Für Google wird es in Europa zunehmend ungemütlich. In Frankreich wurde der US-Suchmaschinenkonzern zur Zahlung von 100 Millionen Euro verdonnert, weil Google widerrechtlich Tracking-Cookies gesetzt haben soll. Datenschützer haben Beschwerde gegen Google wegen Real-Time-Biddings eingereicht. Zudem soll die EU-Kommission an einer „schwarzen Liste“ für Geschäftspraktiken von Google und anderen Plattformkonzernen arbeiten. Ein möglicherweise teurer Rechtsstreit kommt jetzt aus Tschechien auf Google zu.
Google-Anteil steigt auf 75 Prozent
Die dort einstmals dominierende heimische Suchmaschine Seznam hat in den vergangenen Jahren enorm an Bedeutung und Marktanteilen verloren. Innerhalb von nur fünf Jahren brach der Marktanteil von Seznam von über 50 auf nurmehr knapp 25 Prozent ein. Google konnte im selben Zeitraum seinen Anteil am tschechischen Suchmaschinenmarkt von knapp unter 50 Prozent auf rund 75 Prozent steigern. Andere Anbieter spielen praktisch keine Rolle mehr. Zum Vergleich: In Deutschland hat Google einen Marktanteil von über 90 Prozent.
Seznam erklärte am Donnerstag, dass es einen Schadenersatz in der Höhe von rund neun Milliarden tschechischen Kronen (345 Millionen Euro) von Google fordere. Der US-Riese soll den Wettbewerb behindert haben, so der Vorwurf laut einem Reuters-Bericht. Für Seznam besteht der Missbrauch der marktbeherrschenden Stellung nicht zuletzt darin, dass Google mit Android ein eigenes mobiles Betriebssystem für Smartphones sowie einen dazugehörigen App-Shop, den Play Store, betreibe. Für Seznam sei es angesichts dessen schwer, die eigenen Produkte zu vertreiben.
Seznam verweist auf EU-Urteil
Der tschechische Suchmaschinenbetreiber beruft sich dabei auf eine Entscheidung der EU-Kommission aus dem Jahr 2018, bei der Google ein Verstoß gegen Wettbewerbsrecht nachgewiesen worden war. Entsprechend beläuft sich die oben genannte Schadensersatzforderung auf den Zeitraum zwischen 2011 und 2018. Die Klage sei Google in den vergangenen Tagen zugeschickt worden. Sollte Google nicht darauf reagieren, sei das Unternehmen bereit, zivilrechtliche Schritte einzuleiten – also vor einem Gericht zu klagen.
Google hingegen wollte die Forderung noch nicht kommentieren. Man habe die Klageschrift noch nicht erhalten, zitiert Reuters eine Konzernsprecherin. Google hat Behauptungen, es bevorzuge seine eigenen Dienste auf unfaire Weise, immer zurückgewiesen. Die Konkurrenz im Internet sei nur einen Klick entfernt. Die EU-Kommission sah das zumindest vor zwei Jahren anders und verhängte eine Rekordstrafe von 4,34 Milliarden Euro gegen Google.