Arbeiten am Walking Pad: Ich habe 2 Wochen lang ein Office-Laufband getestet
Ich gebe es zu: Ich habe mich mehr als einmal gefragt, warum ich diesen Selbstversuch in der Redaktionskonferenz gepitcht habe. Ich, die „Sitzen“ durchaus als eines ihrer Hobbys bezeichnen würde – ich will ein sogenanntes Office-Laufband testen.
Diese besonderen Laufbänder werden auch Walking Pads genannt; von den Geräten, die man auch aus dem Fitnessstudio kennt, unterscheiden sie sich einerseits durch die fehlenden Haltegriffe. Walking Pads erreichen zudem geringere Geschwindigkeiten, die dafür je nach Gerät in kleineren Schritten einstellbar sind. Sie sollen gerade Schreibtischarbeiter:innen dabei unterstützen, mehr in Bewegung zu sein und nicht nur dazusitzen.
Das wiederum klingt schon eher nach mir: Ich sitze zwar normalerweise bei der Arbeit, aber nie lange still und selten länger als ein paar Minuten in derselben Position. Mein Stuhl knarzt deshalb manchmal bedenklich, und nervig ist mein Rumgeturne für meine Kolleg:innen hin und wieder auch. Das wiederum könnte mit dem Laufband allerdings auch passieren – wer schon einmal im Fitnessstudio auf einem trainiert hat, weiß, dass das nicht flüsterleise vonstattengeht.
Es sind viele Fragen, die mir im Kopf herumschwirren, während ich das Home Office Laufband K1 des deutschen Anbieters Kuipers auspacke. Das geht überraschend schnell und einfach: Das Laufband ist bereits komplett montiert und einsatzbereit; nachdem ich es an den Strom angeschlossen habe, kann ich losgehen.
Strecke, Zeit, Kalorien – ich habe viel Auswahl
Dafür habe ich überraschend viele Möglichkeiten: Ich kann mir aussuchen, ob ich eine bestimmte Strecke zurücklegen oder eine bestimmte Zeit gehen möchte. Schritte zählen kann das Laufband allerdings nicht. Dafür kann ich einstellen, dass ich eine bestimmte Kalorienzahl verbrennen möchte; dazu gibt es insgesamt zwölf Trainingsprogramme. Dass der Kalorienverbrauch verlässliche Angaben liefert, zweifelt mein Kollege Kai direkt an – „dafür müsste ich doch wenigstens mein Gewicht eingeben“, meint er.
„Ich bin nicht zum Abnehmen hier, sondern zum Arbeiten“, denke ich mir, und laufe einfach mal los. Die Geschwindigkeit kann ich in Schrittchen von 0,1 Kilometern pro Stunde in einem Bereich von 0,5 bis sechs Stundenkilometer einstellen. Über die Fernbedienung kann ich nach der perfekten Geschwindigkeit suchen und zwischen den einzelnen Modi wechseln – das funktioniert auch, gestaltet sich in der Praxis aber etwas umständlich: Weil das Laufband unter meinem Schreibtisch liegt, kann ich seine Displayanzeige nicht sehen – eine (Desktop-)App wäre hier das Tüpfelchen auf dem i. So steige ich eben mehrmals auf das Gerät und wieder runter, bis alles passt.
Ich starte mit gemütlichen 0,9 Kilometern pro Stunde, Kuipers selbst empfiehlt den Bereich von 1,6 bis 2,5 Kilometern pro Stunde für die Arbeit. Das ist mir zu schnell, merke ich nach ein paar Minuten – nicht unbedingt, weil es mir an Kondition mangelt. Stattdessen stelle ich fest: Je schneller ich gehe, desto schwerer fällt es mir, Inhalte auf meinen Monitoren zu fokussieren und die richtigen Tasten auf der Tastatur zu treffen. Zudem irritiert es mich, dass ich nicht sehen kann, wo ich hinlaufe beziehungsweise meine Füße platziere. Dieses Gefühl lässt mit der Zeit zum Glück nach, und auch meine Treffsicherheit an der Tastatur wird besser.
