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Kolumne
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SXSW 2022: Einmal Metaverse und zurück

Bei Web3 und Metaverse sind wir im Jahr 2022, wo wir 2000 beim Internet und zehn Jahre später bei Mobile waren. Diese Bilanz zieht Jan Möllendorf aus den Sessions der SXSW. In seinem Gastbeitrag erklärt er diese Erkenntnis.

Von Jan Möllendorf
5 Min. Lesezeit
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Willkommen im Metaverse, powered by SXSW 2022. (Foto: picture alliance / REUTERS | Montinique Monroe)

„Wenn einer eine Reise tut, dann kann er viel erzählen“. Auf das Festival SXSW übertragen, könnte man den Satz neu formulieren: Wer zur SXSW geht, der muss viel erzählen. Leicht ist es nicht, die Eindrücke von der Reise nach Austin in Worte zu fassen. Schon bei dem Versuch, die Art der Veranstaltung mit einem Begriff zusammenzufassen, kommt man ins Schleudern. Mit dem Begriff „Kongress“ oder „Messe“ springt man viel zu kurz. Es als Festival zu bezeichnen, ist etwas fehlleitend. Zu sehr ruft das Partybilder in den Kopf, die für die eigentliche SXSW, ein Film- und Musik-Festival, stehen – nicht aber so sehr für die SXSW Interactive, die alljährlich die Community der Digitalisierungs-Euphoriker aus der ganzen Welt anzieht.

Businessrelevante Trends der Digitalisierung

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Im Grunde ist es von all dem etwas: Herausragende inhaltliche Vorträge und Podiumsdiskussionen, messeähnliche Präsentationen in vielen Hotels, Häusern und Freiflächen in der Stadt. Darüber hinaus ganz viel Live Musik (eben doch ein wenig Festival) begleitet von Ausgelassenheit und energetischer Stimmung.

Für uns war es die dritte Reise nach Austin. Diese Reise steht in der Reihe von vielen Trendtouren seit 2008. Tokio, Shanghai, Tel Aviv, Warschau, CES in Las Vegas – all das waren Orte, an denen wir versucht haben, businessrelevante Trends der Digitalisierung zu entdecken.

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(Foto: Jan Möllendorf)

Nach vier Tagen voller Eindrücke, die die Sinnesorgane überflutet haben, geht es zurück. Man sitzt im Flugzeug und schaut hinaus. Man stellt sich die Frage: „Was bleibt?“ Es rasen die vielen Gespräche und Situationen mit Synapsengewitter durch den Kopf, die dieses Event immer wieder so einzigartig machen. Der eine oder andere Vortrag, der thematisch spannend klang, stellte sich als lauwarme, bekannte Standardbrühe heraus. Genauso – typisch SXSW – kam es zu zufälligen Entdeckungen und überraschenden Erkenntnissen.

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Bleiben wird auf jeden Fall die Erfahrung aus dem zunächst tapsigen Eintauchen in die Visionen des Metaverse und Web3. Dazu gab es eine große Auswahl an Veranstaltungen. Ganz konkret wird es vor allem die großartig kuratierte Runde zum Thema „The Future of Fashion in the Metaverse“ sein, auf die ich mich bei meinen Erzählungen in den nächsten Wochen beziehen werde.

Chancen und Risiken durch Metaverse und Web3

Für mich war es zum Thema Metaverse wie ein Finale, denn vieles von dem vorher gehörten sammelte sich in der Diskussion und ergab sich zu einer neuen Überzeugung. Schon vor der SXSW und nun nach den Tagen bin ich sicher, dass gerade die Fashion-Industrie ganz wesentliche Chancen und Risiken durch das Metaverse beziehungsweise durch die Web3-Bewegung haben wird. Wenngleich vieles noch sehr in der verschleiert in der Zukunft liegt, es ist den versammelten Experten auf diesem Podium sehr gut gelungen, uns weiter an das Thema heranzuführen.

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Herausforderungen der Interoperabilität

Es waren viel operative Tipps versteckt. Wie schon vorher wurde über den noch viel zu komplexen, mehrstufigen Zugang zu den jeweiligen virtuellen Welten gespottet. Sehr deutlich wurde auch das Thema der Herausforderungen der Interoperabilität zwischen den verschiedenen virtuellen digitalen Welten des Metaverse. Diese gehört immerhin zur großen Vision des Metaverse (simple gesagt: Ich nehme meine digital erworben Klamotten von Decentraland mit zu Sandbox oder Zoom). Die Gefahr scheint im Moment noch groß, dass hier neue, mächtige Plattformen entstehen, die sich gegen diese Übertragung sperren.

