Stimme im Ohr: Wie KI und AR unseren Alltag verändern – und welche Risiken drohen
Was wäre, wenn wir eine Maschine hätten, die uns automatisch an wichtige To-Dos erinnert? Und was, wenn sie uns beim Date Tipps ins Ohr flüstert, wie wir charmanter und witziger auf unser Gegenüber wirken können? In einem Gastbeitrag für Venturebeat prophezeit Louis Rosenberg, Informatiker im Bereich AR und KI, genau so eine Zukunft – und zwar nicht irgendwann, sondern schon in den nächsten Jahren.
Tragen wir unseren KI-Assistenten bald im Ohr?
Mit den neuen KI-gesteuerten Smartglasses, die in Zusammenarbeit von Ray-Ban und Meta entstanden sind, ist ein erster Schritt in diese Zukunft bereits gemacht. Die Brille nutzt integrierte Mikrofone und Kameras für eine kontextabhängige Steuerung. Die gesammelten Daten werden in Echtzeit von einer KI-Engine verarbeitet, um den Träger:innen hilfreiche, situationsbezogene Hinweise zu geben. Bei der Meta Connect im September stellte der Tech-Konzern neue Alltagsfunktionen für die Brille vor, darunter die Fähigkeit, den Standort eines geparkten Autos zu finden, Sprachen in Echtzeit zu übersetzen und auf Fragen zu Objekten im Sichtfeld der Nutzer:innen zu antworten.
In Zukunft könnten die Geräte durch einfaches Kopfnicken bedient werden. KI-Kopfhörer sind ebenso denkbar, wobei der Vorteil von Brillen darin liegt, dass sich auch visuelle Inhalte darstellen lassen. Das bedeutet, dass die Technologie in Zukunft stille Unterstützung in Form von Text, Bildern und realistischen, immersiven Elementen bieten kann, die räumlich in unsere Welt integriert sind. In seinem Gastbeitrag für Venturebeat bezeichnet Rosenberg die Verschmelzung von Künstlicher Intelligenz und Augmented Reality als „erweiterte Mentalität“, da sie das Potenzial hat, unser Denken und Verhalten tiefgreifend zu beeinflussen.
Die Kombination aus AR und KI birgt neue Gefahren
Die neuen Möglichkeiten werfen aber auch Fragen auf. Auf eine Anfrage von Techcrunch wollte Meta nicht antworten, ob die gesammelten Daten für das Training der hauseigenen KI-Modelle verwendet werden. Und auch Rosenberg, der seit 30 Jahren erforscht, wie AR und KI das Leben positiv beeinflussen können, äußert Datenschutzbedenken. Zudem könnten Unternehmen Geräte wie die KI-Brille von Ray-Ban missbrauchen, um Menschen zu manipulieren – sei es, damit sie ein neues Produkt kaufen, das sie gar nicht brauchen, oder damit sie Fake News glauben.
Angesichts der Kinderkrankheiten, mit denen KI-Modelle noch zu kämpfen haben, erscheinen Endgeräte, die uns Terminerinnerungen, Übersetzungen und nützliche Tipps ins Ohr flüstern, noch wie eine Technologie aus ferner Zukunft. Dennoch sieht Rosenberg genau jetzt den richtigen Zeitpunkt zum Handeln. Die Investitionen, die Meta zuletzt in diesem Bereich getätigt hat, sind massiv – ebenso das Wettrüsten mit anderen Anbietern wie Samsung, Google und Apple. Er geht sogar davon aus, dass sich die heutige Nische bis 2027 zu einem wichtigen Schlachtfeld der Tech-Konzerne entwickeln wird. Die Regulierungsbehörden seien deshalb schon heute in der Pflicht, sich schnell auf diesen aufstrebenden Markt zu konzentrieren. Sie müssen die nötigen Rahmenbedingungen schaffen, um die Privatsphäre der Menschen zu schützen und Manipulation zu verhindern.