Nach bereits sehr turbulenten Tagen wurde es für das Terra-Netzwerk und die Coins Luna und UST in den letzten Stunden noch einmal deutlich turbulenter. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Beitrags hatte der Luna-Kurs innerhalb von 24 Stunden um über 97 Prozent nachgegeben. Der Coin zeigt sich dabei extrem volatil mit 24-Stunden-Hochs und -Tiefs bei 5,45 und 0,04 US-Dollar.
Beispielloser Absturz steigert Nervosität
Der Kurs des Stablecoin im Terra-Netzwerk, dem Terra-USD-Coin (UST), zeigt sich hingegen wieder im Aufwärtstrend, wenn er auch mit derzeit 0,59 Dollar weit von der Bindung an den Wert eines Dollars entfernt ist. Innerhalb der vergangenen 24 Stunden schwankte er zwischen 0,30 und 0,82 Dollar, was Markt und Politik durchaus nervös werden lässt.
Beim UST handelt es sich um einen sogenannten algorithmischen Stablecoin, dessen Bindung an den Dollar nicht mit harter Währung besichert ist. Durch die Abkoppelung geriet der Verbrenn- und Mint-Mechanismus des Terra-Netzwerks aus dem Gleichgewicht. So kam es zu einem Wertverlust in der bereits erwähnten, katastrophal anmutenden Größenordnung.
UST soll besichert werden, Investoren offenbar nicht interessiert
Im Zuge des Absturzes hat Terra-Gründer Do Kwon nun bekannt gegeben, dass der UST künftig ebenfalls zu einem besicherten Stablecoin werden soll. Do Kwon beabsichtigt demnach, den Wert des Stablecoin durch die Hinterlegung werthaltiger Assets zu stabilisieren.
Das entspricht der Strategie hinter den Stablecoins USD-Coin und Tether und soll von der Luna Foundation Guard, einer Non-Profit-Organisation aus Singapur, die das Terra-Netzwerk unterstützt, geleistet werden. Wie The Block unter Berufung auf „mit der Angelegenheit vertraute Personen“ berichtet, will die LFG mehr als eine Milliarde Dollar zur Absicherung des UST-Stablecoins sammeln. Das scheint nicht reibungslos zu verlaufen, wie Bloomberg berichtet. Große Investoren, bei denen LFG bereits angefragt habe, würden dem Plan die „kalte Schulter“ zeigen, berichtet das Blatt.
Auch Tether löst sich vom Dollar
Der möglicherweise bevorstehende Totalverlust aller Anlagen im Terra-Netzwerk beunruhigt derweil die Politik und die Investorenschaft dermaßen, dass sich zwischenzeitlich sogar der besicherte Stablecoin Tether von der Dollar-Bindung löste und am Morgen des Donnerstags auf 0,95 Dollar fiel.
Der Bitfinex-Chef Paolo Ardoino griff sofort zu Twitter und versicherte den Anlegenden, dass die Bindung nicht infrage stehe. Anlegende würden immer mindestens einen Dollar ausgezahlt bekommen. Nach eigenen Angaben besichert Bitfinex den Tether zu rund 80 Prozent aus Bareinlagen und nur zu 20 Prozent über andere, diverse Assets.
Der tatsächliche Deckungsgrad des Tether ist in der Vergangenheit immer wieder Angriffspunkt für Kritik gewesen, weil es keinen objektiven Nachweis darüber gibt, wie hoch er tatsächlich ist und wie die Besicherungsstrategie konkret aussieht. Das war bereits Gegenstand gerichtlicher Auseinandersetzungen, aus denen sich Bitfinex in der Regel mit Vergleichen zog.
US-Finanzministerin will Stablecoin-Gesetz
Die US-Finanzministerin Janet Yellen sieht sich durch den Luna-Crash in ihrer Kryptokritik bestätigt. Sie sagte während einer Senatsanhörung in dieser Woche: „Ein Stablecoin, der als Terra-USD bekannt ist, erlebte einen Run und verlor an Wert. Ich denke, das zeigt, dass wir es hier mit einem schnell wachsenden Finanzprodukt zu tun haben, bei dem es ebenso schnell wachsende Risiken gibt.“
In diesem Zusammenhang kündigte sie an, dass das amerikanische Finanzministerium in Kürze einen umfassenden Bericht über Kryptowährungen und Stablecoins herausgeben werde. Ebenso arbeite der Kongress an einer Stablecoin-Gesetzgebung, die sie bis Ende 2022 verabschiedet sehen möchte.
Krypto-Interessierte sollten derzeit nicht auf die Idee kommen, den „Dip“ zum Einstieg zu nutzen. Immerhin hatte Luna noch am 5. April 22 das Erreichen eines Allzeithochs von 119,18 Dollar verkünden können. Derzeit kann niemand seriös den Totalverlust aller Gelder ausschließen.