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Tempo 130 nur „Symbolpolitik“? Laschet erntet Widerspruch von Forschenden

Den Grünen hatte Armin Laschet beim Tempo 130 „Symbolpolitik“ vorgeworfen. Jetzt bremsen Wissenschaftler seine Argumentation aus. Mit einem Tempolimit ließe sich viel CO2 einsparen.

2 Min.
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Tempo 130 auf deutschen Autobahnen. (Foto: Shutterstock/Thomas Stockhausen)

Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen und Kanzlerkandidat der Union, hat sich zuletzt mehrfach gegen ein Tempolimit von 130 Kilometern pro Stunde ausgesprochen – und den Grünen dabei „Symbolpolitik“ vorgeworfen. Eine Begrenzung der Geschwindigkeit werde den Klimawandel nicht stoppen. Zudem gebe es gar nicht so viele Straßen, wo man mit Tempo 130 fahren könne. Wissenschaftler widersprechen dem jetzt. Mit einem Tempolimit 130 auf deutschen Autobahnen könnten jährlich 1,9 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden.

Tempo 130: Wissenschaftler versus Laschet-Kritik

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Diese Zahl werfen der Wiener Klimaforscher Reinhard Steurer und der Wissenschaftler Giulio Mattioli von der Fakultät Raumplanung der TU Dortmund ins Rennen. Grundlage dafür ist eine Analyse des Umweltbundesamtes (UBA) aus dem Februar 2020. Die 1,9 Millionen Tonnen CO2 entsprächen dabei jeweils dem jährlichen Volumen an CO2-Emissionen von 55 Ländern, darunter Mali, dem Tschad und Sierra Leone. Mali mit seinen rund 20 Millionen Einwohnern etwa kam im Jahr 2017 auf knapp eine Million Tonnen Kohlendioxid. Aber: Weltweit beträgt der jährliche CO2-Ausstoß 37 Milliarden Tonnen (2017).

In Deutschland haben derweil laut UBA-Studie allein Pkw und leichte Nutzfahrzeuge auf Bundesautobahnen in Deutschland Treibhausgasemissionen in Höhe von rund 39,1 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente verursacht. Würde ein Tempolimit noch weiter unter die Marke von 130 Kilometern pro Stunde sinken, stiegen die CO2-Einsparungen weiter an. Bei Tempo 120 wären es 2,6 Millionen Tonnen, bei Tempo 100 schon 5,4 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr, wie der Tagesspiegel schreibt.

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Deutschland will Treibhausgasemissionen senken

Das Thema ist aktuell auch deswegen so brisant, weil die Bundesregierung erst vor wenigen Tagen ein neues Klimaschutzgesetz verabschiedet hat – nicht zuletzt auf Druck des Bundesverfassungsgerichts und schärferer Klimaziele der EU. Dem Gesetz zufolge will Deutschland seinen Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 um mindestens 65 Prozent im Vergleich zu 1990 senken. Im Verkehrssektor sind die Emissionen aber seit 1990 bisher überhaupt nicht gesunken. Einzige Ausnahme: die Corona-Delle 2020.

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Die Mehrheit der Deutschen befürwortet übrigens ein Tempolimit 130. Laschet hat dagegen seine ablehnende Haltung gerade erst noch einmal in einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland bekräftigt, indem er auf Elektroautos verweist: „Warum soll ein Elektrofahrzeug, das keine CO₂-Emissionen verursacht, nicht schneller als 130 fahren dürfen? Das ist unlogisch. Wenn das Elektroauto nur noch 130 fahren darf, ist dem Klima nicht geholfen“.

Anteil reiner Stromer in Deutschland unter 1 Prozent

Was Laschet hier allerdings nicht sagt, ist, dass der Anteil von batterieelektrischen Autos am Fahrzeugbestand in Deutschland laut Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts aktuell (2020) nur 0,6 Prozent beträgt. Darüber hinaus gehen Experten davon aus, dass ein allgemeines Tempolimit die Staugefahr deutlich reduziert. Und, so eine weitere Argumentationslinie: Auch Elektroautos verbrauchen weniger Strom, wenn sie langsamer fahren.

