Umweltfreundliche Raumfahrt: Erster Holz-Satellit erfolgreich ins All geschossen
Nach einigen Verzögerungen ist der erste aus Holz gefertigte Satellit der Welt am 5. November endlich in Richtung Weltraum aufgebrochen. Der Holz-Satellit, der den Namen Lignosat trägt, ist ein Projekt japanischer Forscher:innen der Kyoto Universität und des Holzunternehmens Sumitomo Forestry. Er befindet sich nun auf dem Weg zur Internationalen Raumstation ISS, von wo aus er ins All entlassen werden soll.
Dem Start an Bord einer SpaceX-Mission gingen Jahre der Entwicklung und Forschung voraus; t3n hat erstmals 2022 von dem ungewöhnlichen Unterfangen berichtet. Damals stand noch nicht fest, welche Holzart am besten für den Einsatz im Weltraum geeignet sein würde, und es folgte ein neunmonatiger Versuchsaufbau mit mehreren Holzarten an der Außenseite der ISS.
Lignosat: Holz-Satellit ist endlich im All
Der etwa handtellergroße Satellit wurde letztendlich aus Magnolienholz und in einer besonderen japanischen Bauweise gefertigt, die ohne Schrauben oder Kleber funktioniert. Ursprünglich war ein Start ins All für 2023 angepeilt worden. Daraus wurde erst Sommer 2024, dann September 2024 – Anfang November 2024 ist Lignosat, dessen Name sich vom lateinischen Wort für „Holz“ ableitet, jetzt endlich unterwegs.
Mit dem Projekt soll vor allem erforscht werden, inwieweit ein nachwachsender Rohstoff wie Holz Potenzial für eine Verwendung im Bereich der Raumfahrt bietet – bisherige Tests haben dabei selbst die forschenden Wissenschaftler:innen überrascht. „Die Fähigkeit des Holzes, diesen Bedingungen zu widerstehen, hat uns verblüfft“, erklärte Projektleiter Koji Murata Anfang 2024 die Forschungsergebnisse, denen zufolge die Holzproben, die ins All geschickt worden waren, keine messbaren Veränderungen der Masse oder Anzeichen von Zersetzung oder Beschädigung aufwiesen.
Nun soll Lignosat als erste praktische Anwendung von Holz in der Raumfahrt zeigen, was der umweltfreundliche Rohstoff kann. Die Vorteile umfassen das rückstandlose Verglühen bei Wiedereintritt in die Erdatmosphäre sowie den Kostenfaktor im Vergleich mit Aluminium. Zudem ermöglicht die Holzverkleidung erstmals das Anbringen von Antennen im Inneren des Satelliten.
Für den Versuch soll Lignosat nach seiner Aussendung von der ISS über mindestens sechs Monate in einer Umlaufbahn von etwa 400 Kilometern Höhe über der Erde im Einsatz sein.
Satellit ist erst der Anfang: Was die Forscher:innen noch planen
Die Wissenschaftler:innen der Kyoto Universität haben einen ambitionierten 50-Jahres-Plan aufgestellt, der die Bepflanzung von Mond und Mars mit Bäumen vorsieht, wie Reuters berichtet. Ziel ist der Bau von Holzhäusern im Zuge der Raumfahrt, wie auch der am Projekt beteiligte Jaxa-Astronaut Takao Doi erklärt: „Mit Holz, einem Material, das wir selbst produzieren können, werden wir für immer im Weltraum Häuser bauen und leben und arbeiten können.“
Für diese Absichten soll Lignosat nicht nur testen, wie Holz als Material auf die extremen Bedingungen und Temperaturschwankungen im All reagiert, sondern auch, ob Holz die Auswirkungen der Weltraumstrahlung auf Halbleiter reduzieren kann. „Es mag veraltet erscheinen, aber Holz ist tatsächlich eine hochmoderne Technologie auf dem Weg der Zivilisation zum Mond und zum Mars. Die Expansion in den Weltraum könnte der Holzindustrie neuen Schwung verleihen“, zitiert Reuters Kenji Kariya, Manager am Sumitomo Forestry Tsukuba Research Institute.
Sollte der Versuch mit dem Holz-Satelliten ein Erfolg werden und das Team hinter Lignosat beweisen können, dass die Technologie funktioniert, ist übrigens geplant, sie Elon Musks SpaceX anzubieten.