Menschen, die schon etwas älter sind, können sich noch gut an die Eingabemethode T9 erinnern, die längere Texte auf den numerischen Tastaturen früherer Handys möglich machte und dabei in gewisser Hinsicht Vorhersagefunktionen implementiert hatte. Es war ein schmerzhaft kompliziertes, aber immerhin brauchbares Verfahren.
Rückblick auf den Tastensaurier T9
Mit den Touchscreen-Smartphones wurde T9 obsolet, weil echte Tastaturen auf den Bildschirmen abbildbar wurden, was natürlich weitaus komfortableren Text-Input ermöglichte. Das scheint nicht jeder und jede so zu sehen.
Denn auf der Computermesse CES 2024 im US-amerikanischen Las Vegas hat nun das Startup Direction9 tief in die Mottenkiste der UX-Geschichte gegriffen, und die Uralt-Methode wieder ans Tageslicht befördert.
Auf den ersten Blick scheint die Idee nicht völlig abwegig zu sein. Immerhin will das Startup im Prinzip das auf jeder Fernbedienung vorhandene Steuerkreuz mit dem T9-Input belegen.
„Die Texteingabe auf dem Handy ist schwierig. Man muss auf das Telefon schauen, das einen Meter entfernt ist, und dann auf den Fernseher, der drei Meter entfernt ist. Man muss sich nach oben und unten konzentrieren und kann nicht blind tippen“, zeigt sich Leon Chang, Gründer von Direction 9, gegenüber TechCrunch überzeugt.
Lizenzierung an Streaming-Größen geplant
Gangs Team hat einen Prototyp in eine Android-Set-Top-Box gebaut und zeigt auf der CES unverdrossen das angebliche Potenzial seiner Lösung. Am liebsten würde er die Technologie an „Roku oder Netflix oder Apple oder Samsung, denken Sie an ein Unternehmen wie dieses. Jede Art von TV-Streaming-Unternehmen“ lizenzieren.
Chang ist absolut überzeugt davon, die beste Technologie für das Suchen und Finden auf dem TV-Screen entwickelt zu haben. Er behauptet sogar: „Es gibt keine andere Lösung: Wenn man nach einem Film oder einer Fernsehsendung suchen oder ein Passwort eingeben muss, ist dies die beste Lösung. Niemand sonst kann etwas schneller, intelligenter und einfacher anbieten“.
Vermeintlich einfachste Lösung übersieht die Realität
Dabei übersieht er indes, dass die meisten Streamingdienste sehr wohl einfachere Lösungen anbieten. Sei es in Form einer Anmeldung über das Notebook oder das Smartphone oder sei es, wie im iPhone-Falle, die Verwendung des Smartphones als Fernbedienung – komplett mit Tastatureingabe. Nahezu alle Dienste erlauben zudem die Steuerung per Spracheingabe.
„Unser Geschäftsmodell hängt davon ab, wer das Unternehmen ist, aber wir planen, 3, 1 oder 0,50 Dollar für jede ausgelieferte Fernbedienung zu verlangen“, verriet Chang dem TechCrunch-Kollegen. Der ist damit überzeugt davon, dass sich das Startup nicht wird durchsetzen können. Es würde uns überraschen, wenn er sich irrte.