Weltraumteleskop Gaia: Wie die Esa ein Loch mit einem Softwareupdate reparierte

Weltraumteleskop Gaia kartiert seit 2013 Positionen und Bewegungen von Milliarden von Sternen in der Milchstraße. Doch kürzlich kam es zu zwei Vorfällen, in deren Folge die Mission fast unmöglich geworden wäre.
Wie die Europäische Weltraumorganisation Esa mitteilt, wurde Gaia im April von einem Mikrometeoriten getroffen, der kleiner als ein Sandkorn war und dennoch großen Schaden angerichtet hat. Mit besonders hoher Geschwindigkeit unterwegs, traf er in einem derart ungünstigen Winkel auf die Schutzabdeckung, dass er ein kleines Loch hineingeschlagen hat.
Riesige Mengen falscher Daten wurden zur Erde geschickt
In der Folge konnte Streusonnenlicht in das Innere gelangen, wodurch die empfindlichen Sensoren des Weltraumteleskops gestört wurden, die Licht in elektrische Signale umwandeln. Kurz darauf versagte im Mai dann auch die Elektronik eines Sensors, der dafür zuständig ist, die Erkennung von Sternen zu überprüfen und zu bestätigen.
Weil der Sender nicht mehr in der Lage war, falschpositive Signale und somit falsche Sternerkennungen herauszufiltern, sendete Gaia fortan Tausende Falschsignale. Unter dieser Flut konnten dann auch die echten Signale nicht mehr erkannt werden.
Physisch konnte das Loch nicht repariert werden
Schuld daran war womöglich derselbe Sonnensturm, der stark genug war, um beispielsweise in Deutschland selbst in ungewohnten Breitengraden wie dem Allgäu Polarlichter erscheinen zu lassen. Da es für die Wissenschaftler:innen keine Möglichkeit gab, den Schaden aus 1,5 Millionen Kilometern Entfernung physisch zu reparieren, mussten sie sich anderweitig behelfen.
Wie das gelang, erklärt der Gaia-Ingenieur Edmund Serpell folgendermaßen: „Indem wir den Schwellenwert verändert haben, ab dem Gaias Software einen schwachen Lichtpunkt als Stern identifiziert, konnten wir die Anzahl der Fehlerkennungen drastisch reduzieren.“
Jetzt liefert das Weltraumteleskop sogar bessere Daten als vorher
Für diese Lösung mittels Softwareupdate haben Expert:innen der Esa monatelang mit weiteren des European Space Astronomy Centres (ESAC) und des Raumsondenkonstrukteurs Airbus zusammengearbeitet. Dabei haben die Wissenschaftler:innen dann auch noch die Optik der Zwillingsteleskope von Gaia neu justiert und damit erreicht, dass die von dort gesendeten Daten qualitativ jetzt hochwertiger sind als je zuvor.