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„Tickende Zeitbombe“: Wissenschaftler warnen vor Weltraumschrott-Desaster

Fast 30.000 Objekte, die größer als ein Softball sind, rasen mit extrem hoher Geschwindigkeit um die Erde. Wissenschaftler:innen warten nur auf die unausweichliche Katastrophe.

Von Dieter Petereit
2 Min.
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Wissenschaftler:innen fürchten den Kessler-Effekt wegen des hohen Vermüllungsgrads der Erdumlaufbahn. (Bild: Dall-E/t3n)

Darren McKnight, technischer Leiter beim Weltraumüberwachungsunternehmen Leolabs schlägt Alarm. Eine gefährliche Menge an Weltraumschrott verunreinige die Umlaufbahn unseres Planeten. Es stelle sich nicht die Frage, ob Kollisionen erfolgen werden, sondern nur wann, ergänzt Leolabs-Chef Dan Ceperly.

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Schon umherfliegende Splitter können tödlich sein

Im Interview mit Forbes beschreibt McKnight das Problem als eine „tickende Zeitbombe“. Die Expertinnen von Leolabs suchen fieberhaft nach Lösungen, befürchten aber, diese nicht rechtzeitig zu finden. Zwar können sie mit ihren Überwachungsmethoden alle Objekte mit einem Durchmesser von etwa 10 Zentimeter verfolgen, indes bleibt alles, was kleiner ist, unter dem Radar.

Das klingt unbeachtlich, ist es aber nicht. Denn die Größe des Müllteils spiele keine echte Rolle. „Jedes Fragment, das größer als ein paar Millimeter ist, ist für Astronauten wahrscheinlich tödlich“, sagt Ceperley gegenüber Forbes.

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Glücklicherweise gab es bislang eine solche Katastrophe nicht, aber es gab bereits einige Beinaheunfälle. Ein Beispiel dafür ist der Schaden an einem Roboterarm außerhalb der Internationalen Raumstation ISS, der 2021 von einem winzigen Splitter durchbohrt wurde.

McKnight gibt zudem zu bedenken, dass auch die höheren Bereiche der erdnahen Umlaufbahn unbekannte Risiken bergen. Denn sowohl die Vereinigten Staaten als auch die ehemalige Sowjetunion hätten ihre verbrauchten Raketenoberstufen ins All geschossen, aber nie eine Einigung über die Säuberung erzielt.

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Im Juni 2022 begegneten sich zwei dieser ausrangierten Oberstufen – eine sowjetische und eine amerikanische – und näherten sich bis auf 800 Meter aneinander an. Die Wissenschaftler:innen fürchten das sogenannte Kessler-Syndrom.

Das ist der gefürchtete Kessler-Effekt

Das Kessler-Syndrom, auch als Kaskaden-Effekt oder Kessler-Effekt bezeichnet, ist ein Szenario, das erstmals 1978 von dem Nasa-Wissenschaftler Donald J. Kessler beschrieben wurde. Es beschreibt eine Situation, in der die Menge an Weltraummüll in der niedrigen Erdumlaufbahn (LEO) so groß wird, dass eine Kettenreaktion ausgelöst wird. Dabei erzeugen Kollisionen zwischen Weltraumobjekten immer mehr Trümmer, die ihrerseits weitere Kollisionen verursachen. Der Effekt könnte dazu führen, dass die Nutzung von Satelliten und Raumfahrzeugen in bestimmten Orbitalregionen nur noch stark eingeschränkt oder sogar unmöglich wird.

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Zudem könnten Trümmerteile, die durch Zusammenstöße entstehen, langfristig in der Umlaufbahn bleiben und den Zugang zum Weltraum erheblich gefährden. Dies könnte die Funktion von Kommunikations-, Wetter- und Navigationssatelliten beeinträchtigen und zukünftige Raumfahrtmissionen erschweren. Das Kessler-Syndrom ist ein Szenario, das in der Weltraumforschung und der Satellitenindustrie sehr ernst genommen wird, da die zunehmende Menge an Weltraummüll die Wahrscheinlichkeit von Kollisionen kontinuierlich erhöht.

Nachdem China nun auch in den Weltraumwettlauf einsteigt, drängen Organisationen wie die Leolabs auf mehr internationale Zusammenarbeit „Die größte diplomatische Herausforderung“, stellt Ian Christensen von der US-amerikanischen Secure World Foundation fest, „besteht darin, die drei großen Raumfahrtnationen (die Vereinigten Staaten, Russland und China), die für 90 Prozent des Risikos verantwortlich sind, davon zu überzeugen, mit der Beseitigung ihrer eigenen großen Trümmerobjekte zu beginnen.“

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