anzeige
Anzeige

Die Forscher:innen zeigten, dass sie Partikel des Polymers verwenden können, um die Vitamine A, D, E und C sowie Zink und Eisen zu verkapseln. Viele dieser Nährstoffe sind anfällig für den Abbau durch Hitze und Licht, aber das Team fand heraus, dass die Partikel sie zwei Stunden lang sogar vor kochendem Wasser schützen konnten. Auch nach einer sechsmonatigen Lagerung bei hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit blieb mehr als die Hälfte der verkapselten Vitamine unbeschädigt.

Polymere für Lebensmittel, Reinigungsmittel und Kosmetika

Um das Potenzial der Partikel für die Anreicherung von Lebensmitteln zu demonstrieren, mischten die Forscher:innen sie in Suppenwürfel – eine gängige Zutat in Afrika, wo Nährstoffmängel weit verbreitet ist, sagt Ana Jaklenec, leitende Forscherin am Koch Institute for Integrative Cancer Research. Sie ist gemeinsam mit Institutsprofessor Langer Hauptautorin eines Papers über die Arbeit. In dieser Studie testeten die Forscher:innen auch die Sicherheit der Partikel, indem sie sie kultivierten menschlichen Darmzellen aussetzten. In den Mengen, die in Lebensmitteln verwendet werden, gab es keine Zellschädigungen.

Anzeige
Anzeige

Um zu schauen, wie sich die Partikel in Reinigungsmitteln und Kosmetika einsetzen lassen, mischten die Forscher sie mit Seifenschaum. Sie stellten fest, dass diese Mischung Permanentmarker und wasserfesten Eyeliner viel wirksamer entfernte als Seife allein. Die mit den neuen Mikropartikeln gemischte Seife war auch wirksamer als ein Reinigungsmittel, das Polyethylen-Microbeads enthielt, und die Partikel absorbierten potenziell toxische Elemente wie Schwermetalle besser.

Zur Bekämpfung von Mikroplastik

Die Forscher:innen planen nun, noch in diesem Jahr erste Versuche am Menschen durchzuführen, und sammeln Daten, die für die Beantragung einer GRAS-Einstufung („generally recognized as safe“) bei der US-Lebensmittelaufsicht Food and Drug Administration (FDA) verwendet werden könnten. Außerdem planen sie einen klinischen Versuch mit Lebensmitteln, die mit den Partikeln angereichert sind.

Anzeige
Anzeige

Die Gruppe hofft, dass ihre Arbeit an dem Polymer dazu beitragen könnte, die Menge an Mikroplastik, die aus Reinigungs-, Gesundheits- und Schönheitsprodukten in die Umwelt gelangt, deutlich zu verringern. „Eine Möglichkeit zur Entschärfung des Mikroplastikproblems besteht darin, herauszufinden, wie man die bestehende Verschmutzung loswerden kann“, sagt Jaklenec. „Genauso wichtig ist es aber, nach vorne zu schauen und sich auf die Entwicklung von Materialien zu konzentrieren, die gar nicht erst Mikroplastik ausstoßen.“

Dieser Artikel stammt von Anne Trafton. Sie ist Life-Science-Autorin beim MIT News Office.
Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Kommentare

Community-Richtlinien

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Kommentar abgeben

Melde dich an, um Kommentare schreiben und mit anderen Leser:innen und unseren Autor:innen diskutieren zu können.

Anmelden und kommentieren

Du hast noch keinen t3n-Account? Hier registrieren

Anzeige
Anzeige