
Das Hermann Oberth Gedenkhaus. (Foto: Shutterstock / Adriana Iacob)
Das Buch „Rakete zu den Planetenräumen“ des Physikers Hermann Julius Oberth ist mittlerweile 100 Jahre alt. Es ist das erste Werk, das auf Grundlagen der Physik beschreibt, wie eine Rakete ins Weltall tatsächlich funktionieren könnte.
In Zeiten von SpaceX und Elon Musk erinnert sich allerdings kaum jemand außerhalb der Raumfahrtbranche an den Pionier der Raumfahrt. SpaceX zollt dem deutschen Physiker immerhin Respekt, indem sie einen ihrer Konferenzräume nach Oberth benannt haben.
Das und mehr hat „heise online“ über das Lebenswerk von Oberth in einem Artikel zusammengefasst.
Durch Fiktion inspiriert
Von Raketen, die ins All fliegen, war Oberth schon in der Kindheit begeistert. Erste Pläne für Raketen entwarf er als Schüler am Gymnasium, inspiriert von Mondromanen von Jules Vernes und eigenen astronomischen Beobachtungen.
Danach studierte er Physik in München, Göttingen und Heidelberg, wo er das Manuskript zu seinem Buch verfasste. Zu der Zeit gab es noch keine Raumfahrt außerhalb von fiktiven Geschichten.
Joachim Block, Honorarprofessor an der TU Braunschweig, erklärt gegenüber Heise, dass Oberth damals gleich zwei Vorurteile über die Raumfahrt aus dem Weg geräumt hat. Zum einen ging man damals davon aus, dass Raketen sich im Vakuum des Weltalls nirgendwo abstoßen könnten und so keinen Antrieb generieren. Zum anderen war man der Meinung, dass es schlicht keinen Treibstoff gäbe, der genügend Energie speichern kann, um eine Rakete aus dem Anziehungsfeld der Erde zu befördern.
Treibstoff muss nicht mit von der Erde
Oberth stellte allerdings klar, dass ein Großteil des Treibstoffs die Erde gar nicht verlassen muss. Noch bei heutigen Raketenstarts sieht man einen großen Feuerball auf der Erde, wo sehr viel des Treibstoffs verbrannt wird, der dann logischerweise nicht mehr in die Luft befördert werden muss.
Außerdem arbeiten Raketen mit verschiedenen Stufen, die abgeworfen werden, wenn sie nicht mehr benötigt werden. Das ist ebenfalls Ballast, der nicht weiter angetrieben werden muss. Als Treibstoff schlug Oberth flüssigen Sauerstoff und Spiritus vor.
Buch wurde 1923 veröffentlicht
Oberth wollte mit „Rakete zu den Planetenräumen“ eigentlich in Deutschland promovieren. Das funktionierte allerdings nicht, da die Arbeit als zu fantastisch abgewiesen wurde. Etwas später, am 26. Juli 1923, wurde sein Buch dann vom Verlag Oldenbourg veröffentlicht.
Später hat es dann Wernher von Braun in die Finger bekommen. Er nutzte das Wissen von Oberth, um Raketenwaffen im Zweiten Weltkrieg für die Nazis zu produzieren. Dass Oberths Raketen zu Waffen verarbeitet werden würden, war allerdings nicht seine Absicht, schreibt Heise.
Obwohl Oberth viel für die Raumfahrt getan hat, geriet er in Vergessenheit. Das liegt unter anderem an dem Wettlauf ins All zwischen den USA und der Sowjetunion in den 1970ern. Die beiden Nationen zogen es vor, ihre eigenen Wissenschaftler ins Rampenlicht zu stellen, wodurch Hermann Julius Oberth an Bedeutung verlor. Seine Arbeit gilt trotzdem weiterhin als einer der Grundpfeiler der modernen Raumfahrt.