Twitter kündigt an: Mehr Sicherheit, mehr Monetarisierung

Neue Schutzfunktionen für alle Nutzerinnen und Nutzer, zusätzliche Möglichkeiten für Kreative, um auf der Plattform Geld zu verdienen. Auf diese Formel lässt sich ein ganzes Paket an neuen Features bringen, die Twitter jetzt angekündigt hat und weltweit ausrollen will.
Insgesamt will sich Twitter in den nächsten Monaten weiter diversifizieren und seinen Creatoren ermöglichen, neben den klassischen 280 Zeichen langen Nachrichten auch weitere Inhalte zu promoten, beispielsweise Newsletter und Audioinhalte. Insbesondere Live-Audio-Content, aber auch Recordings und Replays stehen hoch im Kurs – der Spaces-Bereich soll hierfür weiter ausgebaut werden. Das Unternehmen denkt bei der Zielgruppe beispielsweise an Journalisten oder Comedians, die ihrer Audience in Zukunft Inhalte gegen Geld anbieten können und beispielsweise auch Ticket-Systeme einbinden können.
Tips genannte Einzelspenden – auch per Bitcoin
Verbunden ist all das mit einer ausgefeilteren Monetarisierungsstrategie als bisher. Dabei sollen neben klassischen Subscription-Modellen beispielsweise auch „Tips“ vergeben werden, einmalige Zuwendungen als eine Art Spende oder Gebühr. Damit verbunden sollen neben einigen gängigen Währungen auch Kryptowährungen – hier erst einmal explizit der Bitcoin – angenommen werden können. Das hat einerseits damit zu tun, dass man diese als relevant empfindet, soll andererseits laut Unternehmenssprechern aber auch für Creatoren in den Schwellenländern geeignet sein, in denen das klassische Bankensystem anders ausgebildet ist als in den Industrieländern.
Die Bitcoin-Funktionalität soll weltweit angeboten werden, wobei das Unternehmen auf Nachfrage erklärt, dass die Monetarisierungsfunktionen dauerhaft ohne eine direkte Provision an Twitter über Drittdienste verfügbar gemacht werden sollen. Das Konzept der „Super-Follows“ genannten Premium-Services, das ab September zunächst in den USA und Kanada und zunächst via iOS verfügbar sein soll, könnte es Creators einfacher machen, mit Twitter einen Teil ihres Lebensunterhalts über soziale Plattformen zu verdienen.
Eigene Regeln für ein entspannteres Twitter-Erlebnis
An alle Twitter-Nutzer richten sich dagegen einige Schutzfunktionen, die Twitter zu einem angenehmeren Raum mit entspannteren Diskussionen machen sollen. So sollen Nutzer einen Safety-Mode erhalten, in dem sie sich gezielter vor Hatespeech und unerwünschten Inhalten schützen können. Gleichzeitig ist sich das Unternehmen dem Vernehmen nach darüber bewusst, dass man beim Erkennen „unangemessener Konversation“ und beim Durchsetzen von Löschanträgen nicht immer das richtige Maß haben könne.
Nutzer können daher in Zukunft stärker als bisher ihre eigenen Regeln vorgeben, die dann im eigenen Bereich unangemessene Inhalte ausblenden. Zum einen lassen sich dabei wie bisher auch Unterhaltungen und Threads stummschalten und vorgeben, wer an einer Unterhaltung teilnehmen und Inhalte sehen kann. Davon abgesehen soll es jetzt auch thematische Channels geben, in denen nur bestimmte Themen stattfinden sollen. Allerdings wird es standardmäßig möglich sein, Tweets, die hier geposted werden, auch außerhalb zu zitieren und zu retweeten – es handelt sich also nicht etwa um absolut abgeschlossene Gruppen.
Kann Twitter so ein entspannter Ort für den Austausch werden?
Nutzer sollen dabei in Zukunft detaillierter als bisher Inhalte, Begriffe und Themen ausblenden können, die sie nicht sehen wollen. Sie sollen aber auch zusätzliche Möglichkeiten beim Blocken erhalten, etwa Blocklisten oder Algorithmen, die sich regelmäßig aktualisieren. Darüber hinaus soll es eine Möglichkeit geben, Leute nicht explizit zu blocken, da dies oftmals als aggressiv und unhöflich angesehen werde. Stattdessen sollen andere Mitglieder, die einem folgen „entfolgt“ werden können, ohne dass diese hierüber explizit informiert werden. Diese sehen dann halt nur die eigenen Inhalte nicht mehr. Möglich sein soll es in Zukunft auch, einzelne Nutzer gezielt aus einzelnen Diskussionen herauszuhalten, anders als bisher, wo man nur umgekehrt bestimmen kann, dass nur die eigenen Follower kommentieren können.
All das solle dazu führen, dass Twitter ein für alle entspannterer Ort wird – das ist auch angesichts der Diskussionskultur, die hier oft herrscht, zu empfehlen. Bisher ist vieles offenbar noch in der Entwicklung und in der Beta-Phase. Welche der Funktionen wann in der EU und in Deutschland verfügbar sind, dazu machte das Unternehmen keine expliziten Angaben. Klar ist aber, dass die genannten Innovationen zunächst unter iOS verfügbar sein werden und erst später für Android hinzukommen – und dass die USA stets der erste Markt sind, in denen die neuen Features ausgerollt werden.
Mehr Sicherheit kann man auch mit mehr Zensur übersetzen. Das NetzDG wirkt … kein Wunder dass die Berichte der EU und des juristischen Dienstes des Bundestages im Giftschrank gelandet sind. Meinungskontrolle und Steuerung ist die neue Macht. Grundrechte sind ein Auslaufmodell… und wenn sie jemand einfordert, kommt man mit einem nachgelagerten Gesetz und dem „Hate Speech“-Stempel. Nicht mal dreißig Jahre existiert die DDR nicht mehr… aber die Mechanismen kehren zurück.