Warum Strava-Nutzer andere fürs Laufen bezahlen – und welche Risiken das birgt
Strava gehört zu den beliebtesten Apps bei Sport-Fans. Allein 2022 wurden rund 29 Milliarden Kilometer in der App getrackt – sei es beim Radfahren, Wandern oder Laufen. In der Community von Strava hat sich inzwischen aber ein kurioser Trend entwickelt: User:innen bezahlen andere dafür, für sie Kilometer in der App zu sammeln.
Der Trend der Strava-Jockeys
Wie Channel News Asia berichtet, ist dieser Trend wohl vor allem in Indonesien ein großes Thema. Dort gibt es beispielsweise den Teenager Wahyu Wicaksono. Er ist ein sogenannter Strava Jockey und wird von anderen App-Nutzer:innen bezahlt, damit er für sie rennt. Dabei bekommt er meist die Login-Daten von seinen Kund:innen und trackt seine Wege für sie.
Für seine Dienste hat er sogar unterschiedliche Preiskategorien eingerichtet. Für Pace 4 – also ein Kilometer in vier Minuten – verlangt er 10.000 Rupien. Das entspricht knapp 60 Cent. Wer etwas sparen will und es langsamer angehen möchte, kann für Pace 8 nur die Hälfte bezahlen. Dann legt Wicaksono den Kilometer in acht Minuten zurück. Allein in den ersten sechs Tagen soll der junge Mann so acht Klient:innen an Land gezogen haben. Sein bislang lukrativster Auftrag brachte ihm nach dem Strava-Lauf 100.000 Rupien ein. Das sind rund 5,70 Euro.
Warum engagieren Strava-Nutzer:innen die Jockeys?
Größtenteils können die Strava-Jockeys über Social-Media-Plattformen wie X von ihren Kund:innen kontaktiert werden. Oftmals, so berichten die Jockeys, sind die Kunden deutlich älter als sie. Sie haben oft Vollzeitberufe und Familien. Sie finden einfach keine Zeit, um ihren Strava-Account durch einen Lauf glänzen zu lassen.
Denn offenbar geht es genau darum: vor anderen mit den erreichten Werten anzugeben. Schließlich bietet Strava auch Bestenlisten, über den sich Nutzer:innen mit anderen vergleichen können. Die Strava-User:innen benötigen die Bestätigung und die Jockeys das Geld. Auf den ersten Blick ist es eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.
Gibt es Probleme durch die Strava-Jockeys?
Doch die Strava-Jockeys bergen auch Risiken. Sie könnten gegen die Richtlinien der App verstoßen. Schließlich dürfte es den Verantwortlichen hinter der App ein Dorn im Auge sein, dass Login-Daten geteilt werden. Vor allem dann, wenn diese eine aktive Premium-Mitgliedschaft haben. Aber auch die psychologischen Folgen dürfen nicht vernachlässigt werden.
So berichtet die klinische Psychologin Annabelle Chow gegenüber CNA, dass es eine enorme Menge Stress mit sich bringen kann, andere für sich rennen zu lassen. Denn nachdem wir erst einmal ein solch hervorragendes Ergebnis auf Strava vorweisen können, möchten wir dieses natürlich weiter aufrechterhalten. Sie sagt dazu: „Langfristig fühlen wir uns dazu verpflichtet, diese Aktivität mit Geld weiterzuführen. Die Motivation an echtem Training schwindet und wir trainieren nicht mehr, um fit zu bleiben.“