Umweltfreundlich und angesagt: Verkehrswende dank Lastenrad?
Klaus Obermaier hat kein Auto – und braucht es in der Stadt auch nicht. Er fährt Lastenrad. Damit erledigt er die Einkäufe und transportiert seine Tochter und deren Kita-Freundinnen durch Nürnberg. „Das Auto ist in der Innenstadt eher eine Belastung als eine Bereicherung.“ Dank Elektroantrieb düst er mit Tempo 25 mühelos an jedem Stau vorbei. Gerade mal eine Viertelstunde braucht er zum Beispiel raus nach Fürth. „Da merkt man, dass das ein echtes Verkehrsmittel ist“, sagt er. Und das Fahren mache richtig Spaß – zumindest, wenn ihn nicht gerade die kaputten Radwege ausbremsen.
Seit einem Jahr besitzt Obermaier das familienfreundliche E-Lastenrad. Damit geliebäugelt hat er schon länger. Den Ausschlag gab am Ende eine Förderung der Stadt Nürnberg im vergangenen Jahr, wodurch er 1.000 Euro Zuschuss bekam. In diesem Jahr hat die Stadt die Kaufprämie erneut aufgelegt. Nach zwei Tagen konnte sie keine Anträge mehr annehmen, weil schon viel mehr eingegangen waren als sie fördern konnte. „Das hat einen Dominoeffekt“, hat Friedrich Haberkern vom Umweltreferat festgestellt. Wenn mehr Lastenräder in der Stadt unterwegs seien, bewege das auch mehr Menschen dazu, umzusteigen.
Kaufprämien für Lastenräder
Mehr als 60 Kommunen in Deutschland und Österreich zahlen der Homepage cargobike.jetzt zufolge inzwischen Kaufprämien für private und gewerbliche Lastenräder. Darunter sind Großstädte wie Stuttgart, Köln und Leipzig, aber auch viele kleinere Städte. „Kaufprämien sind en vogue“, sagt der Berliner Politikwissenschaftler Arne Behrensen, der die Homepage betreibt.
Behrensen bezeichnet sich selbst als überzeugten Lastenradfahrer, Aktivisten und Lobbyisten. „Lastenräder sind ein sehr starker Symbolträger für die Verkehrswende“, sagt er. „Aber viel wichtiger wäre eine Förderung auf Bundesebene äquivalent zu den E-Autos.“ Das erspare den Kommunen viel Verwaltungsaufwand und sei gerechter, weil es überall die gleichen Förderbedingungen gebe.
Etwas mehr als ein Jahr ist es her, seitdem das mittelfränkische Erlangen als erste bayerische Kommune den Klimanotstand ausrief. Das Ziel: den Ausstoß von Kohlendioxid so weit wie möglich senken. Dazu sollen auch Lastenräder beitragen. „Wir wollen weg vom motorisierten Individualverkehr“, sagt Hannah Thiemann, die Radverkehrsexpertin der Stadt. Seit Mitte Juni gibt es deshalb auch in Erlangen eine Kaufprämie. Kostenlos leihen kann man die umweltfreundlichen Transportkutschen dort schon länger. Neun verschiedene Modelle stehen an mehreren Standorten bereit. Das größte gleicht eher einem Mini-Laster auf zwei Rädern. „Damit werden auch Umzüge gefahren“, sagt Thiemann.
Lastenräder auf dem Vormarsch
Ähnlich wie das Car-Sharing setzt sich das Lastenrad-Sharing in immer mehr deutschen Städten durch. Vorreiter war nach Angaben von Behrensen die private Initiative „Kasimir“ in Köln, die Vorbild für viele andere Verleihsystem wurde, zum Beispiel für das Projekt „Freie Lastenradler“ in München. Mittlerweile sind auch kommerzielle und kommunale Anbieter wie in Erlangen dazugekommen.
Bisher ist Lastenrad-Sharing vor allem eine Sache für hippe Großstädter. Das will das bayerische Verkehrsministerium ändern. In einem Modellprojekt unterstützt es mit insgesamt zwei Millionen Euro sieben kleinere Städte und Gemeinden dabei, Mietsysteme fürs Lastenradl aufzubauen. Bewerbungsschluss war am Mittwoch – und die Resonanz enorm: 92 Kommunen haben sich nach Ministeriumsangaben gemeldet.
Welch großes Potenzial Transporterräder haben, erforscht der Logistik-Professor Ralf Bogdanski an der Technischen Hochschule Nürnberg seit mehreren Jahren. Dafür arbeitete er 2017 mit zwei Paketzustellern zusammen, die über mehrere Monate 80.000 Pakete mit E-Lastenrädern statt mit Transportern zustellten – und das nun auch nach Projektende weiter tun. Gerade in Gebieten, wo Fußgängerzonen und geringe Durchschnittsgeschwindigkeiten Autos ausbremsten, sei das Lastenrad klar im Vorteil, sagt Bogdanski. Bis zu 30 Prozent des Sendungsaufkommens könnten sie in größeren Städten ersetzen. „Das würde zu einer deutlichen Entlastung des Verkehrs in Deutschland führen.“
Klaus Obermaier ist nach einem Jahr als Lastenradfahrer nach wie vor begeistert – aber auch ein wenig enttäuscht. „Ich sehe kaum Lastenräder im Stadtbild“, sagt er. Seine Erklärung: „Die Infrastruktur fehlt, Radwege sind zugeparkt.“ Auch Behrensen sieht die Verkehrswende deshalb noch in weiter Ferne. „Wir wollen ja Autos ersetzen – und zwar massenhaft. Da muss noch viel mehr geschehen.“ dpa
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Die meisten würden sich wundern, wieviel man mit einem „normalen“ Fahrrad transportieren kann, wenn dieses mit großen Gepäckträgertaschen ausgerüstet ist. Die hype-artige Fokussierung auf Lastenräder ist einseitig und kontraproduktiv: die Dinger sind gross, sperrig, teuer und in dem Großteil der Fahrten wird die Kapazität nicht annähernd gebraucht. Hauptproblem beim Einkaufen per Rad sind Getränke(Kisten), weil schwer und sperrig. Aber dafür gibt es mittlerweile Lieferdienste, die nutzt man halt einmal im Monat – und produziert dafür kein E-Fahrradschrott, weil man sonst locker mit dem Bio-Bike fahren kann.
Die Verkehrswege in Städten werden von ALLEN Mobiltätslösungen genutzt. Die fahrenden Kartoffelkisten sind das ineffizienteste was es gibt. Beim Fahren verstopfen sie die Fahrbahn und niemand kann die kriechenden Kisten überholen. Beim Parken verschlingen die Dinger halb soviel Platz wie ein Auto! Und das Argument das Auto steht zu 90% nur rum… Die Lastenräder auch! Jetzt auf Parkplätzen, Gehwegen und so weiter. Dafür hat niemand Platz!!! Das frisst ne halbe Garage und kann nix. Mit tun die Kinder die zwischen Bussen und LKWs in diesen Kisten sitzen leid. Ich hätte Angst um meine Kinder. Auto – presave, genormte Kindersitze, angeschnallt. Kartoffekiste – Brett und zwei Stricke plus einen Jogurtbecher auf dem Kopf. Sorry, ist was fürs Land oder Kleinstädte. Unzumutbar in der Stadt.
Die Dinger ist horend teuer!!!!!