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Textilien: Wie eine neue Lösung das Recycling von Kleidung beschleunigen soll

Moderne Kleidung besteht oft aus einer Mischung aus vielen Fasern: Baumwolle, Nylon, Polyester. Das stellt das Recycling auf eine harte Probe, wenn man die Stoffe wiederverwenden möchte. Ein neuer chemischer Ansatz soll Zeit und einen Arbeitsschritt sparen.

Von MIT Technology Review Online
3 Min.
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Weniger als 1 Prozent der Kleidung weltweit wird recycelt. Ein Problem ist, dass in Stoffen oftmals natürliche und künstliche Fasern miteinander kombiniert sind. (Bild: Africa Studio / Shutterstock)

“Wir brauchen eine bessere Methode, um moderne Textilien zu recyclen, die komlpex aufgebaut sind. Denn wir, die Konsument:innen, werden nicht aufhören, Kleidung zu kaufen“, beschreibt Erha Andini die Problematik. Die Chemikerin von der University of Delaware hat daher einen neuen Ansatz entwickelt, den sie zusammen mit vier anderen Wissenschaftler:innen in einer Studie veröffentlicht hat. Ihr Ansatz hat dabei den Vorteil, dass er zum einen Stoffe aus verschiedenartigen Fasern trennt, ohne dass die Teile vorsortiert werden müssen, und dass er zum anderen schneller als vergleichbare Verfahren ist.

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Weniger als 1 Prozent der Kleidung weltweit wird recycelt. Der größte Anteil landet auf Mullhalden oder wird verbrannt. Viele Stoffe bestehen dabei aus einer Mischung aus biologischen und künstlichen Fasern. Sind sie einmal in einem Textilstück vereint, sind sie nur noch schwer zu trennen. Das ist problematisch beim Recycling, das vor allem von einheitlichen Kategorien ausgeht – ähnlich wie bei der Mülltrennung, etwa nach Glass, Papier und Kunststoff.

Mit Chemie zum Recycling

Doch genau an dieser Gemengelage setzen Andini und ihre Kolleg:innen mit ihrem chemischen Recycling an. Sie haben ein Lösungsmittel entwickelt, das die chemischen Bindungen in Polyestergewebe aufbricht, während Baumwolle und Nylon intakt bleiben. Um den Prozess zu beschleunigen, versorgen sie ihn mit Mikrowellenenergie und fügen einen Zinkoxidkatalysator hinzu. Diese Kombination verkürzt die Abbauzeit auf 15 Minuten, während herkömmliche Kunststoffrecyclingmethoden über eine Stunde benötigen. Der Polyester zerfällt schließlich in Bis(hydroxyethyl)terephthalat (BHET), ein Zwischenprodukt bei der industriellen Synthese von Polyester, das aber theoretisch wieder in Polyester umgewandelt werden kann. Ähnliche Verfahren kamen bereits für das Recycling von vorsortiertem Kunststoff zum Einsatz. Doch Andini und Co. wendeten dies das erste Mal für das Recycling von Mischgewebe an – ohne eine vorherige Sortierung.

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„Der Einsatz von Mikrowellenenergie beschleunigt nicht nur den Prozess, sondern verringert auch die CO2-Bilanz des Verfahrens, weil es schneller ist und weniger Energie verbraucht“, sagt Andini.

Kosten für das Verfahren

Dennoch könnte das Verfahren schwer zu skalieren sein, so Bryan Vogt, ein Chemieingenieur an der Penn State University, der nicht an der Studie beteiligt war. Dabei fällt vor allem das Lösungsmittel ins Gewicht, das für den Abbau des Polyesters zum Einsatz kommt. Es ist teuer und lässt sich nach der Verwendung nur schwer zurückgewinnen. Andini zufolge lässt sich BHET zwar leicht wieder zu Kleidung verarbeiten, aber es ist weniger klar, was mit den übrig gebliebenen Fasern geschehen soll. Nylon könnte besonders schwierig sein, da der Stoff durch die chemische Recyclingtechnik des Teams erheblich abgebaut wird.

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„Wir sind Chemikerinnen, deshalb betrachten wir diesen Prozess als Ganzes“, sagt Andini. „Sobald wir in der Lage sind, aus jedem Teil reine Bestandteile zu gewinnen, können wir sie hoffentlich wieder in Garn umwandeln und erneut Kleidung herstellen.“

Andini, die gerade ein Stipendium für Unternehmer erhalten hat, entwickelt derzeit einen Businessplan, um das Verfahren zu vermarkten. In den kommenden Jahren will sie ein Startup gründen, um das Kleidungsrecycling aus dem Labor in die Welt zu bringen. Das könnte ein wichtiger Schritt sein, um die großen Mengen an Textilabfällen auf den Mülldeponien zu reduzieren. „Es ist eine Frage des Kapitals“, sagt sie, „aber wir arbeiten daran und freuen uns darauf“.

Der Text stammt von Sarah Ward. Sie ist Hospitantin in der Redaktion der US-amerikanischen MIT Technology Review.
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