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Virtuelle Influencerin Yuna: Das ist das Content-Projekt der Pro7-Tochter

Yuna lebt in Berlin und ist ewig 22 Jahre alt – kein Wunder, denn als virtueller Charakter muss sie nicht altern. Hinter der virtuellen Influencer:in steht ein Content-Team.

6 Min.
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Seit Sommer 2022 ist Yuna auf Instagram zu finden. (Bild: Studio 71)

Yuna war am Wochenende im Museum, sie fasziniert „jede Art von Kunst“ – zumindest steht das unter einem Post mit Gemälden auf Instagram. Gesehen hat sie die Bilder jedoch nie: Yuna ist eine fiktive Person, die laut Instagram-Beschreibung ewig 22 Jahre alt bleibt. Als virtuelle Influencerin ist sie seit dem Sommer 2022 unter „iamyunaverse“ auf der Plattform unterwegs.

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Schon der Name gibt einen Verweis auf ihre Virtualität, auch die Profil-Beschreibung „forever 22“ und „virtual girl living in Berlin“ weisen darauf hin. Auf den ersten Blick kann Yuna jedoch wie ein echter Mensch wirken: Die Proportionen ihrer Gliedmaße sind stimmig, die Größe ihres Kopfes passt zu ihrem Körper. Das Gesicht wirkt auf den ersten Blick meist menschlich, auf den zweiten oder beim Reinzoomen ist es dann aber doch zu glatt. Besonders an den Augen, denen ein natürlicher Glanz fehlt, ist zu sehen, dass Yuna kein Mensch ist.

Menschliches Aussehen bewusst gewählt

Hinter Yuna steht Studio 71, eine Tochter des Pro7-Konzerns: Das menschliche Aussehen war vom Team gewollt. „Wir haben dafür wirklich echte Menschen gescannt“, erzählt Andreas Meißner, Senior Vice President Creator & Business Development bei Studio 71. Verschiedene Bereiche, wie die Hauttextur und die Kopfform, wurden aufgenommen. „Dann haben wir die Aufnahmen so weit zusammengefasst und modifiziert, bis es unseren Vorstellungen entsprach“, so Meißner weiter.

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Im Team habe es konkrete Vorstellung gegeben, wie Yuna aussehen soll. „Unser Bild im Kopf, wie Yuna aussehen sollte, haben wir dann versucht umzusetzen – und ich glaube, das ist uns gut gelungen“, sagt Meißner. Für die Erstellung wurde unter anderem das 3D-Tool Maya benutzt. Wie viel die Erstellung von Yuna gekostet hat, verrät Meißner nicht.

Modisch gekleidet – die weißen Sneaker dürfen nicht fehlen – sitzt der virtuelle Charakter Yuna an einem realen Brunnen. (Bild: Studio 71)

Neben dem Aussehen wurden Yuna auch Werte und Themen zugeordnet. Hinter dem virtuellen Influencer steht ein Charakter-Konzept. Laut diesem ist Yuna gerade nach Berlin gezogen und findet sich in der neuen Stadt zurecht – das sei die Geschichte, die erzählt werden solle.

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Dabei gibt es inhaltliche Schwerpunkte. „Wir wollen zeitgeistige Themen bedienen wie Diversity, Female Empowerment und Body-Positivity“, so Meißner . Yuna würde Haltung beziehen. „Sie war gern auf dem CSD und hat eine bunte, positive Welt erlebt“, so Meißner. Im Grunde wolle sie ein guter Mensch sein.

Realität trifft Virtualität

Bloß ist Yuna nicht menschlich. Sie läuft nicht beim CSD mit, das Übernehmen Teammitglieder. Sie gehen raus und shooten den Content, der für Yunas Profil verwendet wird. So können klassische Bild-Postings entstehen oder Beiträge, in die Yuna reingearbeitet wird: Dann trifft Realität direkt mit Virtualität zusammen.

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Zu sehen ist das zum Beispiel in einem Posting vom 17. September 2022. Yuna ist darauf von hintem vor einem Spiegel zu sehen, in dem sie in einer Endlos-Schleife immer wieder wechselseitig zu sehen ist. „Bei diesem Post haben wir die reale mit der virtuellen Welt vermischt: Wir haben also ein Hintergrund-Foto geschossen und dann Yuna hineinprojiziert“, so Meißner. Das werde von einem 3D-Artist übernommen. Laut Meißner wollen sie mit solchen Beiträgen damit spielen, was ein virtueller Charakter im Gegensatz zu einem realen kann.

Redaktion steht hinter Yunas Inhalten

Zwar kann Yuna schnell zwischen Perspektiven wechseln, dafür kann sie jedoch nicht fühlen. In den Texten zu ihren Postings sieht das wieder anders aus: Darin geht es auch um Gefühle, um ihre Eindrücke und Erlebnisse. Die Sätze werden ebenfalls vom Team hinter Yuna geschrieben. Bei dieser redaktionellen Arbeit hält sich die zuständige Creative-Unit an das Charakter-Konzept – aber nicht nur das.

„Es ist ja klar, das Team lebt diesen Charakter natürlich, sie müssen sich in Yuna hineindenken und -fühlen“, sagt Meißner. Anfangs hätten sie sich beim gesamten Content noch näher an echten Menschen orientiert, mittlerweile wollen sie die Virtualität bewusst hervorheben.

