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Smarte Kleidung: Der Durchbruch lässt auf sich warten

Mit dem Wisch über den Ärmel ans Handy gehen oder mit dem Sportshirt die Leistung messen: Intelligente Textilien finden immer mehr Anwendungen. Doch für den Massenmarkt braucht es noch Entwicklung.

Quelle: dpa
3 Min.
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Schon 2017 zeigten Google und Levis mit Project Jacquard eine Jacke mit Smartphone-Verbindung. (Foto: Google)

Eine Jacke, mit der man Anrufe annehmen kann. Schuhe, die sich selbst binden. Sportklamotten, die die Leistung messen. Die Anwendungsfelder für intelligente Textilien scheinen unermesslich. Viele Produkte wurden schon vor Jahren erstmals auf den Markt geworfen, Forscher prognostizierten schwindelerregende Wachstumsraten. Und doch bleibt der große Durchbruch auf dem Massenmarkt bislang aus. Auf der Berliner Fashion Week, die am Montag startet, ist das Thema laut einer Sprecherin eher eine Randnotiz. Ist der Hype also schon wieder verglüht – oder hat er sich nur verlagert?

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Smarte Kleidung: Noch herrscht Skepsis bei den Händlern

Für die breite Anwendung bei den Verbrauchern ist der Geschäftsführer des Handelsverbands Textil, Schuhe und Lederwaren, Axel Augustin, derzeit noch skeptisch: „Im Moment ist das definitiv exotisch.“ Er verweist darauf, dass Funktionen wie etwa die Überwachung von Leistungsdaten auch schon in Fitnessarmbändern enthalten seien. „Das muss ein klarer Vorteil gegenüber den Devices sein und billiger sein. Und das sehe ich im Moment eher nicht.“

Dabei haben sich schon einige Schwergewichte mit dem Thema beschäftigt. Levi’s etwa hatte schon 2017 zusammen mit Google eine Jacke auf den Markt gebracht, die sich dank eingewebter Metallfäden mit dem Smartphone koppeln lässt. Nike führte 2016 einen Schuh ein, der sich automatisch an die Passform des Fußes anpasst. Und auch Apple arbeitet an intelligenten Textilien. Im Herbst 2023 wurde bekannt, dass die Kalifornier hierzu ein neues Patent anmeldeten.

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Smarte Textilien: Enorme Wachstumsraten prognostiziert

Für 2023 werde das weltweite Marktvolumen für intelligente Textilien auf bis zu 3,2 Milliarden Euro geschätzt, heißt es vom Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie. Bis 2026 solle sich der Markt etwa verdoppeln, 2031 könne er 16,1 Milliarden Euro erreichen. Da international aber nicht klar definiert sei, was ein intelligentes Textil ist, seien solche Studien immer mit Vorsicht zu genießen. Und dennoch: Die Wachstumsraten scheinen enorm. Doch woher soll dieses Wachstum kommen, wenn nicht vom Modemarkt?

Um diese Frage zu beantworten, lohnt ein Ausflug ins hügelige Vogtland im Grenzgebiet von Thüringen und Sachsen. In der Kleinstadt Greiz forscht das Textilforschungsinstitut Thüringen Vogtland (TiTV) seit über 25 Jahren an der Verbindung von Textilien und Elektronik. Das Institut gilt als einer der Vorreiter in dem Bereich. Hier werden unter anderem leitfähige Fäden entwickelt. „Mode ist selten ein Thema“, sagt der Gruppenleiter für smarte Textilien, Kay Ullrich. „Das gehört dazu, aber da herrscht ein anderer Preisdruck.“ Hier gehe es in der Forschung darum, Prozesse kostengünstiger zu gestalten.

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Gar nicht so schick: Die hässlichsten und skurrilsten Handys und Smartphones Quelle: Nokia

Medizin oder Autoindustrie sind Treiber

Treiber sei derzeit eher die Medizin, wo es etwa um Schmerztherapie über die Behandlung mit Reizstrom gehe, oder um Bettauflagen, die erkennen, ob ein Patient herausgefallen ist. Auch in der Autoindustrie gebe es derzeit einen Wachstumsmarkt. Das gehe von leuchtenden Dach-Himmeln über Touch-Anwendungen in der Mittelkonsole bis hin zu Neuerungen bei der Sitzheizung, so Ulrich. Für die Bundeswehr werde mit Textilien experimentiert, die etwa Schweiß von Blut unterscheiden könnten. Und auch auf dem Bau gebe es Anwendungen.

Johannes Diebel, Forschungsleiter beim Forschungskuratorium Textil des Gesamtverbands der Textil- und Modeindustrie, zählt auch noch Arbeitskleidung und Schutzausrüstung zu wichtigen Anwendungsfeldern. Er sagt aber auch: „Trotz des wachsenden Interesses bildet die Käufergruppe für intelligente Textilien immer noch einen spezialisierten Markt.“ Er gehe aber davon aus, dass es mit der Weiterentwicklung der Technologie auch verstärkt in den Massenmarkt gehe. Allerdings hänge das vom Preis, dem Vorteil für den Verbraucher und der Recyclingfähigkeit der Produkte ab.

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Ein großes Thema sei auch die Waschbarkeit, sagt Ulrich vom Institut in Greiz. „Das Waschen ist mit die höchste Belastung für diese Textilien.“ Derzeit lasse sich etwa eine beheizbare Unterhose je nach Waschgang und Waschmittel 50 bis 100 Mal waschen. Dann seien die leitenden Fäden so sehr beansprucht, dass der elektronische Widerstand doppelt so groß wie zu Beginn sei und die Funktion leide.

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