Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
News
Verpasse keine News mehr!

Supercomputer löst Mond-Rätsel: So kam das Magnetfeld ins Gestein

Ein Rätsel, das die Apollo-Astronauten mitbrachten, konnte mit der Kraft moderner Hardware nach über 50 Jahren gelöst werden. Die Antwort lieferte ein digitales Rechenmodell.

3 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige

Der Mond hat kein globales Magnetfeld. Warum sind seine Felsen dann magnetisch? (Foto: arte.inteligente1/Shutterstock)

Wo jahrzehntelange Beobachtung an ihre Grenzen stieß, lieferte nun massive Rechenleistung die Antwort. Einem Team von Wissenschaftler:innen des Massachusetts Institute of Technology (MIT) im US-amerikanischen Cambridge ist es mithilfe komplexer Simulationen gelungen, eine überzeugende Erklärung für eines der hartnäckigsten Rätsel der Mondforschung zu finden. Ihre Erkenntnisse, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Science Advances, deuten darauf hin, dass ein katastrophaler Asteroideneinschlag für die mysteriösen magnetischen Signaturen im Gestein verantwortlich ist.

Anzeige
Anzeige

Die Apollo-Astronauten brachten einst Gestein mit zur Erde, das stark magnetisiert war – ein Paradox, da der Mond heute kein globales Magnetfeld besitzt. Dabei gehen Wissenschaftler:innen davon aus, dass der Mond früher einen eigenen Kerndynamo besaß: Die Zirkulation von flüssigem Eisen in seinem heißen Kern erzeugte für eine lange Zeit ein schwaches Magnetfeld. Die eigentliche Krux, die die neue Theorie adressiert, ist die, dass dieses schwache Feld allein niemals ausreichen konnte, um die starke Magnetisierung des Gesteins zu erklären.

Ein kosmischer Doppeleffekt als Erklärung

Der entscheidende Faktor war, so die Simulation, ein gewaltiger Asteroideneinschlag, wie jener, der vor rund 3,9 Milliarden Jahren das riesige Imbrium-Becken formte. Dieser Einschlag verdampfte Gestein und erzeugte eine riesige Plasmawolke – eine Hülle aus elektrisch geladenem Gas, die den Mond komplett umschloss.

Anzeige
Anzeige

Diese Plasmawolke wurde auf der exakt gegenüberliegenden Seite des Mondes, dem sogenannten Antipoden, gebündelt und komprimiert. Dadurch, so erklärt das MIT in einer Mitteilung, wurde das schwache Magnetfeld des Mondes für einen kurzen Zeitraum von nur etwa 40 Minuten massiv verstärkt – von etwa ein bis zwei Mikrotesla auf bis zu 43 Mikrotesla.

Doch die Verstärkung allein reichte nicht aus. Der Einschlag sandte zudem seismische Schockwellen durch den gesamten Mondkörper. Als diese Wellen am Antipoden ankamen, „rüttelten“ sie die atomare Struktur der Felsen genau in dem Moment durch, als das Magnetfeld am stärksten war.

Anzeige
Anzeige

Dieser Schock erlaubte es den Elektronen im Gestein, sich schlagartig nach dem starken, neuen Feld auszurichten und diese Ausrichtung dauerhaft zu speichern. Das ist die sogenannte Remanenzmagnetisierung – ein magnetisches Gedächtnis des Gesteins.

Ko-Autor Benjamin Weiss, Professor am MIT, vergleicht den Prozess mit einem in die Luft geworfenen Kartenspiel in einem Magnetfeld: „Wenn die Karten wieder zu Boden fallen, tun sie das in einer neuen Ausrichtung. Das ist im Wesentlichen der Magnetisierungsprozess“, sagte der Wissenschaftler laut Space.com.

Anzeige
Anzeige

Die Theorie ist mehr als nur ein Gedankenspiel, denn sie basiert auf Simulationen des „MIT SuperCloud“-Clusters: Dort bildeten komplexe magnetohydrodynamische (MHD) Codes mit der Rechenleistung von zehntausenden CPU-Kernen die physikalischen Vorgänge nach – eine Kopplung von Einschlag- und Plasmasimulation, die erst jetzt in dieser Detailtiefe möglich ist.

Was Astronauten mit ins Weltall nehmen Quelle: Nasa

Artemis-Mission könnte den Beweis liefern

Die Region, in der die stärksten magnetischen Anomalien vermutet werden, liegt auf der Mondrückseite in der Nähe des Südpols. Auch dorthin plant die US-Raumfahrtbehörde Nasa ihre zukünftigen Artemis-Missionen. Sollten Astronaut:innen oder Rover dort Gesteinsproben finden, die sowohl Spuren von starkem Schock als auch eine hohe Remanenzmagnetisierung aufweisen, wäre das der entscheidende Beweis für die Theorie des Teams um Hauptautor Isaac Narrett.

Letzte Zweifel und die Rolle von Chang’e-6

Dennoch ist die wissenschaftliche Arbeit damit nicht abgeschlossen, denn eine entscheidende Frage betrifft die Beschaffenheit des Gesteins vor Ort. Die Simulationen der Forscher:innen zeigen zwar ein ausreichend starkes Magnetfeld, dieses lässt sich aber am besten in außergewöhnlich metallreichem Material speichern – eine Eigenschaft, die das Gestein durch frühere Einschläge erhalten haben könnte. Zukünftige Proben müssen also klären, wie magnetisierbar die Felsen dort wirklich sind, um den genauen Anteil von Feldstärke und Materialeigenschaft an dem Phänomen zu bestimmen.

Anzeige
Anzeige

Neben den Artemis-Missionen richten sich die Hoffnungen daher auch auf die Auswertung der Proben der chinesischen Sonde Chang’e-6, die ebenfalls Material von der Mondrückseite zur Erde bringt. Damit könnte eine der faszinierendsten Fragen über unseren kosmischen Nachbarn durch die Kombination aus brillanter Theorie, massiver Rechenleistung und zukünftiger Exploration endgültig beantwortet werden.

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Kommentare

Community-Richtlinien

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Kommentar abgeben

Melde dich an, um Kommentare schreiben und mit anderen Leser:innen und unseren Autor:innen diskutieren zu können.

Anmelden und kommentieren

Du hast noch keinen t3n-Account? Hier registrieren