Cern: Was der neue Teilchenbeschleuniger für 20 Milliarden Euro alles können soll
Die Entdeckung des Higgs-Teilchen hat dem Large Hadron Collider (LHC) am Cern in Genf vor gut zehn Jahren internationale Beachtung verschafft. Doch einige Forschungsfragen kann die Anlage nicht beantworten, etwa nach der Natur der Dunklen Materie.
Cern: Teilchenbeschleuniger-Pläne präsentiert
Licht ins Dunkel soll ein noch größerer Beschleuniger bringen können, in dem die Teilchen mit einer noch größeren Wucht zusammenstoßen. An entsprechenden Machbarkeitsstudien für den geplanten Future Circular Collider (FCC) arbeitet man am Cern schon länger. Jetzt wurden die Pläne präsentiert.
Demnach soll der FCC mit 91 Kilometern mehr als dreimal so groß werden wie der LHC (27 Kilometer). Geplant ist, dass der größere Teilchenbeschleuniger eine Kollisionsenergie von 100 Teraelektronenvolt erreicht. Der LHC bringt es auf 14.
Entsprechend hoch sind auch die Kosten, die aktuell auf 15 bis 20 Milliarden Euro geschätzt werden – wenn alle 23 Cern-Mitgliedsländer den Plänen zustimmen. Insbesondere an den hohen Kosten wird derweil auch Kritik geübt.
Kritik an Cern-Plänen: FCC-Kosten „rücksichtslos“
So fragte David King, früherer wissenschaftlicher Chefberater der britischen Regierung, gegenüber der BBC, ob es nicht klüger wäre, die Mittel in die Gestaltung einer angesichts des Klimanotstands „beherrschbaren Zukunft“ zu stecken. Die geplanten Kosten für den FCC bezeichnete King als „rücksichtslos“, wie es im Guardian heißt.
Zudem sei es „sehr unwahrscheinlich“, dass ausgerechnet mit einem größeren Teilchenbeschleuniger Hinweise auf „neue Physik“ gefunden würden, wie die Physikerin Sabine Hossenfelder vom Munich Center for Mathematical Philosophy anmerkte. Teilchenphysiker:innen müssten akzeptieren, dass ihre Zeit vorbei sei. „Jetzt ist das Zeitalter der Quantenphysik.“
Ab 2070 Kollision schwerer Protonen
Sollten die bei der Präsentation wiederum durchaus wohlwollend aufgenommenen FCC-Pläne aber umgesetzt werden, würde in dem großen Teilchenbeschleuniger in rund 20 Jahren zunächst Elektronen und Positronen zur Kollision gebracht werden. Ab 2070 sollen dann schwere Protonen aufeinanderprallen.
Zunächst aber soll 2025 die Machbarkeitsstudie abgeschlossen werden. Eine Entscheidung darüber, ob der FCC gebaut wird, soll im Jahr 2028 fallen.
Europäische Führungsrolle in der Teilchenphysik
Am Cern betont man neben dem möglichen wissenschaftlichen Nutzen auch die Möglichkeit, mit dem FCC die europäische Führungsrolle in der Teilchenphysik zu verteidigen, wie der Tagesspiegel schreibt. Schließlich arbeite auch China an einem Teilchenbeschleuniger.
Die Pläne für den auf eine Länge von 50 bis 70 Kilometer ausgelegten Circular Electron Positron Collider liegen aber derzeit auf Eis.