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Das war auch ein Wunsch der Zielgruppe. Die sieht Studio 71 in Technik-affinen Personen, die zur Gen Y oder Gen Z gehören. Ihr Feedback für den Instagram-Auftritt sei in den ersten Wochen positiv gewesen. „Viele fanden die Story und den technischen Ansatz spannend“, fasst Meißner zusammen.

Es habe aber auch Wünsche für Veränderungen gegeben. „Ein Ansatz, denn wir jetzt auch schon aufgegriffen haben, war wirklich das Virtuelle ein bisschen mehr in den Vordergrund zu stellen“, so Meißner. Dem wäre das Yuna-Team nachgegangen – schließlich ist das auch in ihrem Sinn.

Yuna soll ihr virtuelles Dasein leben

Umsetzen wollen sie das mit Postings wie jenem vom 17. September: Yuna soll in der Realität platziert werden, aber Dinge tun, die für Menschen nicht so leicht möglich sind. Durchs Weltall fliegen wird sie wohl nicht: Der Virtualität ist durch die Geschichte des Charakters – die ewig 22-Jährige lebt in Berlin – Grenzen gesetzt. Thematisiert wird das Virtuelle zum Beispiel in den Texten, die zu den Posts erscheinen.

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Der Satz „Authentizität ist King“ gelte auch bei Yuna. Das Motto ist eigentlich unter realen Influencer:innen bekannt. Auch sie haben auf die virtuelle Kollegin reagiert. „Natürlich gibt es auch Menschen, die mit der Virtualität Berührungsängste haben“, erinnert sich Meißner. Dabei sei es nicht darum gegangen, den virtuellen Charakter als besorgniserregende Konkurrenz zu sehen, die Frage sei vielmehr die nach dem Sinn gewesen.

Virtuelle Influencer:innen zur Unterhaltung

Der Sinn liegt laut Meißner in der Unterhaltung. Er vergleicht die virutellen Influencer:innen mit Zeichentrick-Charakteren. „Wofür braucht man Pixar-Filme? Das ist einfach gute Unterhaltung, diese Filme sind Teil des Entertainments geworden“, macht Meißner klar. „Es spricht ja gar nichts dagegen, sich breit aufzustellen und auf der einen Seite virtuelle Charakter zu haben und auf der anderen echte“, fährt er fort.

Fashion-Branche als eine Einsatzmöglichkeit

Die virtuellen Influencer:innen sind damit eine Ergänzung der Realität – auch als neue Werbefläche. Yuna hat bisher eine Kooperation mit Phiber, einer Plattform für digitale Kleidung – wie viel Umsatz damit gemacht wurde, will Meißner nicht veröffentlichen.

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In der Fashion-Branche sieht Meißner eine Einsatzmöglichkeit für virtuelle Influencer:innen. „In der Fashion Branche findet bereits verstärkt in der Produktentwicklung eine Digitalisierung statt und der Markt für digitale Fashion Assets in Form von NFT wächst. Daraus ergeben sich native Anknüpfungspunkte für virtuelle Influencer:innen“, so Meißner. Generell sehe er keine Einschränkungen für Branchen.

Virtuelle Influencer:innen sind in anderen Ländern schon lange Trend

Die Werbung mit virtuellen Influencer:innen läuft in anderen Ländern schon lange – zum Beispiel in asiatischen und amerikanischen Ländern. Ein bekanntes Beispiel ist Lil Miquela: Die virtuelle Influencer:in wirbt für Fashion-Labels und macht Musik. Entwickelt wurde sie von Bud, einer US-amerikanischen Firma, die Charakter für Storytelling entwickelt.

Das Deutschland bei dem Trend hinterherhinkt, ist auch Meißner bewusst. „Innovationen kommen häufig aus dem Osten und Westen. In Deutschland haben wir dagegen eine oftmals verhaltene Innovationsdynamik und springen später auf Trends auf “, so Meißner. Laut ihm sei jetzt der Zeitpunkt gekommen, mit dem Thema auch in Deutschland auf Offenheit zu stoßen.

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Yuna ist nicht allein

Yuna ist dabei nicht die erste virtuelle Influencerin aus Deutschland. Noonoouri trat 2021 bei den About-You-Awards auf. Anfang Oktober 2022 zählt sie bei Instagram 404.000 Follower:innen und ist international bekannt – unter anderem Kim Kardashian hat ihr zum Geburtstag gratuliert.

Noonoouri ist klar als virtuelle Person zu erkennen: Ihr Aussehen erinnert an eine Mischung der My-Scene-Puppen von Mattel und Mangas. Das unterscheidet sie von der menschlicher aussehenden Yuna. Einen ähnlich realistischen Ansatz hat dagegen Ella Stoller – der Instagram-Account liegt allerdings seit Mai 2021 brach und ihr Tiktok-Profil ist nicht mehr aufrufbar.

Auf der Videoplattform ist auch Yuna noch nicht zu finden: Bewegtbild-Content soll es aber perspektivisch auch geben. Generell könne sich Meißner in Zukunft sogar eine Einbindung von virtuellen Influencer:innen in Serien oder Video-Formaten vorstellen. Erstmal hat Yunas Welt Anfang Oktober 2022 ein neues Mitglied bekommen: Der männliche Studio-71-Charakter Ilio ist bei Instagram gestartet. Wie Yuna das wohl findet?

Ilio ist der zweite virtuelle Influencer von Studio 71. (Bild: Studio 71)

Von Influencer:innen überlaufen – Diese Orte sind nach Social-Media-Hypes geschlossen:

Von Influencer:innen überlaufen: Diese Orte sind nach Social-Media-Hypes geschlossen Quelle: Shutterstock
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