Wisst ihr noch? Als Steve Jobs bei Starbucks anrief und 4.000 Lattes bestellte
Bei der WWDC 2024 folgte im rasanten Erzähltempo eine Neuheit auf die nächste. Wie in einem Videospiel baute Apple als Übergang zwischen einzelnen Parts aufwendig produzierte Zwischensequenzen ein, etwa als sich (ziemlich offensichtlich nicht) Software-Chef Craig Federighi die Stufen des Steve-Jobs-Theaters hinab hangelte.
Früher, als die ganze Technik noch neu war, sahen die Produktvorstellungen noch anders aus. Steve Jobs nahm sich viel Zeit, um Geräte wie das Macbook Air oder eben auch das erste iPhone in Ruhe vorzustellen. Schließlich musste er die Kundschaft erstmal von den Neuheiten überzeugen. Und so kam es, dass Jobs bei der Präsentation des ersten iPhones einen legendären Telefonanruf tätigte.
In der Reihe „Wisst ihr noch?“ blicken wir auf kuriose und spannende Ereignisse der Tech-Vergangenheit, die damals für Schlagzeilen gesorgt haben, heute aber kaum noch in Erinnerung sind. Alle Artikel der Reihe findet ihr hier.
4.000 Lattes to go, bitte
Schließlich war das iPhone mehr als ein „Widescreen-iPod mit Touch-Bedienung“ und ein „bahnbrechender Internet-Kommunikator“. Es war auch ein „revolutionäres Mobiltelefon“, um es mit Jobs’ Worten zu schreiben. Und damit konnte man eben auch telefonieren.
Tatsächlich wollte Jobs mit dem Anruf aber die Fähigkeiten der vorinstallierten Google-Maps-App demonstrieren. Der damalige Apple-Chef suchte per iPhone nach Starbucks-Filialen in der Nähe von Moscone West, denn die Veranstaltung fand im Moscone Center in San Francisco statt. Aber die App konnte die Filialen der Kaffeekette nicht nur anzeigen, sondern auch weitere Informationen wie die Telefonnummer liefern.
Jobs tippte kurzerhand auf die Nummer einer Filiale und rief live in der Keynote dort an. Nach zweimaligem Klingeln meldete sich eine Mitarbeiterin. Auf die Frage „Wie kann ich Ihnen helfen?“, antwortete Jobs: „Ich würde gerne 4.000 Latte to go bestellen.“ Unter dem Gelächter des Publikums löste der damalige Apple-Chef den Scherz schnell auf. „Ich mache nur Spaß. Falsche Nummer. Bye bye“, beendete Jobs das Telefonat.
Starbucks-Mitarbeiterin freute sich nachträglich
Fast Company spürte die Starbucks-Mitarbeiterin Ying Hang Zhang Jahre nach der iPhone-Vorstellung auf. Der Artikel ist heute nicht mehr erreichbar, findet sich aber noch über die Wayback Machine des Internet Archive. Demnach habe Jobs die ebenfalls demonstrierte Konferenzschaltung mit dem damaligen Chef-Designer Jony Ive und dem heutigen Apple-Vorstand Phil Schiller zwar mehrfach geübt, Zhang habe aber keine Ahnung gehabt, wer hinter dem Anruf steckte.
„Ehrlich, ich war geschockt“, sagte sie gegenüber Fast Company. Sie habe nie zuvor gehört, dass jemand 4.000 Lattes to go bestellte. Auch wenn Jobs’ Telefonstreich nachträglich viele Nachahmer fand, freute sich Zhang darüber, (sehr) kurz mit Steve Jobs telefoniert zu haben. „Ich bin glücklich und froh, dass ich die Chance hatte, mit ihm zu sprechen“, so die Barista gegenüber Fast Company.
Übrigens sorgte der Auslöser für den Telefonanruf Jahre später für Streit. Apple beklagte, dass die auf dem iPhone vorinstallierte Maps-App funktionell hinter der Android-Version zurückblieb. Deswegen entwickelte das Unternehmen mit Apple Maps einen eigenen Kartendienst, schickte diesen aber viel zu früh ins Rennen. Das Ende vom Lied: Tim Cook musste sich in einem öffentlichen Brief entschuldigen.