Taschengeld: So schummeln Jugendliche beim Einkaufen im Internet
Das mit dem Taschengeld ist so eine Sache: Ein Großteil der Kinder in Deutschland bekommt spätestens ab dem Grundschulalter welches – und es soll ja für die kleinen Dinge des täglichen Lebens ausgegeben werden. Doch wie schaffen Eltern es, in einer von Onlinehandel und bargeldlosem Bezahlen geprägten Welt das nötige Finanzwissen zu vermitteln?
Damit hat sich jetzt Kartenhersteller Mastercard zusammen mit dem Finanz-Startup Bling befasst. Die beiden Unternehmen haben – natürlich nicht ohne Eigeninteresse – im Rahmen einer Familienumfrage ermittelt, wie stark sich der Umgang mit Finanzen ändert und wie wichtig Finanzbildung und praktische Gelderfahrungen für junge Menschen sind. Befragt wurden dazu Eltern und Kinder im Alter von 10 bis 18 Jahren zu Finanzthemen und ihrem Umgang mit Geld.
Jedes 5. Kind hat mit 10 Jahren schon online eingekauft
Die Ergebnisse der großen Familienbefragung sind eindeutig. Nur etwas mehr als die Hälfte der Kinder und Eltern hat überhaupt einen Überblick darüber, wofür das Taschengeld ausgegeben wird. Interessant ist dabei erst einmal die Erkenntnis, dass jedes fünfte Kind bereits mit zehn Jahren schon einmal online eingekauft hat, auch wenn im Schnitt der erste Onlinekauf mit etwa zwölfeinhalb Jahren erfolgt.
Jede:r dritte befragte Jugendliche gibt am häufigsten online – in Webshops oder via Apps – sein oder ihr Geld aus. Daher zeigt sich auch die Hälfte der Eltern besorgt, dass ihre Kinder unwissentlich Abos oder Kaufverträge abschließen, ohne die Folgen zu erahnen. Durchaus eine Gefahr, die nicht von der Hand zu weisen ist, wenn man sich nur einmal ansieht, wie oft selbst Erwachsene in Abofallen und ungewollte Onlineverträge geraten.
Dass der Nachwuchs hier manchmal cheatet, zeigen ein paar Detailzahlen: Demnach haben 22 Prozent der Befragten (zwischen 10 und 18 Jahren) schon einmal online mit dem Geld der Eltern ohne deren Wissen etwas gekauft. Interessanterweise sagt fast ein Drittel der befragten Eltern, dass ihre Kinder ihre Zahlungsdaten und ihr Geld ohne vorher zu fragen für Online-Bestellungen genutzt haben. Und 38 Prozent haben schon mal falsche Altersdaten angegeben, um online etwas einkaufen zu können, bei den 16- und 17-Jährigen ist es sogar über die Hälfte.
Kontrolle über die eigenen Finanzen ausbaufähig
Nicht immer ist klar, wofür die Jugendlichen ihr Geld ausgeben. Zumindest behaupten das 51 Prozent der 10- bis 18-Jährigen. Bei den Jungen sind es 56 Prozent, bei den Mädchen rund 48 Prozent. Bei den Eltern können nur 54 Prozent nachvollziehen, wofür ihr Nachwuchs das Taschengeld ausgibt. Das führe dazu, dass 32 Prozent der Eltern ihre Kinder bei finanziellen Engpässen unterstützen und mehr oder weniger oft einspringen, wenn das Taschengeld nicht ausreicht.
Ein anderes Thema, mit dem Kinder (und damit auch die Eltern) vergleichsweise früh konfrontiert werden, sind Influencer:innen. Die inszenieren ihre Kleidung, ihren Konsum und sind nicht zuletzt in den letzten Jahren zumindest teilweise an die Stelle der etablierten Werbung getreten. Auch In-App-Käufe, Rabatte im Onlinehandel, die beim Spielen mit dem Tablet oder Smartphone angezeigt werden, sind Themen, die Kinder einzuschätzen lernen müssen.
Gut die Hälfte (57 Prozent) der 10- bis 18-Jährigen erklärt, dass finanzielle Allgemeinbildung aus ihrer Sicht helfen würde, Fehler zu vermeiden und bessere Finanzentscheidungen zu treffen. Dabei besteht aus Elternsicht in vielen Themen rund ums Geld Handlungsbedarf.
Drei zentrale Themenbereiche sollten nach Meinung der Eltern frühzeitig vermittelt werden: der Umgang mit Finanzen von Finanzplanung, Haushalten bis hin zu Schulden (81 Prozent), berufs- und einkommensnahe Themen wie Ausbildungswege und Bewerbung (77 Prozent) sowie wichtiges Alltagswissen von Kostenfallen bis hin zu Verbraucherrechten (76 Prozent). Dabei glauben 56 Prozent der Eltern, dass es sinnvoll wäre, die Finanzbildung deutschlandweit in die Lehrpläne von Schulen einfließt. Etwa jede:r Dritte ist überzeugt, dass die Vermittlung von finanzieller Bildung an Schüler:innen mehr Gleichberechtigung und damit bessere Chancen für alle schafft.
Nicht alle Eltern können Finanzkompetenz vermitteln
Finanzbildung in der Schule gehört meistens nicht oder nur ansatzweise zum Lehrplan, auch wenn 81 Prozent der Eltern es wichtig finden, dass Kinder und Jugendliche lernen, mit Geld verantwortungsvoll umzugehen. Meist sind die Eltern (79 Prozent) die wichtigste Quelle für das Finanzwissen der Kinder. Weit dahinter folgen das klassische Learning by Doing (19 Prozent), Internetrecherche (18 Prozent), Input durch Lehrkräfte (elf Prozent) – und das sogar noch hinter Social-Media-Influencer:innen mit 14 Prozent.
Von den befragten Eltern sagen gerade mal rund die Hälfte (47 Prozent) von sich selbst, ihrem Nachwuchs den Umgang mit Geld und Finanzen gut beibringen zu können. Über die Hälfte der Eltern (52 Prozent) sehen aber den pädagogischen Wert und die Relevanz der ersten Gelderfahrungen im Alltag – deswegen gibt es bei jedem und jeder Zweiten das Taschengeld an einem festen Tag und regelmäßig.
Der Trend zu digitalen Zahlungen macht übrigens auch vor dem Taschengeld nicht halt: 32 Prozent der 10- bis 18-Jährigen erhalten ihr Taschengeld auf elektronischem Wege auf ihr eigenes Konto, Taschengeldbeträge über 50 Euro überweisen rund die Hälfte der Eltern auf das Konto des Nachwuchses.
Was sich daraus für Eltern ableiten lässt, ist vor allem die Erkenntnis, dass sich viele Diskussionen und Herausforderungen in den Familien ähnlich abspielen – die Diskussion ums Taschengeld und seine Verwendung ebenso wie die Problematik mit bargeldlosem Bezahlen und dem Schummeln bei der Altersverifikation. Hier sind die Banken und der Gesetzgeber einerseits gefordert, vernünftige Lösungen zu entwickeln, die der Realität gerecht werden.
Hier müssen zugleich Eltern aber auch bereit sein, mithilfe spezieller Banking-Apps für Familien und auf der Basis von Prepaid-Karte oder einer Debitkarte Finanzkompetenz zu vermitteln. Wichtig bleibt vor allem aber auch, zu vermitteln, dass über die eigenen Verhältnisse zu leben und Schulden zu machen – entgegen entsprechender Tiktok-Trends – alles andere als cool und erstrebenswert ist.