Vom Twitter-Vogel zum Musk-Adler: Wie der X-Algorithmus sich politisch verändert
In der guten alten Zeit, als X unter dem Namen Twitter noch eine der beliebtesten Social-Media-Plattformen der Welt war, war so einiges anders. Bevor Elon Musk den Kurznachrichtendienst 2022 für 44 Milliarden US-Dollar übernommen hat, war Twitter bedeutend mehr wert als X heutzutage, das Werbegeschäft brummte, der blaue Haken war nicht zahlenden Kund:innen, sondern prominenten Personen vorbehalten.
Auch an der Funktionsweise hat sich einiges geändert. Bekannte Funktionen wurden verändert oder durch andere ersetzt – und inhaltlich hat sich X zunehmend zu einer Plattform entwickelt, die stark von Elon Musks Interessen und Unternehmen geprägt wird. Dass der Milliardär seine Macht über den Dienst womöglich auch während des US-Wahlkampfs ausgenutzt hat, wie eine Studie der Queensland University of Technology nun herausgefunden hat, ist da kaum noch überraschend.
Algorithmus-Boost für Musk und andere Unterstützer der US-Republikaner?
Die Studienautoren Timothy Graham und Mark Andrejevic haben laut The Verge Musks Engagement-Raten von vor seiner offiziellen Unterstützungserklärung von Donald Trump mit denen nach dieser verglichen. Dabei konnten sie einen Zuwachs der Views um 138 Prozent feststellen sowie eine Zunahme von Retweets um 238 Prozent.
Musks Zahlen „übertrafen die allgemeinen Engagement-Trends, die auf der gesamten Plattform zu beobachten waren“, lautet das Fazit der Studienautoren, die Musk nicht als erste eine Manipulation des X-Algorithmus zu seinen Gunsten unterstellen. Auffällig sei in diesem Fall jedoch, dass sich ähnliche, wenn auch nicht ganz so deutliche Effekte auch bei anderen Accounts beobachten ließen, die von Trump-Unterstützer:innen betrieben werden.
X lehnt politisch immer stärker nach rechts
Graham und Andrejevic weisen allerdings selbst darauf hin, dass die untersuchte Datenlage zu dünn ist, um gesicherte Aussagen treffen zu können. Auch das ist wiederum einer Änderung unter Musks Führung geschuldet: Im Mai 2023 wurde die API-Schnittstelle von Twitter beziehungsweise X gesperrt, sodass es seitdem nicht nur für Drittanbieter-Apps schwierig ist, auf Daten der Plattform zuzugreifen, sondern eben auch für wissenschaftliche Recherchen. X hat dadurch auch an Transparenz verloren.
Allerdings haben auch andere ein verstärktes Lehnen von X nach rechts beobachtet, darunter renommierte Publikationen wie The Washington Post (Paywall) und The Wall Street Journal (Paywall). Die zuletzt beobachtete große Flucht der User:innen von X zum Konkurrenten Bluesky wird derweil auf eine Änderung der Nutzungsbedingungen von X zurückgeführt.