Weiterbildung unzureichend? 61 Prozent glauben, dass ihnen wichtige Fähigkeiten fehlen

Der Arbeitsmarkt ist im Wandel. Die sich rasant weiterentwickelnde Digitalisierung bewirkt, dass die Jobwelt sich weiter transformiert hin zu einer zunehmend stärker globalisierten und durch und durch automatisierten Arbeitsrealität. Die Mehrheit der Talente auf der ganzen Welt macht sich aufgrund des raschen technologischen Wandels und der steigenden Anforderungen an neue Kompetenzen erheblich Sorgen um ihre beruflichen Perspektiven.
Kompetenzen: Wichtige digitale Fähigkeiten fehlen
Laut einer Befragung von Goodhabitz, einem globalen Anbieter für Online-Weiterbildungen, hat mehr als die Hälfte der Arbeitnehmenden weltweit das Gefühl, dass ihnen die für die Zukunft erforderlichen Fähigkeiten fehlen. Als Reaktion darauf fordern die Berufstätigen ihre Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber auf, mehr Möglichkeiten zur Weiterqualifizierung und zur Umschulung zu bieten, um die wachsenden Wissenslücken zu schließen.
So sind 80 Prozent der Arbeitnehmenden weltweit der Meinung, dass ihre Arbeit in den nächsten zwei Jahren noch stärker digitalisiert wird. Umso überraschender ist es, dass 53 Prozent der Meinung sind, dass ihnen derzeit die digitalen Fähigkeiten fehlen, um ihre Arbeit ausreichend zu erledigen. 41 Prozent geben zu, dass der Mangel an persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten es ihnen schwer macht, die richtigen Soft Skills für ihre Arbeit zu entwickeln.
Die Untersuchung ergab auch, dass die Arbeitgebenden zwar die Bedeutung von Fort- und Weiterbildung erkennen, aber nicht genug tun, um die wachsende Nachfrage nach Fortbildung zu befriedigen. Nur 48 Prozent der befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gaben an, dass ihre Führungskräfte ihnen Weiterbildungskurse anbieten, die für ihre Arbeit relevant sind. 39 Prozent sagen aber auch, dass ihnen gar keine Schulungen angeboten werden.
Weiterbildung: Diskrepanz in der Wahrnehmung
Eine weltweite Untersuchung von Cornerstone, einem Anbieter einer Talentmanagement-Software, zeichnet ein ähnliches Bild. Ein zentrales Ergebnis ist, dass es eine Diskrepanz in der Wahrnehmung darüber gibt, ob die Weiterbildungsmaßnahmen ausreichend sind. So sehen 90 Prozent der befragten Unternehmen den Bedarf an Kompetenzentwicklung gedeckt. Hingegen halten 46 Prozent der Mitarbeitenden die Maßnahmen für nicht ausreichend.
Die Folge ist, dass 65 Prozent der befragten Arbeitnehmenden eigenständig nach zusätzlichen Inhalten für ihre Weiterbildung suchen. 62 Prozent sind beispielsweise auf der Suche nach mehr Coaching- und Mentoring-Angeboten. Auch E-Learning spielt dabei eine große Rolle. Dass sie damit richtig liegen, untermauert auch das Weltwirtschaftsforum, das schon seit einigen Jahren auf die steigende Nachfrage nach einer völlig neuen Art von Fähigkeiten hinweist.
Zwei Arten von Fachwissen kristallisieren sich dabei heraus. Hinsichtlich der Hard Skills wird verstärkt der Umgang mit KI immer bedeutender. Angefangen bei den Grundlagen der KI zu Konzepten, Prinzipien und Anwendungen von ChatGPT bis BeautifulAI bis hin zu Wissen rund um Programmierung, Machine-Learning und Datenanalyse. Hinsichtlich der Soft Skills werden vor allem Kommunikationsfähigkeiten im Remote Kontext immer relevanter.
Die Weiterbildung während des Jobs ist bestimmt ein extrem wichtiges Thema. Sie kostet natürlich Zeit und Geld, was den Arbeitgebern nicht schmeckt. Außerdem besteht Arbeit immer zu einem Teil aus Routinen, für die man, wenn man sie erst einmal beherrscht, eigentlich kaum noch Weiterbildung benötigt. Großer Vorteil von Weiterbildung während des Jobs könnte sein, dass man genau den spezifischen Bedarf und die Bildungslücken erkennt, die für diese Arbeit benötigt werden. Es ist aber die Frage, ob dieser Ansatz überhaupt richtig verfolgt wird und es überhaupt genug Anbieter für solche Weiterbildungen gibt. Für allgemeine Grundlagen fühlen sich Chefs und Chefinnen verständlicherweise weniger zuständig. In Stellenanzeigen für qualifizierte, anspruchsvolle Jobs spiegelt sich kaum eine besondere Bereitschaft zur Einarbeitung und Begleitung. Anscheinend ist man der Meinung, dass die Kapazität dafür nicht ausreicht. Und wenn man sich „auf gut Glück“ VOR der Arbeit weiterbildet, ist es mehr ein Glücksspiel, bei dem man hinterher festellt, dass die Fähigkeiten wieder nicht richtig zum Anforderungsprofil passen. Außerdem dienen die Weiterbildungsfirmen ja auch ihrem eigenen Geschäftsmodell, da kann der Weitergebildete schon mal zu kurz kommen.