Der niederländische Master-Student Björn Ruytenberg hat Details zu einem neuen Thunderbolt-Angriff veröffentlicht. Die von ihm als Thunderspy bezeichnete Methode erlaubt es, Dateien von gesperrten Rechner zu kopieren – selbst wenn die Festplatte verschlüsselt und der Rechner im Standbymodus ist. Der Angreifer bräuchte zwar einen direkten Zugang zu dem Computer und müsste außerdem das Gehäuse aufschrauben, um sich Zugang zur Hardware zu verschaffen, in einem Video zeigt Ruytenberg jedoch, dass der ganze Vorgang innerhalb von nur fünf Minuten durchgeführt werden könnte. Sofern der Angreifer nicht auf frischer Tat ertappt wird, bleiben anschließend keine Spuren des Datendiebstahls zurück.
Schon 2019 entdeckten Sicherheitsforscher eine Reihe von Thunderbolt-Sicherheitslücken, die sie unter dem Namen Thunderclap veröffentlichten. Die Forscher empfahlen Nutzerinnen und Nutzern daraufhin, die Sicherheitsstufenfunktion von Thunderbolt zu nutzen und nur bekannten Geräten Zugang zu der Schnittstelle zu gewähren. Ruytenbergs Angriff umgeht diesen Schutz jetzt allerdings komplett, indem die für den Thunderbolt-Anschluss zuständige Firmware manipuliert wird. Die Änderung wird unabhängig vom Betriebssystem vorgenommen und es ist aus Nutzersicht nicht erkenntlich, dass überhaupt etwas verändert wurde.
Nachdem der Thunderclap-Angriff im letzten Jahr veröffentlicht wurde, reagierte Intel mit einem neuen Sicherheitsfeature namens Kernel Direct Memory Access Protection. Das wiederum stoppt auch Ruytenbergs Angriff. Allerdings befindet sich der Mechanismus dementsprechend auch erst in Computern, die 2019 oder später hergestellt wurden. Aber auch neuere Notebooks scheinen nicht zwangsläufig über den Schutzmechanismus zu verfügen. Laut Wired fand Ruytenberg auch nach 2019 Geräte einiger namhafter PC-Hersteller, die für den Angriff empfänglich waren.
Thunderspy: Dieses Tool sagt euch, ob euer PC betroffen ist
Von dem Angriff betroffen sind Linux- und Windows-Rechner. Das gilt auch für Macs, auf denen eines der beiden Betriebssysteme mittels Bootcamp ausgeführt wird. macOS selbst hingegen ist vor Thunderspy weitestgehend sicher. Wer überprüfen will, ob das eigene Notebook durch Thunderspy angreifbar ist, kann sich das von Ruytenberg entwickelte Tool Spycheck für Windows oder Linux herunterladen. Der Quellcode des Programms kann auf GitHub eingesehen werden.
Ist euer System angreifbar, dann empfiehlt Ruytenberg, nur eigene Thunderbold-Hardware mit dem Rechner zu verbinden. Außerdem sollte das Gerät nicht für einen längeren Zeitraum unbeaufsichtigt bleiben. Falls doch, sollte das System nicht in den Standbymodus, sondern ausgeschaltet oder zumindest in den den Ruhezustand versetzt werden. Wer Thunderbolt generell nicht nutzt, der kann die Funktion auch vollständig im BIOS deaktivieren, um sich gegen den Angriff zu schützen.
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