Dinge anzusprechen, kann bisweilen schwierig sein. Oft sorgen sich Arbeitnehmer darum, dass der Chef oder die Kollegen es vielleicht nicht mögen, was man zu sagen hat. Oder schlimmer noch, dass sie sich lustig machen und den Vorstoß ins Lächerliche ziehen. Das Ergebnis ist, dass sie ihre Ideen oder bohrenden Fragen künftig zurückhalten. Lieber kein Risiko eingehen! In einem Arbeitsumfeld, in dem Kollegen es fürchten, sich zu äußern, kann jedoch keine gute Teamarbeit mehr passieren. Und in einem Team, in dem nur zählt, was der Chef oder einige wenige Kollegen zu sagen haben, ist Innovation schlichtweg zum Tode verurteilt.
Teamarbeit braucht ein offenes Arbeitsumfeld
Deshalb ist das „Psychological-Safety“-Konzept hinsichtlich der Zusammenarbeit im Kollegenkreis so wichtig. Es besagt, dass Menschen sich in der Gruppe angenommen fühlen müssen, wenn sie inhaltlich Feedback geben beziehungsweise Strukturen infrage stellen wollen. Amy Edmondson von der Harvard Business School begründete es im Jahr 1999. Und Unternehmen wie Google haben es längst als einen der wichtigsten Faktoren in ihrer Unternehmenskultur identifiziert, wenn es darum geht, die beste Leistung ihrer Teams zu garantieren. Es gilt das Credo: Nur wer gehört wird, spricht auch.
„Behandle andere Menschen so, wie du selber behandelt werden möchtest!“
Ein Klima der psychologischen Sicherheit erleichtert es den Menschen, ihre vorsichtigen Gedanken zu äußern. Wenn Teammitglieder ihre Ideen teilen, muss respektvoll auf die Ansichten aller Kollegen eingegangen und sich auf eine gesunde Debatte konzentriert werden. Dazu braucht es bestimmte Verhaltensweisen: Zu den Grundregeln einer guten Diskussion zählen beispielsweise, dass man Kollegen immer ausreden lässt. Und vor allem, dass man die eigenen Argumente gut begründet, sich jedoch auch auf die Perspektive des Gegenübers einlässt. Es gilt zunächst also, zuzuhören und zu verstehen, was dem Mitarbeiter wichtig ist.
Um eine respektvolle Umgebung zu schaffen, hat Amy Edmondson unlängst eigene Tipps veröffentlicht. In ihrem Bestseller „Teaming: How Organizations Learn, Innovate, and Compete in the Knowledge Economy“ schreibt sie, dass bezüglich der Teamarbeit grundsätzlich die sogenannte goldene Regel an oberster Stelle stehen muss: „Behandle andere Menschen so, wie du selber behandelt werden möchtest!“ Wer also selber offene und respektvolle Reaktionen auf die eigenen Ideen erwartet, muss auch in der Lage sein, anderen Menschen auf gleiche Weise zu begegnen.
Außerdem schreibt sie, dass Neugierde grundsätzlich willkommen geheißen werden muss. Es gibt keine dummen Fragen und jede Frage führt zu einem besseren Verständnis. Und umso besser ein Kollege sich in eine Sache hineindenken kann, desto hochwertiger wird auch sein Feedback. Diskussionen, so Edmondson, sollten zudem nicht nur erduldet, sondern sogar fest anvisiert werden – jedoch stets unter der Prämisse, dass eine gesunde Debattenkultur im Vordergrund steht. Um wirklich alle an den Tisch zu holen, sei es zudem wichtig, dass auch zurückhaltende Kollegen in Meetings gefragt werden und so eine Stimme bekommen.
Das Ego von Managern erstickt Teamarbeit im Keim
In einem TED-Talk hat Amy Edmondson ihr Konzept unlängst vorgestellt. Über 200.000 Views und fast ausschließlich positives Feedback zeigen, dass sie mit ihrem Thema einen Nerv trifft. Der Ansatz beschreibe den Kern für effektive Teams, schreibt ein Youtube-Nutzer. Ein anderer Zuschauer gibt zu verstehen, dass vor allem das Ego von Managern und ihre damit einhergehende Verweigerungshaltung fremden Ideen gegenüber dazu führe, dass gute Arbeit im Keim erstickt werde. Es herrscht Einigkeit darüber: Nur wer das „Psychological Safety“-Konzept anwendet, kann gute Teamarbeit garantieren.
Übrigens, auch dieser Beitrag könnte dich interessieren: Alle für einen, einer für alle – 11 Faktoren erfolgreicher Teamarbeit