Bisher gingen Wissenschaftler:innen davon aus, dass Wasser auf dem Mond vor allem an den kalten Polen zu finden ist – in Kratern, die immer im Schatten liegen. Den Berechnungen von Computermodellen zufolge dürfte Wasser, das der Sonnenbestrahlung ausgesetzt ist, schnell verdunsten. Aktuelle Beobachtungen zeigen aber, dass es Wasser auch auf der der Sonne zugewandten Mondseite gibt. Wie das möglich ist, zeigt jetzt eine Studie der Nasa auf.
Wie kann Wassereis auf dem Mond „überleben“?
Für das Forschungsteam um Björn Davidsson vom Jet Propulsion Laboratory der Nasa waren die Beobachtungen von Wasser auf der Sonnenseite des Monds zunächst gegen die Intuition, wie es in einer Mitteilung der Nasa heißt. Wasser, so Davidsson, dürfte in dieser Umgebung eigentlich nicht „überleben“. Die Forscher:innen stellte sich daher die Frage, wie Wassereis auf Körpern mit dünner Atmosphäre bestehen kann.
Die zunächst gefundene Erklärung, dass das Wassereis im Inneren von Gesteinen oder unter Glas, das bei Meteoriteneinschlägen entstanden sein könnte, „festgehalten“ werde, mussten die Forscher:innen revidieren. Denn das Wasser wird den Beobachtungen zufolge zur Mittagszeit, wenn die Sonne am höchsten steht, weniger und später wieder mehr. Nach einer Anpassung des Computermodells um aktuelle Karten, die auch Krater und schattige Areale enthalten, stellte das Forschungsteam eine neue Theorie auf.
Wassereis verdunstet und sinkt in den Schatten
Demnach dürfte das Wassereis unter dem Einfluss der Sonnenbestrahlung zunächst schmelzen und in Molekülform in die Exosphäre aufsteigen. Lässt der Einfluss der Sonne nach, kühlen die Moleküle ab und sinken als Wassereis wieder in die Schatten der Felsen und Krater zurück. Die Ergebnisse der Studie („Implications of surface roughness in models of water desorption on the Moon“) wurden im Fachmagazin Monthly Notices of the Royal Astronomical Society veröffentlicht.
Interessant dürften die Ergebnisse auch für ein besseres Verständnis darüber sein, welche Rolle Schatten für das Vorkommen von Wasser(-eis) auf dem Mars spielen. Hier hatte die Nasa gerade erst festgestellt, dass die Mars-Seen wohl eher aus gefrorenem Ton als aus Wasser bestehen dürften.