„Attraktive Vergütung“ adé! In Kalifornien sind Gehaltsspannen in Stellenanzeigen bald Pflicht
Es sind Formulierungen wie „faires Gehalt“, „leistungsgerechte Bezahlung“ oder „attraktive Vergütung“, die in deutschen Stellenanzeigen zwar üblich sind, jedoch am Ende so gut wie gar nichts aussagen. Was ist fair? Was leistungsgerecht? Was attraktiv?
Während hierzulande um den Verdienst ein großes Gewese gemacht wird, zieht Kalifornien blank. Ab dem 1. Januar 2023 müssen Unternehmen dort in Stellenanzeigen erstmals Gehaltsspannen veröffentlichen.
Gehaltstransparenz: Kalifornien verpflichtet Firmen
Wie CNBC berichtet, wird das Gesetz fast 200.000 Unternehmen mit 15 oder mehr Mitarbeitenden verpflichten, die Gehaltsspannen offenzulegen. Kalifornien wird damit zum größten US-Bundesstaat, in dem hiesige Stellenanzeigen diese Gehaltsangaben erfordern.
Der Golden State ist die Heimat von 19 Millionen Arbeitnehmenden und einigen der einflussreichsten Tech-Konzernen der Welt – darunter Apple, Netflix, Alphabet und Meta.
Ähnliche Gesetze gibt es unter anderem auch in New York, Nevada und Colorado. Der Sinn liegt darin, Diskriminierungen beim Gehalt einzugrenzen. Oft entfalten derartige Gesetze jedoch auch eine Wirkung außerhalb der Bundestaaten, gibt Jessica Ramey Stender von der Non-Profit-Organisation (NPO) Equal Rights Advocates dem Nachrichtenmagazin CNBC zu verstehen. Die NPO hat an der Gesetzesnovelle maßgeblich mitgearbeitet.
Unternehmen, die Erfahrungen aufgrund der Gesetze an ihren Hauptsitzen sammeln, würden die gleiche Gehaltstransparenz häufig auch in anderen Filialen wagen, so Stender.
Eine Umfrage von Willis Towers Watson unter 388 Führungskräften in den USA untermauert das: 17 Prozent der Teilnehmenden erwägen die Offenlegung von Gehaltsspannen in Stellenausschreibung auch in Staaten, in denen es gesetzlich nicht vorgeschrieben ist.
Gehaltstransparenz in Deutschland weit entfernt
In Deutschland gibt es ein derartiges Gesetz nicht. 2018 hat die damalige Bundesregierung hierzulande das Entgelttransparenzgesetz veröffentlicht. Es ermöglicht, dass Frauen und Männer, die in Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeitenden arbeiten, erfahren können, was eine Gruppe von mindestens sechs vergleichbaren Kolleginnen beziehungsweise Kollegen des anderen Geschlechts im Mittelwert verdient. Das sollte Diskriminierungen vorbeugen.
Umfragen unter Betriebsräten zeigten jedoch, dass das Entgelttransparenzgesetz in Deutschland kaum von Mitarbeitenden in Anspruch genommen wird.
Laut den Forschenden des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung läge das vor allem auch daran, dass die Hürden für einen Auskunftsanspruch zu hoch seien. Das Gesetz zeige bisher „keine spürbaren Effekte“, heißt es in der WSI-Untersuchung.