Anzeige
Anzeige
Fundstück

Radikaler Vorschlag: Warum eine Studie zur Verschrottung von 8 Millionen Autos in Deutschland rät

Eine Studie des International Council on Clean Transportation (ICCT) hat sich mit der Frage beschäftigt, wie Deutschland seine Klimaziele im Verkehrssektor bis 2030 noch erreichen kann. Eine zentrale Rolle spielt eine Abwrackprämie, durch die acht Millionen Verbrennerfahrzeuge verschrottet werden sollen.

Von Kim Hönig
3 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige
Eine großangelegte Verschrottung alter Verbrenner würde Deutschland laut einer Studie näher an seine Klimaziele bringen. (Foto: Alexander Varbenov/Shuttersock)

Extremwetterlagen wie etwa die zuletzt sehr heftigen Hurrikane in der Karibik und den USA zeigen deutlich, dass wir mitten in der Klimakrise leben. Klimapolitik ist und bleibt ein wichtiges Thema, und eigentlich sind die Klimaziele Deutschlands bis 2030 sogar durchaus ambitioniert gesetzt – nur an der Umsetzung hapert es nach wie vor.

Anzeige
Anzeige

Im Mai dieses Jahres kam eine Studie zu dem Schluss, dass Deutschland die gesteckten Ziele mit den bisherigen Maßnahmen nicht erreichen wird – ironischerweise war es Verkehrsminister Volker Wissing nur einen Monat zuvor sogar gelungen, die für den Verkehrsbereich festgelegten Einsparungen auf andere Ressorts verlagern. Tempolimits sind damit einmal mehr in weite Ferne gerückt und mit den zuletzt veröffentlichten Zahlen zur Beliebtheit von E-Autos unter den Deutschen lässt sich ziemlich eindeutig feststellen: Vor allem im Verkehrssektor gibt es in Sachen Klimaneutralität noch erheblichen Nachholbedarf.

Eine Studie des International Council on Clean Transportation (ICCT) hat deshalb untersucht, wie der deutsche Verkehrssektor die bis 2030 erforderlichen 34 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent (CO2e) noch einsparen kann. Die radikale Idee: Acht Millionen Autos sollen verschrottet werden.

Anzeige
Anzeige

ICCT-Studie: Abwrackprämie für die Stilllegung alter Diesel- und Benzinfahrzeuge

Die Studie, die Mitte Oktober 2024 unter dem Titel „Cleaning up Germany’s vehicle stock: Strategies to decarbonize the passenger car fleet“ (zu Deutsch: „Bereinigung des deutschen Fahrzeugbestands: Strategien zur Dekarbonisierung der Pkw-Flotte“) veröffentlicht wurde, rechnet vor, wie viele Tonnen CO2-Äquivalent durch die gezielte Verschrottung von sieben Millionen Dieselfahrzeugen, die im Jahr 2030 älter als 15 Jahre wären, und einer Million Benzinern, die bis dahin bereits 25 Jahre auf dem Buckel hätten, eingespart werden könnten.

„Es sind aktuell 49 Millionen Benzin- und Dieselfahrzeuge auf deutschen Straßen unterwegs, was die Erreichung unserer Klimaziele ernsthaft gefährdet. […] Unsere Studie präsentiert ein kosteneffizientes Abwrackprogramm, das gesundheitliche Vorteile für die Gesellschaft maximiert und den Fortschritt in Richtung Verkehrswende beschleunigt“, erklärt ICCT-Wissenschaftler und Studienhauptautor Kyle Morrison.

Anzeige
Anzeige

Mit einer Prämie in Höhe von 80 Prozent des Restwerts – maximal 6.000 Euro – sollen bis 2030 elf Millionen Tonnen CO2-Äquivalent eingespart werden, heißt es in dem Paper, das auch auf die gesundheitlichen Vorteile einer großangelegten Stilllegung alter Verbrenner-Pkw eingeht. Auch ein Vergleich mit dem Einsatz von E-Fuels wird angestellt, mit dem Ergebnis, dass das vorgeschlagene Abwrackprogramm der deutlich kosteneffizientere Weg wäre.

Was soll das Ganze kosten?

So gehen die Studienautor:innen davon aus, dass die Produktionskosten für in Deutschland produzierte E-Fuels im Jahr 2030 bei rund 910 Euro pro vermiedener Tonne CO2-Äquivalent liegen werden; bei E-Fuels, die aus Ländern mit einem höheren Anteil an erneuerbaren Energien importiert werden, immer noch bei etwa 619 Euro pro Tonne. Mit Kosten pro vermiedener Tonne CO2-Äquivalent von 313 Euro bei Dieselfahrzeugen und 255 Euro bei Benzinern käme Deutschland mit diesem Ansatz also deutlich günstiger weg.

