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Ein Plädoyer für guten Ton: Warum Telefonieren oft richtig hart nervt

Wir sitzen seit Monaten größtenteils im Homeoffice und treffen immer weniger Geschäftskontakte persönlich auf Messen oder Konferenzen. Dennoch sparen einige von uns an dem einfachsten technischen Hilfsmittel, auf das sie angewiesen sind. Warum?

3 Min.
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Diese Telefonanlage hatte noch keinen Codec. (Foto: Arif Relano Oba / Shutterstock)

Das Telefon ist neben dem Computer für viele Mitarbeitende das einzige Kommunikationsmittel, auf das sie wirklich angewiesen sind. Doch immer öfter bemerkt man, dass hier am falschen Ende gespart wird – und dass der New-Work-Gedanke mit Unabhängigkeit von einem bestimmten Arbeitsort falsch verstanden wird.

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Natürlich ist es praktisch, wenn Mitarbeitende von Unternehmen über ihr Notebook mit anderen kommunizieren können – einfach das Headset anstöpseln, ins WLAN gehen, Kopfhörer aufsetzen und den gewünschten Gesprächspartner anrufen. Doch die Praxis ist oftmals für den:die Gesprächspartner:in ermüdend und tut in den Ohren weh: Es scheppert und hallt, der Ton ist übersteuert, mit Aussetzern bei zu geringem Datendurchsatz verbunden oder gestaltet sich anderweitig unschön für den:die Gesprächspartner:in.

Manchmal liegt das Problem unter der Haube – wenn der Codec, der Rauschen reduzieren soll, leise Passagen gleich ganz wegfiltert oder aber alles nivelliert. In manchen Fällen hört man dagegen auch mehr Nebengeräusche aus der Umgebung als die eigentlich Stimme des Anrufenden. Oder aber – und das ist fast noch ärgerlicher an schlechten VoIP-Lösungen: Man hört das eigene Gesprochene mit etwas Versatz als eine Art Echo.

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All das betrifft einerseits klassische Telefonie, noch mehr aber Videokonferenzen. Wann lernen Menschen, dass es nicht sinnvoll ist, über das Notebook-Mikrofon zu sprechen, während sie möglicherweise noch mittippen? Den Mitarbeitenden kann man dabei nur teilweise einen Vorwurf machen, es sind oftmals eher die Unternehmen, die ihnen unzureichendes Equipment zur Verfügung stellen. Übrigens sind manchmal die für zehn Euro erhältlichen einfachen kabelgebundenen Apple-Headsets die bessere Wahl als irgendwelche teuren Bluetooth-Lösungen mit mehr oder weniger aktueller Zertifizierung für bestimmte Systeme, die bestenfalls mitten im Gespräch mit leerem Akku aussteigen.

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Schlechte Smartphone-Verbindung? New Work falsch interpretiert

Warum sind viele Kommunikationslösungen, übrigens auch von großen US-Anbietern, von so minderwertiger Qualität oder so störanfällig, dass man damit kaum arbeiten kann? Eine Gesprächspartnerin warnte mich kürzlich gleich zu Beginn, es könne sein, dass die Verbindung nach genau fünf Minuten abreiße. Das sei schon länger so, man wisse auch nicht warum. Für die Gesprächsatmosphäre ist das eher hinderlich. Professionell und wertschätzend wirkt es auch nicht.

Eine andere Variante ist der Umstieg aufs Smartphone als einziges Kommunikationsgerät. Das mag im großen Büronetzwerk mit VoLTE und WLAN-Call noch gut angehen, in der Praxis sitzen die anrufenden Personen dann aber allzu oft irgendwo mit mäßiger LTE-Versorgung daheim im Outback – und haben oftmals wohl noch nie ausprobiert, wie gut sie dort erreichbar sind. Ein Mitarbeiter eines großen Unternehmens erklärte mir kürzlich, sie hätten Handyverträge eines bestimmten günstigen Netzanbieters – und da sei bei ihm in der Gegend die Netzabdeckung eher bescheiden. Wenn Arbeitgeber:innen sich dann wundern, dass die Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden nachlässt, hat das nicht in erster Linie etwas mit dem Homeoffice zu tun, sondern mit der Ausstattung.

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All das führt die New-Work-Idee ad absurdum. Denn man kann zwar von überall arbeiten – von der Finca auf Mallorca, aus dem Coworking-Space in Lissabon oder von der abgeschiedenen Berghütte in Österreich. Doch wenn das bedeutet, dass Sprachkommunikation klingt wie kurz nach der Erfindung des Fernsprechapparats, ist das ungefähr so erfolgversprechend wie das Outsourcing an ein Callcenter.

Telefon oft eines der wichtigsten Werkzeuge vieler Büromenschen

Muss all das so sein? Dass das in den ersten Wochen der Pandemie in vielen Unternehmen ein wenig improvisiert wirkte, ist klar. Aber nach nunmehr 18 Monaten sollte sich doch in jeder IT-Abteilung eine Lösung finden lassen, die den Mitarbeitenden eines ihrer wichtigsten Werkzeuge in professioneller Form zurückgibt – die Stimme. Unternehmen jedweder Größe und Branche, die mit Menschen auch auf der Tonspur kommunizieren wollen, sollten das beherzigen.

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Dein t3n-Team

Me

Die meisten Headsets sind nach 6 – 24 Monaten Matsch, da das Mikro sich verabschiedet oder aber die Mute-Funktion ein Eigenleben entwickelt. Jegliche Headset-Lösung ist auf lange Sicht eher Mist.

Es lohnt sich eher in ein gutes Standmikro zu investieren. Dazu ein Satz Kopfhörer und gut.

Antworten
Karin Fontaine

Ich bin auch immer wieder negativ überrascht, mit welch schlechter Sprachqualität auch große Firmen ihre Mitarbeiter aus dem Home-Office telefonieren lassen.
Übrigens:
Auch extremes Gendern in Texten nervt!

Antworten
Leser

Zum Thema Sprachqualität
An den:die Autor:in und die:(hier bitte männlichen Pluralartikel erfinden) t3n-Redakteure, -Doppelpunkte und -innen (folgenden Doppelpunkt bitte als Satzzeichen lesen): Eure Gerechtigkeitsbemühungen sind ehrenwert, aber nervig. Für mich als Leser (übrigens weiblich) sind die redundanten (und kontextirrelevanten) Geschlechtshinweise in euren Texten wenig sensibel, sondern einfach nur schlechter, leser(:innen)unfreundlicher Stil. Schade, hab t3n früher gern gelesen.

Antworten
andy.mustermann

Interessant. Mir ist des Gendern gar nicht mehr aufgefallen und musste extra nochmal hochscrollen, um zu prüfen, ob t3n den Text nicht etwa bearbeitet hat. Haben sie nicht. Eigentlich bin ich immer drüber gestolpert. Schön finde ich es nicht, aber auch keinen Aufreger wert. Ich dachte allerdings, dass es den Lesefluss stört. Ganz offensichtlich ist das nach einer Gewöhnung nicht der Fall. Hätte nicht gedacht, dass das in meinem Alter noch passieren wird. Allerdings frage ich mich, wenn ich und vermutlich viele andere es sowieso überlesen, ob es seinen Zweck erfüllt. Vielleicht subtil, aber vielleicht verpufft die Wirkung, sofern es nicht zu den immerwährenden und leider langweiligen Diskussionen führt. Muss wirklich jeder einmal alle längst bekannten Argumente publiziert haben?

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