Allerdings zeigt sich schnell: je höher die Geschwindigkeit, desto lauter die Geräuschkulisse. Vom Laufband selbst geht eigentlich nur ein schleifendes Geräusch aus, das sehr gleichmäßig ist und gut ausgeblendet werden kann. Kuipers selbst gibt den Lautstärkebereich mit 42 bis 51 Dezibel an – das ist vergleichbar mit dem Geräusch eines Kühlschranks oder einem leisen Gespräch.
Doch schnellere Schritte bringen eben auch mehr Kraft auf das Gerät – mein gemächliches Tempo sorgt für deutlich weniger Beschwerden vonseiten der Kolleg:innen als die sportlicheren drei bis vier Kilometer pro Stunde, die ein Kollege auswählt, und bei denen jeder Schritt deutlich hörbar ist. Schnell machen sich die Ersten auf die Suche nach ruhigeren Arbeitsplätzen.
Ich hingegen stelle fest: Mir macht es wirklich Spaß, auf dem Office-Laufband zu gehen. Das Walking Pad bietet mehr Abwechslung und ich habe das Gefühl, weniger in einen – man verzeihe mir das Wortspiel – Trott zu verfallen, weil ich bei der Kopfarbeit in Bewegung bleibe. Ob ich jetzt kreativer bin, ist schwer zu sagen, aber ich fühle mich besser. Daran könnte ich mich gewöhnen, wäre da nicht ein Problem …
Das Walking Pad ist nicht groß – aber trotzdem im Weg
Kuipers selbst wirbt mit der „schlanken Silhouette“ des Laufbands. Und tatsächlich: Mit Gesamtmaßen von 120x54x13 Zentimetern – die reine Lauffläche nimmt davon 106×44 Zentimeter ein – ist das K1 fast schon handlich. Auch das Gewicht ist mit rund 21 Kilogramm kein allzu großes Hindernis, wenn es darum geht, das Laufband wegzuräumen.
Trotzdem bekomme ich Platzprobleme, als ich beschließe, dass ich jetzt doch mal wieder im Sitzen arbeiten möchte. Natürlich könnte ich das Laufband einfach wegräumen und zum Beispiel an die Wand lehnen. Aber dann müsste ich es zum nächsten Einsatz wieder umständlich aufbauen – darauf habe ich eigentlich keine Lust. Als Behelfslösung schiebe ich das Laufband also erst mal schräg unter den Schreibtisch und steige drüber, wenn ich aufstehen will.
Schön sieht das nicht aus, obwohl sich das Home Office Laufband K1 eigentlich sehen lassen kann: Mit seinem Rahmen aus nachhaltigem Echtholz – neben meinem Testgerät in „heller Esche“ stehen auch noch „dunkle Esche“ und „Kirsche“ zur Auswahl – wirkt das Gerät ziemlich edel und hebt sich von herkömmlichen Laufbändern aus Kunststoff optisch doch ab. Das hat allerdings auch seinen Preis: 419 Euro kostet das Walking Pad in meiner Konfiguration, die beiden anderen Holzarten kosten noch einmal zehn beziehungsweise 20 Euro mehr.
Fazit
Schreibtischarbeit und Bewegung schließen einander aus – sollte man meinen. Dank Walking Pads wie dem Home Office Laufband K1 von Kuipers kann jetzt auch auf seine – allerdings nur geschätzten – 10.000 Schritte kommen, wer acht Stunden am Tag vor einem Monitor verbringt. So weit die Theorie.
Nach gut zwei Wochen mit dem Laufband von Kuipers kann ich sagen: Es ist toll, neben Sitzen und Stehen noch eine dritte Option für die Arbeit am Schreibtisch zu haben. Der Kreislauf kommt auch beim langsamen Gehen in Schwung – das dürfte gerade für Frostbeulen im Winter ein echter Vorteil sein. Zudem fördert Bewegung die Kreativität.
In der Praxis braucht es allerdings tolerante Kolleg:innen oder Kopfhörer mit Geräuschunterdrückung und eine sinnvolle Möglichkeit, das Walking Pad so beiseite zu räumen, dass es weder im Weg liegt, noch so gut verstaut ist, dass es zu aufwendig wäre, es hervorzuholen.