Vor ziemlich genau einem Jahr hat der Schweizer Uhrenhersteller in Deutschland den Start seines Payment-Verfahrens Swatch Pay bekannt gegeben. Dabei handelt es sich um eine Zahlungslösung für Wearables, genauer die Uhren der Schweizer Marke. Anders als bei herkömmlichen Smartwatches wird aber nur ein einfacher NFC-Chip, ähnlich wie man ihn von einer Kredit- oder Debitkarte kennt, unter dem Zifferblatt angebracht. Das ermöglicht einerseits, dass die Uhr die üblichen Batterielaufzeiten einer Analoguhr hat, gewährleistet andererseits aber auch, dass die Bezahlfunktion auch dann ihren Dienst verrichtet, wenn die Batterie leer ist. Denn die dafür nötige Stromversorgung kommt vom Kassenterminal.
Da die (bis 30 Meter wasserdichte) Uhr wie eine normale Analoguhr aussieht, ist sie auch besser vor Diebstahl geschützt. Geht eine solche Uhr verloren, lässt sich diese über die App deaktivieren und das Konto mit einer neuen Uhr verknüpfen. Dadurch ist zwar die Gefahr der widerrechtlichen Nutzung bis zur Deaktivierung gegeben, das hinterlegte Guthaben bleibt aber erhalten, da es kontobasiert ist. Die Uhren sind in unterschiedlichen Modellen erhältlich und kosten zwischen 80 und 105 Euro. Angesichts des durch die Coronakrise auch in Deutschland populäreren Kontaktlos-Bezahlens könnte das eine gute Lösung sein, um ohne Geldbeutel das Haus zu verlassen.
Swatch Pay: Neustart mit der Commerzbank und Vimpay
Damals ging Swatch mit Boon/Boon Planet in Deutschland an den Start – die bekanntermaßen zum Wirecard-Konzern gehörten und inzwischen abgewickelt werden, sodass die damals verkauften Uhren seit Oktober zumindest hierzulande nicht mehr zum Bezahlen genutzt werden konnten. Für den Neustart, der sich ja bereits seit Sommer dieses Jahres abzeichnete, hat Swatch die Commerzbank gewählt sowie das bereits in anderen Ländern für Swatch aktive Vimpay, das auf Mastercard-Basis mit einem Prepaid-Verfahren arbeitet. Bei der Commerzbank werden deren Visa- und Mastercard-Karten unterstützt, nicht aber die Karten des inzwischen zur Commerzbank selbst (und nicht nur zum Commerzbank-Konzern) gehörenden Digitalbank Comdirect. Diese sollen folgen, erklärt das Unternehmen auf Anfrage.
Geändert hat sich auch der Onboarding-Prozess. War es in der Vergangenheit erforderlich, dass man für die Freischaltung der Zahlungsfunktion explizit eine der Swatch-Filialen aufsucht, lassen sich das Onboarding und die Freischaltung inzwischen auch digital erledigen. Der Workflow dazu kommt von Wearonize und soll mit jedem NFC-fähigen Android-Smartphone funktionieren. iOS ist aufgrund der fehlenden Freigabe der NFC-Schnittstelle noch außen vor. Möglich sei technisch aber auch hier ein Workaround, sobald sich das ändere, heißt es.
Dazu erhält jedes Uhrenexemplar, das den Chip beinhaltet, bereits bei der Herstellung einen digitalen Zwilling, der beim Kauf dem Kunden zugeordnet und danach durch Anmelden in der Swatch-Pay-App und Auflegen der Uhr auf das Smartphone freigeschaltet und aktiviert wird. Übrigens soll sich so auch die Zahlungsfunktion der bereits in Umlauf befindlichen Uhren über diesen digitalen Workflow aktivieren und mit einer Karte koppeln lassen.
Beim Bezahlen keine Kartendaten übertragen
Beim Bezahlen selbst hat sich dagegen wenig geändert: Analog zu den üblichen Kontaktlos-Karten werden Beträge unter 50 Euro ohne Eingabe einer PIN möglich sein, die PIN wird für höhere Beiträge verlangt. Swatch betont, das mobile Bezahlen auf Basis von Swatch Pay unterliege sämtlichen Sicherheitstechnologien von Mastercard. Dabei werden beim kontaktlosen Bezahlen mit der Swatch-Uhr die echten Kartendaten durch eine alternative Nummer, einen sogenannten Token, ersetzt. Beim Bezahlen wird lediglich diese verschlüsselte Kopie an das Kassenterminal übertragen, was auch datenschutztechnisch vernünftig scheint. Der Token ist dem jeweiligen Gerät immer eindeutig zugeordnet. Es werden keine vertraulichen Karten- oder Kontoinformationen des Nutzers übermittelt. Realisiert wird all das in Kooperation mit Giesecke+Devrient.