Anzeige
Anzeige

Am Ende der Rechnung stünden hier, wie der Standard angibt, aber noch immer Kosten von 35 Milliarden Euro – dafür, dass man den 34 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent, die bis 2030 einzusparen sind, lediglich ein gutes Stück näher kommen würde. So wäre das Abwrackprogramm allein nicht genug, um die gesetzten Klimaziele zu erreichen, und auch die Studie nennt „zusätzliche Strategien wie eine verstärkte Förderung des öffentlichen Nahverkehrs und die Einführung von Tempolimits“ als notwendig.

Spätestens an diesem Punkt erscheint fraglich, ob die vorgeschlagenen Maßnahmen in Deutschland tatsächlich politisch durchsetzbar und, wenn ja, auch schnell genug umsetzbar wären.

Elektroautos: 5 Vorurteile und was an ihnen dran ist

Elektroautos: 5 Vorurteile und was an ihnen dran ist Quelle: husjur02 / shutterstock
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Kommentare (9)

Community-Richtlinien

Martin Fuchs

Und die CO2 Emissionen, die bei der Produktion von neuen 8Mio Fahrzeugen entstehen ignorieren wir einfach mal?

chris schroer

Es gibt im Allgemeinen nichts Nachhaltigeres als nutzbare Gegenstände incl. Fortbewegungsmitteln zu benutzen und zu reparieren solange es wirtschaftlich sinnvoll ist. Wir reden hier über relativ saubere Euro 5 Autos. Das Verschrotten von guten nutzbaren Dingen erfordert Energie. Auch das Herstellen von neuen Fahrzeugen und vor allem auch Lithiumbatterien, deren Komponenten vielfach in anderen Ländern unter unmenschlichen Bedingungen gewonnen werden, erfordert viel Energie. Diese wird gerade in diesen Ländern oft mit Kohle, Öl oder Gas gewonnen. Das müsste Alles! mitgerechnet werden plus der Kosten und Energieintensität der Entsorgung oder falls möglich Recycling dieser Produkte in der Zukunft. In vielen Ländern Europas und sowieso ausserhalb Europas fahren aktuell noch immer Unmengen unseren alten Golf 2 und 3 herum , auch Passat, alte Opelmodelle etc. Vielfach sogar auch viel ältere Modelle, die eine viel schädlichere Bilanz für die Luft und das Klima bedeuten. CO2 Einsparungen bzw Klimaschutz und Luftqualität dieser Erde machen nicht an Ländergrenzen halt .Wenn man sich ernsthaft kümmern wollte dann könnte man an diesen Stellschrauben viel effektiver eingreifen als in unserem kleinen Land gute voll funktionsfähige Euro 5 Fahrzeuge zu verdammen. Wie so oft werden wirtschaftliche Interessen einiger unter dem Deckmantel des theoretischen Klimaschutzes verkauft. Es geht wie meistens um eines, nämlich um Geld und Profit.

Herbert Messner

Allein, daß über diese „Untersuchung“ bereits ausführlich berichtet wird, zeigt,daß selbst über die wahnwitzigsten Forderungen, so sie von den Klimaschützern kommen, ernsthaft nachgedacht wird .Gerne trifft sich hier auch die Industrie mit den „Rettern der Welt“ nach dem Motto :Wir bauen gerne alle Autos die Ihr Euch wünscht, wenn Ihr dafür sorgt daß möglichst viele ältere Autos verboten oder zumindest zum Teil entwertet (Umweltzone ) werden.Graue Energie ? Nie gehört. Bezahlt wird alles vom völlig ungeschützten Endverbraucher,dessen Fahrzeug so entschädigungslos enteignet wird. Der Wirtschaft selbst kann es egal sein. Verlust wird einfach mit Gewinn gegengerechnet und vermindert dementsprechend die Steuerleistung.Verbraucher zahlen somit doppelt

Philipp Henner

Radikale Idee die sogar langfristig noch mehr spart:
Stück für Stück Nah- und Fernverkehr kostenlos machen. Wird auf lange Sicht günstiger als alles andere, sowohl für den Staat als auch für die Umwelt. „Wer soll das finanzieren“ . Einmal kurz ins Portemonnaie vom Staat und der reichsten Menschen in diesem Land geschaut,… ist noch was da. :D

christoph frohn

Genau, der Staat schenkt uns alles, Bus und Bahn umsonst, staatl. Wohnung umsonst, Croissant zum Sonntag umsonst, das alles plus Grundeinkommen- aber: der Staat sind wir!

Lisah Jokisch

wer solch alte Autos fährt, der macht das in 99 % der Fälle nicht weil er das gerne tut, sondern weil er sich ein neues oder fast neues Auto nicht leisten kann. Von den meist horrenden Preisen für Elektroautos mal ganz zu schweigen.

Da stellt sich dann die Frage, wie viele Menschen wirklich von der Abwrackprämie gebrauch machen können oder wollen, besonders weil der ÖPNV in seiner jetzigen Form nicht für alle eine echte Alternative bieten kann.

