Sternenkollision: Rätsel um Supernova nach 900 Jahren gelöst

Chinesischen und japanischen Himmelsbeobachtern verdankt die Forschung die Möglichkeit, die fünfte bekannte, aber bis dato ungeklärte Supernova in unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße, nachzuvollziehen. Die hatten nämlich penibel aufgeschrieben, dass sie in der Zeit vom 6. August 1182 bis zum 6. Februar 1182 eine Lichtquelle am Himmel ausmachen konnten.
Der Lichtpunkt, der für 185 Tage zu sehen gewesen war, soll der Leuchtintensität des Saturn entsprochen haben. Auch seine Position hatten die frühen Astronomen vermerkt. Zwischen den beiden chinesischen Sternbildern Chuanshe und Huagai in der Nähe des heutigen Cassiopeia soll der Stern gestanden haben.
Diese spärlichen Informationen reichten einem multinationalen Forschungsteam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Hongkong, Großbritannien, Spanien, Ungarn und Frankreich, um Verbindungen zu zwei weiteren Himmelsphänomenen zu ziehen. Zum einen betrachteten sie den Nebel namens Pa30. Dieser planetare Nebel ist ein Überrest einer Supernova, wie er in den meisten Fällen nach dem Zerfall eines Sterns, der zu einem Weißen Zwerg degeneriert ist, entsteht.

Falschfarbige Bilder des Parker-Sterns und des Nebels Pa30, von denen Wissenschaftler jetzt glauben, dass sie mit Berichten über eine Supernova aus dem Jahr 1181 in Verbindung stehen. (Bild: Universität von Hongkong)
Die Wolken von Pa30 bewegen sich indes so schnell, dass der Staub- und Gasnebel für die Strecke von der Erde zum Mond nur fünf Minuten brauchen würde. Aus der Rückrechnung auf der Basis dieser Geschwindigkeit ermittelten die Forscher, dass der Nebel zu einer Supernova passen würde, die sich um 1181 vollzogen hat und deshalb als SN1181 geführt wird.
Bei der weiteren Betrachtung kamen sie zu dem Schluss, dass der Parker-Stern, einer der heißesten Sterne in der Milchstraße, ebenfalls ein wahrscheinliches Gegenstück zur Supernova ist. Nach dieser Theorie stellen der Nebel und der Stern das Ergebnis einer Kollision und anschließenden Verschmelzung zweier sogenannter Weißer Zwerge dar.
Sterbende Sterne werden als Weiße Zwerge bezeichnet, weil sie sich gegen Ende ihrer Existenz auf ihren nackten weißglühenden Kern reduziert haben. Denn bevor ein Stern zu einem Weißen Zwerg wird, versorgt er sich mit Energie, indem er Wasserstoff zu dem etwas schwereren Element Helium fusioniert. Sobald kein Wasserstoff mehr vorhanden ist, fusioniert er das Helium zu noch schwereren Elementen. Bei dieser sekundären Fusion werden die äußeren Materiehüllen der Sterne freigesetzt. Das zeigt sich dann als Planetennebel.
Das Team fand heraus, dass Pa30 aus einer seltenen und relativ schwachen Art von Supernova entstanden sein musste, die als Supernova vom Typ Iax bezeichnet wird. Nur etwa zehn Prozent aller Supernovae seien von diesem, bislang noch weitgehend unerforschten Typ, wie Forschungsleiter Albert Zijlstra, Astrophysiker an der Universität von Manchester in Großbritannien, in einer Erklärung zu den neuen Forschungsergebnissen erläutert. SN1181 passe gut zu diesem Typ und präsentiere der Forschung „die einzige Supernova vom Typ Iax, bei der detaillierte Untersuchungen des Sternüberrests und des Nebels möglich sind“.
Damit habe sein Team nicht nur ein astronomisches, sondern auch ein historisches Rätsel lösen können, freut sich Zijlstra. Die Studie wurde am Mittwoch in der Zeitschrift Astrophysical Journal Letters veröffentlicht.
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