Außerirdisches Leben: Neue Studie erklärt, warum wir Spuren von Aliens wohl nie finden werden

Seit Jahrzehnten suchen Forschende nach Hinweisen auf außerirdische Zivilisationen – insbesondere nach sogenannten Technosignaturen: künstlichen Strukturen, die groß oder dauerhaft genug sind, um aus großer Entfernung sichtbar zu sein. Eine der bekanntesten Ideen ist die Dyson-Sphäre: eine hypothetische Megastruktur, mit der eine Zivilisation die gesamte Energie eines Sterns ernten könnte.
Das Konzept geht auf den US-amerikanischen Physiker Freeman Dyson zurück, der in den 1960er-Jahren vorschlug, dass weit entwickelte Kulturen riesige Kollektoren oder Satellitenschwärme bauen könnten, um das Maximum aus ihrer Sonne herauszuholen.
Kollision statt Kommunikation
Eine neue physikalische Analyse liefert nun eine mögliche Erklärung, warum wir bislang keine Spuren solcher Strukturen entdeckt haben: Die Technik selbst könnte der Grund für ihr Verschwinden sein. Denn Dyson-Sphären – oder genauer: Dyson-Schwärme – könnten sich nach relativ kurzer Zeit selbst zerstören, bevor Teleskope auf der Erde überhaupt eine Chance hätten, sie zu sehen.
Das legt eine aktuelle Studie von Brian C. Lacki von der Universität Oxford im Vereinigten Königreich nahe, die auf dem Preprint-Server arXiv veröffentlicht wurde.
Wenn Megastrukturen sich selbst zerlegen
Im Fokus der Studie stehen sogenannte „Megaswarms“ – Schwärme von Abermillionen Satelliten, die in verschiedenen Umlaufbahnen einen Stern umkreisen. Diese gelten als realistisches Modell für Dyson-Sphären, da stabile Hohlkugeln in planetengroßem Maßstab materialtechnisch kaum vorstellbar sind.
Doch gerade die große Anzahl dieser orbitalen Bausteine führt zu einem Problem: Ohne ständige Steuerung geraten sie in chaotische Bahnmuster, beginnen zu kollidieren und lösen dabei eine Trümmerkaskade aus. Ein Phänomen, das schon heute im erdnahen Orbit als Kessler-Syndrom gefürchtet ist.
Instabil von Anfang an
Laut Lackis Berechnungen ist ein vollkommen ungeordnetes Satellitenfeld in kürzester Zeit zerstört – teils binnen weniger Jahre. Auch optimierte Schwärme mit geordneten Bahnen und abgestimmten Inklinationen könnten ohne aktives Management nur einige Millionen Jahre überdauern. Ein Wimpernschlag im kosmischen Maßstab.
„Man kann nicht so viel Material um einen Stern platzieren, ohne dass es eines Tages kollidiert und sich selbst zerlegt – es sei denn, jedes einzelne Teil hält sich aktiv an die Bahnregeln“, wird der Astronom Jason Wright von der US-amerikanischen Pennsylvania State University im britischen Magazin New Scientist zitiert.
Nur sichtbar, solange sie genutzt werden
Für die Suche nach Technosignaturen im All bedeutet das: Selbst wenn Dyson-Sphären gebaut wurden, wären sie für uns kaum sichtbar – es sei denn, sie würden in diesem Moment aktiv betrieben. Das widerspricht einer oft geäußerten Hoffnung in der SETI-Forschung, wonach solche Strukturen auch lange nach dem Verschwinden ihrer Erbauer:innen weiter existieren und sichtbar bleiben könnten.
Lackis Studie liefert ein physikalisch fundiertes Gegenargument: Ohne fortlaufende Navigation, etwa über Solarsegel oder automatische Bahnregelung, verfallen Dyson-Sphären in relativ kurzer Zeit buchstäblich zu Staub.
Fermi-Paradoxon neu gedacht
Die Ergebnisse werfen auch ein neues Licht auf das Fermi-Paradoxon – also die Frage, warum wir bislang keine Hinweise auf außerirdische Intelligenz entdeckt haben. Vielleicht sind Spuren da gewesen, aber sie haben sich längst selbst gelöscht.
Oder wie es der New Scientist formuliert: Technosignaturen wie Dyson-Sphären sind nur sichtbar, solange sie benutzt werden – und das Universum ist alt.