Wenn man nach einer dermaßen mitreißenden Diskussion die Hallen verlässt und auf dem Freigelände in die Zelte des Projekts Fluf der Non Fungible Labs aus Neuseeland kommt, dann macht es irgendwann Klick. Die Figur Angel Baby ist in gewisser Weise ein Gegenmodell zu den Apes. Seine virtuelle Lebenswelt untermalt von Musik eines Burning Man DJs machen etwas mit einem. Mehr als jeder Fachartikel leisten kann.

Was bleibt, ist die Überzeugung: Um 2000 haben viele gezweifelt, dass das Internet bleiben wird. 2010 wollten viele nicht glauben, dass Mobile relevant ist. 2012 haben viele noch an der Relevanz von Omnichannel beziehungsweise Sozialen Medien für ihr Business gezweifelt.

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2022 sind wir mit Web3 und Metaverse in einer vergleichbaren Situation. Keiner kann sich vorstellen, wo das hinläuft. Jeder misst es bei der Beurteilung an seinem persönlichen Verhalten. Ein Stück weit macht die drohende Veränderung von Gelerntem Angst.

Blockchain und NFT bereits reifer

Im Rückblick sind die Erkenntnisse zu Blockchain und NFT nicht so dominant. Diese Themen sind schon reifer, ganz viel ist davon in der Realität angekommen. Dabei geht es nicht um die völlig entrückte Entwicklung von Kursen der Kryptowährungen oder die für NFT erzielten Preisen. Es geht eher um die Vielzahl der ersten Anwendungen.

Unsere Erkenntnis aus Austin ist, dass die Blockchain-Architektur auf dem Weg ist, deutlich effizienter zu werden. Spezialisten wissen das sicher schon länger, aber für uns war das neu. In einem dieser Vorträge fiel eine Aussage einer Investorin, die mich sehr aufhorchen ließ. Sie ist der Meinung, dass Stromerzeuger die neuen gigantisch bewerteten Unternehmen sein werden. Denn sie liefern mit Strom den Rohstoff, den man für das Betreiben der Blockchain braucht. Ein Gedanke, der definitiv hängen bleibt. Ob er wahr wird, muss sich zeigen.

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Einschränkung der grenzenlosen Freiheit

Im Flugzeug über den Wolken, wo die Freiheit grenzenlos ist, springt mir auch noch einmal eine bewegende Diskussion zum Thema Hatespeech mit dem Titel „Lawful But Awful“ in den Kopf. Ein sehr gut vorbereiteter Moderator hat mit zwei Mitgliedern des Oversight-Boards von Facebook und einem Professor von der Universität Stanford hervorragend durch das Thema geführt. Uns Zuhörern wurde bewusst, wie schwer es ist, mit klaren „Schwarz/Weiß“-Entscheidungen Hatespeech oder unangemessenen Content aus den sozialen Medien zu eliminieren. Anhand von aktuellen Beispielen aus der Ukraine und Nordafrika wurde klar, dass es nie möglich sein wird, dieses Problem mit Anwendungen der künstlichen Intelligenz zu identifizieren und automatisiert zu löschen. Denn wenn sich schon Experten schwertun, vor dem Hintergrund von kulturellen Unterschieden Aussagen zu bewerten, wie soll das dann die Maschine können?

Wenn man das weiterdenkt, kann man zu dem Schluss kommen, dass man die grenzlose Freiheit in den sozialen Medien mehr einschränken müssen wird, um die Eskalation der Diffamierungen und der Fake News in den Griff zu bekommen.

Ob das im Metaverse besser wird? Die mit dem Metaverse verbundene Hoffnungen sind sehr groß. Gerade wenn es um die totale Gleichheit von Minderheiten geht. Gerade von den amerikanischen Vertretern auf der Bühne wurde das immer wieder in den Vordergrund gerückt. Aber wo Menschen sind, da menschelt es. So wurde auch an den verschiedenen Stellen von sexueller Belästigung in den virtuellen Welten berichtet. Auch im Metaverse wird man wohl eine Oversight-Board brauchen.

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Mehr mit W3 und Metaverse beschäftigen

Wir kommen mit der festen Überzeugung nach Hause, dass wir uns mehr mit dem Themen Web3 und Metaverse beschäftigen müssen. Insofern wage ich die These, dass wir in ein paar Jahren sagen werde, dass diese Reise einen ähnlichen Impact auf unser Business hat wie die Reise 2008 (!) nach Tokio.

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