Galt Tiktok bislang offiziell als effektives Werkzeug, um die jungen Leute der Generation Z zu erreichen, betrachtet die Armeeführung die App nun unter anderen Aspekten. Der Strategieschwenk geht laut Military.com auf eine Weisung des US-Verteidigungsministeriums vom 16. Dezember 2019 zurück, der auch die See-Streitkräfte, die US-Marine, bereits gefolgt sind.
US-Verteidigungsminsterium verbannt Tiktok
In der Weisung hatte das Verteidigungsministerium potenzielle Sicherheitsrisiken geltend gemacht, die sich schon aus der reinen Nutzung der App ergeben würden. Daraufhin stufte auch die Army Tiktok als Sicherheitsbedrohung ein und ordnete die Löschung von allen Armee-Smartphones an. Auf privaten Smartphones kann die Armee Tiktok nicht verbieten, bittet aber die Mitarbeiter um einen besonders sorgfältigen Umgang mit den eigenen Daten.
Diffus: Tiktok und die chinesische Bedrohung
Die Sorge in Sachen Tiktok ergibt sich zum einen aus der Eigentümerschaft der App. Sie gehört zum in Peking residierenden Internet-Konzern Bytedance, der zwar Verbindungen zur chinesischen Regierung stets bestreitet und mit der App Tiktok in China gar nicht vertreten ist. Unter dem Eindruck der chinesischen Cyber-Gesetzgebung kann das Unternehmen die Befürchtungen jedoch nicht beseitigen.
Zum anderen hat Tiktok in den USA bereits 26,5 Millionen monatlich aktive Nutzer, von denen immerhin 60 Prozent zwischen 16 und 24 Jahre alt sind. Daraus ergibt sich ein gigantisches Daten-Sample, aus dem diverse Rückschlüsse gezogen werden können.
Eine weitere Befürchtung besteht darin, dass aus den von Tiktok gesammelten Standortdaten der einzelnen Nutzer Hinweise auf den Aufenthaltsort größerer Gruppen, etwa einzelner Militäreinheiten, gezogen werden könnten. So wäre eine Art Ausspähen von Truppenbewegungen per Social Media möglich.
Kommt Musical.ly zurück?
Ob die Befürchtungen Substanz haben, ist kaum zu beurteilen. Solange Tiktok von chinesischen Eigentümern aus der chinesischen Hauptstadt betrieben wird, dürften die Befürchtungen nicht zu beseitigen sein. Ob die Gründung einer eigenständigen Firma in den Vereinigten Staaten die Behörden beruhigen könnte, erscheint ebenso fraglich. Immerhin bliebe die Eigentümerschaft weiterhin chinesisch.
Genau wie im Falle Huawei gibt es hier also wenig Handlungsmöglichkeiten für das betroffene Unternehmen. Ob die Vereinigten Staaten so weit gehen, den Kauf von Musical.ly durch Tiktok, der das Problem überhaupt erst entstehen ließ, rückwirkend für unzulässig zu erklären, bleibt abzuwarten. Möglich wäre das, weil Bytedance im Vorfeld keine Genehmigung des zuständigen Regierungskommittees für ausländische Investitionen (CFIUS) eingeholt hatte.
Kleine Randnotiz:
Satelliten mit supergeiler Auflösung und hervorragend geeignet zum Livestreaming sind zum Vergleich von tiktok Standortdaten aber sowas von uncool…