Rekord im All: Warum man diesen Kosmonauten als Zeitreisenden bezeichnen kann

Diesen Ausblick auf die Erde kann Oleg Kononenko auf der ISS noch bis September genießen. (Foto: Dima Zel/Shutterstock)
881 Tage, also knapp zweieinhalb Jahre – so viel Zeit hat der russische Kosmonaut Oleg Kononenko mittlerweile im Weltall verbracht und damit einen neuen Weltrekord aufgestellt. Der 59-Jährige verbesserte am vergangenen Wochenende die bisherige Bestmarke seines russischen Kollegen Gennadi Padalka.
Im Juni wird er wohl die 1.000-Tage-Marke knacken
Kononenko hat Padalkas Rekord an Bord der Internationalen Raumstation ISS gebrochen, das berichtet die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass. Im Juni wird er wohl die 1.000-Tage-Marke knacken, denn seine Mission endet erst im September.
„Ich fliege in den Weltraum, um das zu tun, was ich liebe, und nicht, um Rekorde aufzustellen“, sagte Kononenko. Seit seiner Kindheit habe er davon geträumt und danach gestrebt, Kosmonaut zu werden. Trotz der großen Entfernung von der Erde fühle er sich nicht „benachteiligt oder isoliert“, erklärte er, schließlich halte ihn die moderne Technologie mit seinen Lieben in Verbindung.
Darum ist der Russe mittlerweile eine Art Zeitreisender
Das Besondere an Kononenkos Situation: Er ist mittlerweile eine Art Zeitreisender. Wie das? Wenn sich Astronaut:innen im Orbit befinden, bewegen sie sich im Vergleich zu den Menschen auf der Erde mit höherer Geschwindigkeit, denn die ISS ist mit 28.160 Kilometer pro Stunde unterwegs und umkreist die Erde etwa alle 90 Minuten.
Aufgrund dieser extrem hohen Geschwindigkeit vergeht die Zeit für Astronaut:innen etwas langsamer als für uns Erdenbürger:innen, auch wenn das subjektive, persönliche Gefühl des Zeitablaufs konstant bleibt, wie Gizmodo erklärt. Der Physiker Albert Einstein beschrieb das als Zeitdilatation bekannte Phänomen in seiner Speziellen Relativitätstheorie von 1905.
Laut Albert Einstein ist Kononenko der Rekord-Zeitreisende
Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie von 1916 führt zu dem gegenteiligen Effekt: Das schwache Gravitationsfeld lässt die Zeit auf der ISS im Vergleich zur Erdoberfläche etwas schneller vergehen. Im Endergebnis beider Theorien altern die ISS-Astronaut:innen minimal langsamer als die Menschen auf der Erde, und zwar innerhalb von sechs Monaten um etwa fünf Millisekunden. So wird Kononenko am Ende seiner Mission 0,02 Sekunden des Lebens auf der Erde verpasst haben, wie es bei Gizmodo heißt.
Keine Frage, das ist offensichtlich eine nicht wahrnehmbare Zeitspanne, weshalb diese Art von „Zeitreise“ nicht gerade in jene Kategorie fällt, die in Science-Fiction-Filmen präsentiert wird. Trotzdem ist Kononenko auf der Basis von Einsteins Theorie bisher am weitesten durch die Zeit gereist.
Übrigens: Den Rekord für den längsten Einzelaufenthalt im Weltraum hält auch ein Russe. Waleri Poljakow verbrachte zwischen Januar 1994 und März 1995 437 Tage am Stück auf der Raumstation Mir.