Tech-Jobs in Film & Fernsehen: Wo Emily in Paris und andere komplett daneben liegen

Schicke Kaffeedates, netter Smalltalk bei hochkarätigen Events und glamouröse Fotoshootings: Geht es nach der Serie „Emily in Paris“ sieht so die Welt einer Social Media Managerin aus.
Wobei – Emily, die Hauptfigur, arbeitet zwar in einer Marketingagentur, sie wird aber gleichzeitig auch irgendwie selbst zur Influencerin. Alles ein wenig verworren, und vor allem möglichst bildgewaltig. Es ist nicht das erste Mal, dass ein Tech-Job in Film und Fernsehen mit der Realität herzlich wenig zu tun hat – wir haben da mal ein paar Beispiele ausgegraben.
Emily in Paris: Influencerin, Social Media Managerin und immer glamourös
Wie weit Emily in Paris am Arbeitsalltag einer Social Media Managerin vorbeigeht, zeigt unter anderem Jule Peters via Linkedin. Die ist tatsächlich Social Media Managerin und schreibt in einem humorvollen Post zur Serie: „Ich weiß echt nicht, wann Emily Cooper ihre Präsentationen baut. Wann sie ihre Haare und Make-up macht. Viele Fragen!“
Die echte Welt des Social Media Managements beschreibt Peters so: „Kein Glamour, dafür remote Arbeit am Laptop. Statt Fotoshootings in Paris: Stunden vor dem Bildschirm. Anstelle von Influencer-Partys: intensive Analysen und Strategieplanungen“. Sie stellt klar: „Social Media Manager zu sein, bedeutet nicht, ein Lifestyle-Influencer zu sein“.
Mit der Serie „Emily in Paris“ kann Peters sich aber trotzdem anfreunden. „Sie zeigt eben eine Welt aus Glamour und Luxus.“
Q in James Bond: „Director General für Innovation und neuartige Technologien“
Tatsächlich werden die meisten Jobs in Film und Fernsehen spannender und kurzweiliger dargestellt, als sie eigentlich sind. Irgendwie auch klar – wer will schon Menschen bei der stundenlangen Protokollierung am Schreibtisch, beim Videoschnitt oder beim wochenlangen Coden zuschauen.
Was oft zusätzlich vermischt wird, sind Kompetenzen und Zuständigkeiten. Projekte, an denen im echten Leben ein ganzes Team mit unterschiedlichen Hierarchieebenen arbeitet, werden da gerne mal zum One-Man-Job.
Ein Beispiel dafür ist die Figur „Q“ in den James-Bond-Filmen. Egal in welcher Besetzung, „Q“ ist ein technisches Around-Genie. Neue Gadgets bauen, Sicherheitssysteme hacken: Wer die Forschungs- und Entwicklungsabteilung des britischen Geheimdienstes leitet, muss alles können und kommt auch immer wieder operativ zum Einsatz.
Eine Stellenausschreibung des Führungskräftevermittlers Saxton Bampfylde machte 2021 allerdings klar, dass „Q“, anders als in den Bond-Filmen, wohl kaum der findige Bastler mitten im Geschehen ist. Vielmehr wird da gesucht nach einer „erfahrenen, unternehmerisch denkende Führungspersönlichkeit, die Erfahrung in der Leitung eines innovativen Digital-, Technologie- oder Ingenieursunternehmens hat und eine Erfolgsbilanz bei der Umsetzung der digitalen Transformation und des kulturellen Wandels vorweisen kann“.
Klingt nach einer deutlich fokussierten und strategischen Position als in den Filmen – und könnte vielleicht auch dafür sorgen, dass „Q” im echten Leben keine Fehler passieren wie der, den ein Reddit-User zum 2012 erschienen „Skyfall” beobachtet: „Q, der angeblich geniale Technologe, nimmt den Laptop des Bösewichts, der für die Kompromittierung der MI6-Systeme bekannt ist, und schließt ihn direkt an das größere Netzwerk an, anstatt ihn in eine virtuelle Maschine umzuwandeln und isoliert daran zu arbeiten.“
Pentester, Entwickler, Hacker: Elliot in Mr. Robot
Nicht nur die Rolle der „guten“ Tech-Profis wird in Film und Fernsehen meist extrem verknappt dargestellt. Denn wer kennt sie nicht aus dem realen Leben, die Hacker:innen, die sich in Sekundenschnelle in ein System arbeiten, auf ihren Bildschirmen Zahlenreihen durchrattern lassen und, nachdem sie mit Nachdruck auf die Enter-Taste gehauen haben, irgendwann triumphierend rufen „Ich bin drin!”
Nicht ganz so überzeichnet, aber trotzdem noch ziemlich verkürzt dargestellt, ist die Figur des „Elliott“ in Mr. Robot. Auch hierzu gibt es natürlich angeregte Diskussionen auf Reddit. Auf die Frage, wie realistisch die Serie ist, schreibt ein (nach eigenen Angaben) IT-Sicherheitsberater: „Elliot hat im Wesentlichen die Fähigkeiten eines ganzen Teams von Pentestern und Ingenieuren in sich vereint“.
Mr. Robot habe die „langweilige Aufklärungsarbeit größtenteils weggelassen“ und auch die Vorbereitungszeit für einzelne Projekte werde nicht sichtbar. Vor allem sei aber die wirtschaftliche Seite der erzählten Geschichte unrealistisch: „Es gibt einen verdammt guten Grund, warum Banken Backups über Backups über Backups aufbewahren und sie hinter Mauern und Wänden der Sicherheit stapeln. Eine E-Corp, die nur einen einzigen Ausfallsensor hat, würde es niemals so geben wie in der Serie“.
Lob gibt es trotzdem immer wieder. Denn die Serie ist in einigen anderen Punkten zumindest relativ realistisch gehalten – und soll natürlich, wie alle anderen Produktionen, unterhalten statt alles haarklein abzubilden.