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Dein t3n-Team

Snow

Die Mehrheit entspricht nur 2000 Befragten.
Ein Großteil ist gegen ein Tempolimit.

Im Sinne des Klimaschutzes bin ich für ein Tempolimit für Verbrenner.
FCEV und BEV sollen unlimitiert bleiben.
Das wäre dann auch ein Anreiz für viele hier umzusteigen auf die alternativen Antriebe.

Wenn die alternativen Antriebe auch limitiert werden sollen, dann müsste man auch Züge in der Geschwindigkeit begrenzen, da diese durch die höhere Geschwindigkeit auch exponentiell mehr Energie verbrauchen.

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Jörn Brien

Die Studie (ARD-Deutschlandtrend) ist repräsentativ. Es lässt sich also ableiten, dass die Mehrheit (57 Prozent) der Deutschen für ein Tempolimit ist. Dabei kommt es nicht auf Dein Empfinden an.

Über den Rest lässt sich sicher diskutieren.

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xordinary

Was für ein Blödsinn! Und der Strom kommt aus der Steckdose oder was? Selbst, wenn ich meine EVs zu 100 % vom Dach laden kann (was im Sommer der Fall ist), fahre ich deshalb nicht wie ein Irrer auf der Autobahn, sondern meist 140 km/h. Warum? Weil das der Sweet Spot zwischen Ladezeit und Zeitersparnis durch höhere Fahrgeschwindigkeit ist (schneller fahren = länger laden, langsamer laden = langsamer vorankommen).

Davon ab verbrauchen natürlich auch EVs bei höheren Geschwindigkeiten UNNÖTIG viel Strom, der, selbst wenn er aus Regenerativen kommt, anderswo besser aufgehoben ist, als ihn für dummes Männer-Getue auf der Autobahn zu verblasen!

Wer heute noch ernsthaft findet, man müsse diese komplett sinnlose „Freiheit“ als einziges Land der Welt beibehalten, der sollte definitiv nicht als Kanzlerkandidat antreten. Oder vielleicht doch, denn die meisten Leute wollen so etwas nicht. Ja, doch: Die MEISTEN LEUTE!

Antworten
Snow

Ich fahre selber seit 2 Jahren rein elektrisch. Und genau dieser Sweet-Spot bedingt eine intrinsische Regulierung. Die Geschwindigkeit reguliert sich hier von selbst. Da muss man nicht von außen per Gesetz das Thema verbieten.

Die Umfrage wurde hier mit 1000 Teilnehmern geführt. Als geneigter T3N-Leser sollte man wissen, dass die Filterblase und subtile digitale Beeinflussung die entsprechende Meinung beeinflusst und solche Umfragen ( egal zu welchem Thema) daher kritisch betracht werden müssen. Wenn hier 40% der mündigen Bevölkerung befragt werden sind die Ergebnisse wohl representativer.

https://www.presseportal.de/pm/7169/4766505

Sicherlich muss man schauen, dass die Energie sinnvoll genutzt werden kann. So lang jedoch die PV-Anlagen abgeschaltet werden und die Energie garnicht genutzt wird, die Einspeisevergütung Richtung Marktpreis stürzt und der Strom im HV-Netz verschenkt wird, weil keine Abnehmer da sind. Ist das Thema Energienutzung im Verkehr die geringere Priorität.
Der Gütertransport muss auf die Schiene , da wäre riesiges Einsparpotential bei CO2 und Energieverbrauch. Die Umstellung auf E-LKW wird mehr Zeit beanspruchen als die Umstellung auf E-Pkw.

Der weltweite Einfluss durch die CO2 Reduzierung mit dem Tempolimit ist zudem so verschwindend gering. Wir könnten viel mehr bewegen, wenn die Müll- und Plastikvermeidung richtig angegangen wird. Hier sind wir mit einer der schlimmsten Plastikmüllerzeuger.
Da sollten wir uns alle drauf konzentrieren.
Sicher der Klimawandel muss auch in den Griff bekommen werden, aber hier sollten wir uns auf Themen konzentrieren, die auch wirklich großen Einfluss haben.

