US-Firma Clearview baut Gesichtsdatenbank mit 3 Milliarden Fotos auf

Wer befindet sich in der Riesendatenbank? (Foto: metamorworks/Shutterstock)
Die bislang kaum in Erscheinung getretene US-Firma Clearview hat laut einem Bericht der New York Times (NYT) rund drei Milliarden Bilder von Menschen aus dem Internet zusammengestellt, um eine umfassende Datenbank zur Gesichtserkennung zu entwickeln. Für die Datenbank seien öffentlich zugängliche Bilder bei Plattformen wie Facebook und Youtube oder dem US-Bezahlservice Venmo verwendet worden.
Die so erstellte Datensammlung soll Clearview dann im vergangenen Jahr mehr als 600 ungenannten Behörden als Service angeboten haben. Auf seiner Website bewirbt sich das Unternehmen als Technologie-Unternehmen, das dabei hilft, schwerste Verbrechen aufzuklären. Entsprechend bietet Clearview der Website zufolge seine Dienste ausschließlich Strafverfolgungsbehörden an.
Gründer von Clearview ist der 31 Jahre alte, aus Vietnam stammende Australier Hoan Ton-That, der inzwischen in den USA lebt. Ton-That mag ein paar eingefleischten iOS-Nutzern bekannt sein. Er hat etwas mehr als eine Handvoll Apps für das iPhone entwickelt, darunter eine, mit der sich Nutzer auf ihren Fotos Trumps charakteristische Frisur verpassen konnten.
Ebenso aus seiner Feder stammt die nicht mehr erhältliche iPhone-App Lifestream. Die tat wenig mehr, als die komplette Camera-Roll des Nutzers seinen „Freunden“ zugänglich zu machen. Ton-Thats ganzer Fundus an iOS-Apps ist hier dokumentiert. Darüber hinaus finden sich noch ein paar simple Spielchen unter dem Pseudonym Happyappy. Zudem hat Ton-That bei der Startup-Börse Angellist gearbeitet.
Ton-Thats zuvor praktisch unbekannte Firma Clearview trat erst durch die Recherchen der New York Times an die Öffentlichkeit. Ein früher Geldgeber war US-Milliardär Peter Thiel. Der Paypal-Mitgründer und Facebook-Investor hatte Clearview im Jahr 2017 mit 200.000 Dollar gegen einen Firmenanteil unterstützt. Er sei ansonsten nicht beteiligt, bestätigte sein Sprecher gegenüber der NYT.
Im Zuge der Recherchen hatte die Journalistin der NYT einige Polizisten gebeten, ihr Foto durch die Datenbank laufen zu lassen. Daraufhin sollen sie von Clearview-Vertretern mit der Frage angerufen worden, ob sie mit der Presse sprächen. Clearview zufolge hatte die Suchsoftware Alarm wegen ungewöhnlicher Anfragen geschlagen.
Der Bericht löste schon am Wochenende erste politische Reaktionen aus. Der demokratische US-Senator Ron Wyden zeigte sich besorgt und forderte, Amerikaner müssten wissen, ob ihre Fotos heimlich in einer privaten Datenbank landen.
Natürlich stellt sich die Frage nach dem Einsatzzweck und der Legitimation der Clearview-Lösung. In den USA prüfen etwa die Behörden die Identität aller Einreisenden per Gesichtserkennung. Dazu werden aber eigens Bilder angefertigt, die dann lediglich im Gegencheck geprüft werden. Es bestünde für diesen Anwendungsfall entsprechend kein Bedarf an der Clearview-Datenbank. Mit Material der dpa.
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