Einmaliges Schauspiel: Darum wird ein Stern nach sieben Jahren plötzlich hell
Aus diesem Grund leuchtete er nicht so hell, wie es eigentlich möglich war. Im Jahr 2019 ereignete sich dann ein seltenes Phänomen: Die Staubschicht verschwand und der Stern leuchtete heller als je zuvor. Nun scheint ein Astronomenteam von der University of Washington in Seattle das Rätsel um den Stern gelöst zu haben.
Gaia 17bpp: Der einst „gedimmte“ Stern
Der Wandel des „gedimmten“ Sterns war 2019 für die Wissenschaft ein absolut einmaliges Erlebnis. Eine Erklärung für das höchst seltene Phänomen hatte man zu diesem Zeitpunkt (noch) nicht. Das hat sich mittlerweile geändert. Ihre Ergebnisse präsentierten die Wissenschaftler nun auf der Tagung der Amerikanischen Astronomischen Gesellschaft in Seattle.
Anastasios Tzanidakis und James Davenport, Astronomen der University of Washington, hielten Ausschau nach „Sternen, die sich seltsam verhalten“, als sie einen automatischen Alert vom Weltraumteleskop Gaia der Europäischen Weltraumorganisation ESA bekamen.
Das Teleskop sucht nach auffälligen Strahlungseffekten am Sternenhimmel in der Milchstraße. Bei einem Stern namens Gaia17bpp schlug das System an. Die Messdaten zeigten, dass dieser Stern über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren allmählich heller geworden war.
Die Forscher entschlossen sich, dem nachzugehen und fanden Erstaunliches heraus: Sie gehen davon aus, dass der Staub, der Gaia 17bpp seine Leuchtkraft genommen hatte, durch einen Begleitstern verursacht wurde.
„Wir glauben, dass dieser Stern Teil eines Doppelsternsystems ist – aus dem größeren Stern Gaia17bpp und einem kleinen Begleitstern, der von einer ausgedehnten Scheibe aus Staub umgeben ist” erklärt Co-Autor Anastasios Tzanidakis.
Einmaliges Phänomen
Dass Sterne andere Sterne teilweise verdunkeln, ist natürlich keine astronomische Besonderheit. Wie aus der Studie hervorgeht, sei das Besondere dagegen, dass der Stern sieben Jahre lang um das 63-fache seiner heutigen Helligkeit geschwächt war.
Wie außergewöhnlich die Zunahme der Leuchtkraft von Gaia 17bpp ist, verdeutlicht die Tatsache, dass in der Wissenschaft in den letzten 66 Jahren keine Sternenfinsternis bekannt ist, die ein ähnliches Phänomen dokumentiert hat.
Sterne brauchen 1000 Jahre, um sich zu umkreisen
Da die Strahlungsminderung mit rund sieben Jahren erstaunlich lange dauerte, gehen die Wissenschaftler davon aus, dass die beiden Sterne bis zu 1000 Jahre brauchen, um sich einmal zu umkreisen.
„Es war demnach auch eine einmalige Gelegenheit, diesen hellen Stern bei seiner Verfinsterung durch seinen staubigen Begleiter zu beobachten. Wären wir ein paar Jahre zu spät dran gewesen, hätten wir ihn verpasst“, so Tzanidakis.
Die ursprüngliche Beobachtung konnte zwar dank des Weltraumteleskops Gaia der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) gemacht werden, hilfreich waren laut den Forschern aber auch die Beobachtungen anderer Teleskope, die bis ins Jahr 2010 zurückreichen, darunter Pan-STARRS auf Hawaii, der Satellit WISE/NEOWISE und die Zwicky Transient Facility in Kalifornien.
Die Gaia-Mission wurde 2013 gestartet. Ihr Ziel ist es unter anderem auch, bislang unbekannte Bereiche der Milchstraße zu erfassen.