Studie: So viele User wären bereit, für kostenlose Apps zu zahlen
Für die Studie wurden rund 2.000 Konsumenten befragt, wie viel sie für 16 weit verbreitete Apps zu zahlen bereit wären, wenn es diese nur noch über ein Abo-Modell gäbe. Auch wurde für jede App die Anzahl an Menschen erfasst, die gar nichts zahlen und damit auf die Nutzung der App verzichten würden.
Gemessen am Beitrag, den User monatlich zu zahlen bereit wären, liegt Youtube ganz vorne. Für eine werbefreie Basisversion würden sie durchschnittlich 4,20 US-Dollar pro Monat zahlen, wenn die werbefinanzierte Alternative wegfiele. Auf den nächsten Plätzen folgen Google Maps mit 3,48 Dollar, Google Drive mit 3,31 Dollar und Facebook mit 2,92 Dollar pro Monat. Nur zwei der 16 Apps lagen unter der Schwelle von zwei Dollar monatlich. Für den Messenger Snapchat würden die Nutzer 1,89 Dollar ausgeben, für das Empfehlungsportal Yelp lediglich 1,87 Dollar.
Viele zeigen sich in der Theorie zahlungswillig
Aussagekräftig ist auch der Prozentsatz derjenigen, die eine App gar nicht mehr nutzen würden, wenn sie dafür zahlen müssten. In dieser Kategorie liegen Facebook mit 64 Prozent und die Bezahl-App Venmo sowie der Facebook Messenger mit je 66 Prozent auf den hinteren Plätzen. Auch Instagram würde nur von 70 Prozent im Rahmen eines Abo-Modells genutzt werden. Dafür ist eine andere App aus der Facebook-Familie Spitzenreiter: 89 Prozent gaben an, dass sie nicht auf den Messenger Whatsapp verzichten würden, auch wenn sie für diesen zahlen müssten. An zweiter Stellte steht Linkedin mit 79 Prozent, gefolgt von Google Translate und Google Maps mit je 78 Prozent zahlungsbereiter User.
Um zu berechnen, ob sich eine Umstellung von der Werbefinanzierung zum Abo-Modell lohnen würde, verglichen die Studienautoren die aktuellen Werbeeinnahmen der Apps mit den möglichen Einnahmen durch ein Abo-Modell. Dafür gingen sie voller Optimismus davon aus, dass alle Befragten, die grundsätzlich Bereitschaft zeigten, für eine bestimmte App zu zahlen, auch den durchschnittlichen akzeptierten Preis hinnehmen. Unter diesen Rahmenbedingungen würde sich für neun der 16 Apps die Umstellung auf ein Abo-Modell finanziell lohnen. Ein Großteil der Apps würde ihre Einnahmen um ein Mehrfaches steigern. Hier liegt Reddit mit gigantischen 10.771 Prozent – mehr als dem hundertfachen der aktuellen Einnahmen – an der Spitze des Rankings. Der Klassiker unter den Diskussionsplattformen könnte demnach seine Einnahmen von 76,9 Millionen auf 8,3 Milliarden Dollar steigern. Youtube würde seine Einnahmen um mehr als das Zehnfache steigern, Pinterest um mehr als das Fünffache und auch Linkedin hätte noch einen Gewinnzuwachs um mehr als 300 Prozent. Selbst Facebook, auf dem letzten Rang der Apps, für die Nutzer zu zahlen bereit wären, könnte seine Einnahmen, die zuletzt bei 46 Milliarden Dollar lagen, noch um 16 Prozent steigern.
Im echten Leben könnte es teuer werden
Diese Aussichten für die Tech-Konzerne klingen einfach zu gut, um nicht kritisch hinterfragt zu werden. Mehrere Gründe sprechen dagegen, dass sich das Ergebnis dieser theoretischen Überlegung auf reale Märkte übertragen lässt. Zwar gaben in allen Fällen deutlich mehr als die Hälfte der Befragten an, dass sie die App auch nutzen würden, wenn sie für diese bezahlen müssten. Doch es ist fraglich, ob dies auch im echten Leben gilt. Denn die meisten Menschen nutzen viele verschiedene Apps. Im Extremfall einer Person, die alle 16 Apps aus der Studie nutzt, kämen im Monat knapp 43 Euro und im Jahr etwas mehr 515 Euro zusammen – ein hoher Preis für die Nutzung von Apps, die es heute komplett kostenfrei gibt. Die Befragung ging außerdem davon aus, dass es keine kostenfreie Alternative zum Abo gibt. Doch im echten Leben könnten User auf vergleichbare Apps anderer Anbieter umsteigen. Kostet ein Kartendienst oder ein Messenger plötzlich Geld, gibt es noch genügend kostenfreie Alternativen bei der Konkurrenz. Mit zusätzlichen Nutzern und höheren Werbeeinnahmen könnten diese Apps ihr Angebot stetig verbessern.
Auch die Verfasser der Studie sind sich bewusst, dass sie mit ihren Berechnungen keinen Fahrplan für eine bessere Profitrate der Tech-Industrie entworfen haben. Es gebe zahllose Faktoren, die Entscheidungen der Konsumenten beeinflussen, besonders, wenn ein Geschäftsmodell einen dermaßen großen Wandel durchmache, so die Autoren. Vielmehr sei das Ziel der Studie gewesen, Hinweise zu liefern für die Debatte darum, wie im digitalen Zeitalter Wert geschaffen und wahrgenommen werde.
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