Ein toller, erfolgreicher Schritt zur Stärkung des ÖPNV war ja das Deutschlandticket; aber hier dreht man schon wieder an der Preisschraube und ist dabei, die erreichten Erfolge wieder zu zerstören.

Bus und Bahn müssen ihr Angebot unbedingt verbessern, sowohl was die Taktung, die Verfügbarkeit über 24/7 Stunden und auch über zusätzliche Strecken betrifft.

Parallel gibt es dann eine Abwrackprämie in Form eines kostenlosen, lebenslang gültigen Deutschlandtickets, zuzüglich einer monatlichen, begrenzten Zahl an vergünstigten Kilometern für Taxidienste…

Dann würde sogar ich darüber nachdenken, ob ich noch ein Auto brauche….

Chris Schroeder

Zitat:
„Mit einer Prämie in Höhe von 80 Prozent des Restwerts – maximal 6.000 Euro – sollen bis 2030 elf Millionen Tonnen CO2-Äquivalent eingespart werden, heißt es in dem Paper, das auch auf die gesundheitlichen Vorteile einer großangelegten Stilllegung alter Verbrenner-Pkw eingeht.“

Anders Formuliert: Der Staat soll anbieten das er den Besitzern entsprechend alter KFZ diese zwecks Verschrottung abkauft in dem er ihnen 80%, der Summe bietet die diese bei einem normalen Verkauf an einen Händler dafür bekommen würden?

Bei Ausschöpfung der Maximalprämie von 6.000 Euro würde der Besitzer also bei Annahme der Prämie 1.500 Euro Verlust gegenüber einem Normalverkauf machen. Und da glaubt jemand, dass dies tatsächlich erfolgreich sein würde?

Alte Autos werden aus drei Gründen gefahren:

Weil ein Auto zur Lebensführung bzw. zum Verdienen des Lebensunterhalts notwendig ist und das Geld für bessere Kfz nicht zur Verfügung steht.

Weil zwar das Geld für ein besseres Auto vorhanden wäre, die Besitzer aber rechnen können und mit ihrem „günstigen“ Wagen so weit zufrieden sind, dass sie es nicht einsehen, für etwas „Besseres“ mehr Geld auszugeben (wie ich z. B.). Zumal die vorzeitige Neuproduktion von Waren ebenfalls ressourcenfressend ist und beim heutigen Strommix für Produktion und Betrieb der Neuwagen noch vieles nicht wirklich besser ist.

Aus Liebhaberei: meist aufwändig mit einigem Kapitaleinsatz wieder aufbereitete Old- und Youngtimer, die nur noch wenige Kilometer im Jahr fahren.

Die 3. Gruppe ist sowieso außen vor; sie würde selbst bei einem wirtschaftlich echt attraktiven Angebot oft niemals das Fahrzeug abgeben. Und wenn doch, wäre der Nutzen nicht vorhanden.

Auch nur zu glauben, dass aus den Gruppen Eins und Zwei überhaupt eine statistisch signifikante Menge einen Verlust von 20 % des Fahrzeugwertes in Kauf nehmen würde – bei der ersten Gruppe von der wirtschaftlichen Möglichkeit mal ganz abgesehen –, zeugt von einer Weltfremdheit und einem Elfenbeinturmdenken derartiger Ausmaße, dass vermutlich der Rest der Studie auf ebenso realistischen Annahmen bestehen wird. Damit ist dann alles zu dieser Studie gesagt.

Wolfgang Heuer

„Die Erwachsenen der modernen Gesellschaft sind nicht erwachsen.“
Erich Fromm

„Neurotisch verwahrloste Kinder“ nennt sie Christa Meves in ihrem Buch „Manipulierte Maßlosigkeit“, das „der Gesellschaft schonungslos die kollektive Neurose diagnostiziert.“

„Der Untergang des Abendlandes“ (O. Spengler, 1920) war eine Warnung aufgrund unleugbarer Fakten; doch sie wurde ignoriert; ähnlich wie „Das Unbehagen in der Kultur“ von Sigmund Freud, 1930.

Die mentale Versklavung der großen Mehrheit wurde fortgesetzt nach 1945 und nach Gründung der BRD und Inkrafttreten des Grundgesetzes.

christoph frohn

Warum soll das denn politisch nicht durchsetzbar sein ? Bloß deshalb, weil es ideologischer Wahnsinn ist?

Ich finde das genial, diese Maßnahme würde sowohl bei den Freaks, die solche Studien veröffentlichen, als auch bei VW und Co, die einen Absatz für 8 Milionen Autos sehen, Zustimmung hervorrufen.
Die Chance würde ich mir als Politiker nicht entgehen lassen, wir hatte das ja auch schon einmal.

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Kommentar abgeben

Melde dich an, um Kommentare schreiben und mit anderen Leser:innen und unseren Autor:innen diskutieren zu können.

Anmelden und kommentieren

Du hast noch keinen t3n-Account? Hier registrieren

Anzeige
Anzeige