
Mit ihrem Tracking-Projekt Trustpid wollten Vodafone, Telekom, Telefónica und Orange einen Ersatz für Werbe-Cookies schaffen. Jetzt verkündet allerdings eine Pop-up-Nachricht auf der Trustpid-Website: „Mit Wirkung zum 15. Mai 2023 wird Vodafone Sales und Services Limited den Testbetrieb von Trustpid einstellen.“
Klingt zunächst nach einem Aus fürs Projekt – wäre da nicht das Wörtchen „Testbetrieb“ und ein Satz am Ende des Banners, der verrät, dass Infos zu einem kommerziellen Nachfolgeprojekt „zu gegebener Zeit“ kommuniziert werden. Der Name und erste Personalien des zuständigen Joint Ventures sind derweil schon bekannt.
Testbetrieb von Trustpid endet: Das sind die Konsequenzen
Ab dem 15. Mai bekommen Kund:innen der bisherigen Trustpid-Partner kein entsprechendes Einwilligungs-Pop-up mehr angezeigt, alle Trustpid-Vorgänge und zusammenhängende Aktivitäten werden laut Vodafone beendet.
Weiter heißt es vom Unternehmen: „Alle auf der Trustpid-Plattform gespeicherten Daten, einschließlich der Kennungen (‚Token‘), werden bis spätestens 31. Mai 2023 gelöscht“, es werden keine neuen Kennungen mehr erstellt.

Wer die Website des Trustpid-Projekts besucht, wird mit einem Banner über das Ende des Testlaufs informiert. (Screenshot: trustpid.com/t3n)
Was mit Trustpid getestet wurde, soll künftig über das belgische Unternehmen Utiq kommerzialisiert werden. Das wurde im März 2023 von den Trustpid-Initiatoren Vodafone, Telekom, Telefónica und Orange gegründet, ab dem 1. Juni wird der bisherige Telekom-Mediachef Norman Wagner als Managing Director Germany eingesetzt.
Marc Bresseel, der unter anderem jahrelange Erfahrung aus der PR von IBM und dem Advertising von Microsoft mitbringt, leitet Utiq als CEO. Auf Linkedin schreibt er dazu: „Wir bauen derzeit ein starkes Team auf und werden ab Juni in Deutschland, Frankreich und Spanien auf dem Markt sein – und später im Jahr auch in Großbritannien und Italien.“
Kommerzieller Trustpid-Nachfolger: Details bisher unklar
Geht es nach Bresseel, soll Utiq „eine verantwortungsvollere digitale Welt für alle ermöglichen“ – und das mithilfe eines „authentischen Consent Services“, der die Privatsphäre von Verbraucher:innen schützt und ihnen Datensouveränität ermöglicht. Sonderlich aussagekräftig ist das noch nicht, und auch nach Details zur technischen Umsetzung sucht man bisher vergeblich.
Der Utiq-Vorgänger Trustpid funktionierte wie folgt: Die zuständigen Netzbetreiber – Telekom oder Vodafone – erstellten auf Basis der Mobilfunknummer oder IP-Adresse pseudonyme Netzwerkkennungen. Anhand dieser Netzwerkkennungen wurden dann ebenfalls pseudonyme Token erstellt, über die Partnerunternehmen personalisierte Inhalte steuern konnten. Voraussetzung für all das: Die Nutzer:innen willigen beim Aufrufen einer Website in das Prozedere ein.
Expert:innen bewerteten das Konzept in der Vergangenheit als grundlegend sinnvoll – befürchteten aber auch, dass Werbetreibende versuchen könnten, Nutzer:innen in ihrer Entscheidung zu manipulieren oder Fallback-Trackingoptionen einbauen würden, die greifen, wenn sich Websitebesucher:innen gegen Trustpid entscheiden.