Holger Steiger

Verbrenner werden beim WLTP Test-Verfahren nur bis max. 120 km/h getestet.
Man kann nach den Erfahrungen der letzten Jahre (Abgasskandal, Feinstaubskandal) nicht davon ausgehen, dass die Autobauer freiwillig die Abgasreinigung großzügiger gestalten als es zum Erreichen des WLTP-„Zertifikates“ nötig ist.
Darum bin ich für ein Tempolimit für Verbrenner von 110 km/h auf Autobahnen. Warum 110 km/h? Weil der geneigte Autofahrer immer 10 km/h bis 20 km/h schneller fährt als es erlaubt ist. Das würde dann in der Summe ca. 120 km/h bis 130 km/h bedeuten.
Analog dazu bin ich für ein Tempolimit von 80 km/h auf Landstraßen. Dies würde auch deutlich zur Verkehrssicherheit beitragen.
Um den Stress in den „größeren“ Städten gegenüber Fahrradfahrern zu verkleinern bin ich für ein Tempolimit von 30 km/h in Städten. Auch hier würde sich die Sicherheit der „schwächeren“ Verkehrsteilnehmer marginal erhöhen. Statistiken haben längst gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit von Fußgängern bei einer Kollision mit einem Fahrzeug tödliche Verletzungen zu erleiden bei einer Aufprallgeschwindigkeit von 50 km/h 10mal höher ist als bei 30 km/h.
Um den Umstieg von Verbrennern auf E-Fahrzeuge attraktiver zu gestalten, könnte man vielleicht auf Autobahnen vorerst auf ein Tempolimit für E-Autos verzichten. Im Sinne des gleichmäßig fließenden Verkehrs sehe ich das allerdings kritisch. Auf Tempolimits auf Landstraßen oder in der Stadt kann man aufgrund der Verkehrssicherheit nicht verzichten.

Antworten
Scooter

Komisch, worüber hier diskutiert wird. Hohes Tempo = hoher Energieverbrauch = hohe CO2 Emission, bei Verbrennern. Das lernt man in der fünften Klasse in Physik. Hat was mit Masse zu tun…
Klar kann ich mit meinem E-Auto auch rasen, aber die Schnelllader werden nicht nur mit Ökostrom betrieben.

Und ebenfalls komisch, das es nur noch in Deutschland „freie Fahrt für freie Bürger“ gibt. Im restlichen Europa sind 130, 120 oder 110 km/h auf Autobahnen und Schnellstraße die Regel.
Wer gegen ein Tempolimit ist, vergißt den hohen Fahrzeugbestand in Deutschland, der sich seit 1980 mehr als verdoppelt hat. Ungefähr zu der Zeit begann auch die Diskussion um ein Tempolimit.
Dazu kommt der ebenfalls gestiegene Bestand an LKW plus Transitverkehr seit der Öffnung der Grenzen nach Osten.
Ich bin viel in Frankreich unterwegs und vermisse NIE die freie Fahrt. Ganz im Gegenteil, der Verkehr läuft deutlich entspannter. Zeitersparnis durch schnelles fahren? Geht beim Tanken wieder drauf.

Ich weiß nicht, welchen Wählern Herr Laschet mit seiner Meinung hinterherläuft.

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Kermit01

Bin zu meiner Zeit als Berufskraftfahrer viel durch Frankreich ( nebenbei ganz Europa unterwegs ) mit 40 t
gefahren , die Fahrten dort waren wie Urlaub , nebenbei sind die Raststätten so angelegt das dort die Pausen
immer möglich sind . Dort dürfen Pkw nur 130 bei trockenem Wetter b.z.w. bei Nässe 110 km/h fahren .
Und es funktioniert ja doch . Die Geschwindigkeiten zwischen Nutzfahrzeugen und Pkw sind nicht so groß
das man bei 180 km/h bis auf 90 km/h runterbremsen muß ( ein lehrer Lkw überholt ein schwer beladenen )
um seine Fahrt fort zu setzen , was auch eine reine Energieverschwendung zur folge hat. Mein Pkw kann auch über 200km/H fahren und trotzdem bin meistens mit 120 bis 140 unterwegs und komme auch ans Ziel. Was nützt hohe Geschwindigkeit die ich mit Staus und längere Erholungspause wieder wett machen muß.

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