
Twitter-Nutzer sind weniger aktiv. (Foto: Shutterstock / Popel Arseniy)
Spätestens seit Elon Musk angekündigt hat, Twitter kaufen zu wollen, ist die Social-Media-Plattform in aller Munde. Allerdings scheint das die Zahlen nicht unbedingt positiv zu beeinflussen.
Die aktivsten Twitter-Nutzer werden immer inaktiver, was „verheerende Verluste” mit sich bringt. Das schreibt das Unternehmen in internen Forschungsdokumenten, die der Nachrichtenagentur Reuters vorliegen.
Hauptsächlich geht es um sogenannte „heavy tweeters”, also Twitter-Accounts, die besonders viele Beiträge verfassen. In diese Kategorie fallen Accounts, die sich an sechs oder sieben Tagen pro Woche einloggen und rund drei bis vier Mal pro Woche einen Tweet absetzen.
Laut Dokumenten sind das weniger als 10 Prozent der gesamten monatlichen Nutzer, die aber rund 90 Prozent aller Tweets und die Hälfte des weltweiten Umsatzes für Twitter ausmachen. Die Aktivität dieser Accounts befindet sich im „absoluten Verfall“, heißt es weiter.
Interesse der Twitter-Nutzer verschiebt sich
Außerdem haben die Forscher herausgefunden, dass sich die Interessen der englischsprachigen Twitter-Nutzer sich über die letzten zwei Jahre verschoben haben. Die Sorge hier ist vor allem, dass die Plattform dadurch unattraktiver für Werbetreibende wird.
Themen, die besonders interessant für diese sind, haben an Bedeutung verloren. Dazu gehören unter anderem News, Sport und Unterhaltung. Auf der anderen Seite haben die Themen Kryptowährungen und „Not safe for work (NSFW)” in diesem Zeitraum stark an Bedeutung gewonnen.
NSFW beschreibt grundsätzlich alles, was ihr nicht auf dem Bildschirm haben solltet, wenn der Chef oder Manager vorbeikommt. Dazu gehören auch Pornografie oder verstörende Inhalte. Twitter ist eines der wenigen großen Social-Media-Netzwerke, die Nacktbilder und andere pornografische Inhalte erlauben.
Der Rückgang von werbestarken Interessen ist für die Plattform vor allem darum besorgniserregend, weil Twitter in den USA allein im viertel Quartal mehr Werbeeinnahmen gemacht hat als im Rest der Welt zusammen. Hier finden sich diese englischsprachigen Inhalte vorrangig wieder.
Twitter meldet sich zu Wort
Reuters hat Twitter um eine Stellungnahme zu den internen Dokumenten geben, woraufhin sich ein Sprecher des Unternehmens dazu äußerte:
„Wir führen regelmäßig Untersuchungen zu einer Vielzahl von Trends durch, die sich basierend auf dem, was in der Welt passiert, entwickeln. Unser Gesamtpublikum ist weiter gewachsen und erreichte im zweiten Quartal 2022 238 Millionen mDAU“, heißt es dort.
Die Abkürzung „mDAU” steht für “Monetizable Daily Active Users”, also monetarisierbare täglich aktive Benutzer.
Nutzer gehen zu anderen Plattformen
In den internen Dokumenten vermuten die Twitter-Forscher, dass die „heavy tweeters”, die über Mainstream-Themen wie Mode, Sport oder Politik berichten, auf anderen Plattformen wie Instagram oder TikTok wechseln.
Außerdem zeigen sie sich überrascht, dass auch Themen wie E-Sports und Online-Streaming an Beliebtheit verloren haben. Das waren zuvor einige der größten Gemeinschaften auf der Plattform.
Derweil arbeitet Twitter wohl daran, Funktionen für die neu gewonnenen Interessensgebiete zu entwickeln. Gerüchten zufolge könnte es dort bald eine Wallet-Funktion für Kryptowährungen geben.